«Wir müssen rasch vor Ort sein – dürfen aber nie das Blaulicht einschalten»

Jeannette Vogel | 
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Andreas Marty und sein Sohn und Nachfolger Fabian Marty bauen an der Rundbuckstrasse. Bild: Jeannette Vogel

Der Fahrzeugausrüster Marty aus Neuhausen zieht im kommenden Jahr in ein neues Gebäude und stockt das Personal auf.

In der «Blaulichtbranche» ist An­dreas Marty seit mehr als 25 Jahren. Neuwagen der Marken wie VW, Škoda, Volvo oder BMW werden als «normales» Fahrzeug angeliefert und als fertiges Einsatzfahrzeug von der Marty Systemtechnik ausgeliefert. Die Neuhauser Firma baut elektronische Ausrüstung ein: Im Fall der Polizei etwa multifunktionale Lichtbalken sowie Blitzleuchten, Sirenen, Funk, Radar, Nachfahrkameras, Navigationssysteme oder Unfalldatenschreiber. «In der Anfangszeit war unser Kernbereich hauptsächlich der Handel mit Blaulichtbalken, am damaligen Standort auf dem Arova- Areal in Flurlingen», sagt der Firmenchef. Mit der Erweiterung des Geschäftsbereiches auf komplette Fahrzeugumbauten wuchs auch der Platzbedarf – und das mehr als einmal. 2002 zog die Firma in den Rundbuck, in ein eigens gebautes Firmengebäude. Im kommenden Jahr zieht die Firma in einen Neubau, er liegt nur einen Steinwurf vom jetzigen Standort entfernt. Der Spatenstich erfolgte diese Woche.

Das stetig wachsende Auftragsvolumen erforderte bereits mehrere Anbauten. Bis zu seiner Pensionierung hätte es so weitergehen können, sagt der Firmengründer. Doch nachdem feststand, dass Sohn Fabian – er arbeitet seit rund sechs Jahren im väterlichen Betrieb – in seine Fussstapfen treten wird, hat sich An­dreas Marty für einen Neubau entschieden. Das Grundstück liegt an der Rundbuckstrasse: «Nach längerem Hin und Her konnten wir das Land von der Gemeinde Neuhausen erwerben.» Der jetzige Standort habe zu wenig Arbeitsplätze, und auch bei der Lagerfläche stosse die Marty Systemtechnik fast täglich an ihre Grenzen. Das neue Gebäude werde 70 mal 20 Meter gross und mehrere Büroräume, grosse Lagerräume und acht Arbeitsplätze für Fahrzeugumbauten haben. Im kommenden Sommer soll es bezugsbereit sein. Es gab noch einen zweiten Grund für ein neues Firmengebäude: «Einen Traumauftrag von 100 Fahrzeugen für die Militärpolizei.»

Rund 120 Fahrzeuge pro Jahr rüstet Marty Systemtechnik aus. 85 Prozent sind Polizei-, 5 Prozent Ambulanzfahrzeuge, und 10 Prozent machen Fahrzeuge, die viel Werkzeug mitführen müssen aus, wie beispielsweise die Schaffhauser Verkehrskadetten. Wichtig sei bei den Einsatzfahrzeugen, die ab und zu mehr als nur eine Schramme abbekämen, auch ein schneller Service: «Wir müssen immer sehr rasch vor Ort sei. Wir dürfen aber nie das Blaulicht einschalten.»

Neu Busse anstelle von PKW im Einsatz

Gegründet wurde das Unternehmen vor 26 Jahren. Seitdem seien die Systeme immer moderner geworden, die Aufgaben der Polizei seien jedoch in etwa unverändert geblieben, sagt der Firmenchef. Allerdings sei deren Arbeit immer gefährlicher geworden, und die Gewalt habe zugenommen. Wurden früher mehrheitlich PKW ausgerüstet, sind es heute Busse. Denn sie müssten mehr Ausrüstungsgegenstände wie schwere Westen und Schilder mitführen, so Marty. Seit etwa vier Jahren werden vermehrt auch sogenannte Schutzzellen in die Busse eingebaut. Diese Zellen aus Metall, die mit einer Plexiglasscheibe versehen seien, dienten dem Schutz der Ordnungshüter – damit sie im Fahrzeug nicht Spuckangriffen oder Schlimmerem von Fahrgästen ausgesetzt seien, erklärt Marty.

Wie wird das Einsatzfahrzeug der Zukunft bestückt sein? Der Firmengründer wirft einen Blick gen Osten: «In Dubai gibt es bereits Fahrzeuge mit Gesichtserkennung. Dazu wird es bei uns wohl nicht kommen.» Es gebe jedoch bereits Lichtbalken, die automatisch Nummernschilder scannen und so etwa gestohlene Fahrzeuge erkennen könnten: «Das könnte eine Möglichkeit sein», sagt Marty. Damit die Kunden stets das Neueste testen können, hat die Firma eigene mit Blaulichtsystemen ausgestattete Fahrzeuge. Die Testfahrzeuge kommen – nach entsprechender Bewilligung – auch bei Fernsehproduktionen zum Einsatz, so Marty.

Im Neubau wird es auch Platz für mehr Mitarbeiter haben: Andreas Marty plant für das kommende Jahr eine Aufstockung von aktuell 9 auf 12 bis 14 Personen.

Blaues Warnlicht im Strassenverkehr

Blaues Licht ist im Strassenverkehr unverwechselbar und wird von Weitem als Warnsignal wahrgenommen. Im Gegensatz zu etwa rotem, gelbem, grünem oder weissem Licht kommt blaues Licht weder in Lichtsignalen noch in Strassen-, Baustellen- oder Fahrzeugbeleuchtung vor. Blaulicht wird in Zen­traleuropa eingesetzt.

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