An diesen Orten ist die Gewittergefahr im Kanton am höchsten

Ralph Denzel | 
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Im Kanton Schaffhausen gibt es Orte, an denen es teils heftiger gewittert als anderswo. Bild: Radio Munot/zVg

Wenn es blitzt und donnert, schwanken die Menschen zwischen Faszination und Sorge. Wie eine Auswertung jetzt zeigt: Im Kanton Schaffhausen gibt es vor allem zwei Orte, an denen es besonders häufig Gewitter gibt.

Gewitter sind an sich ein spektakuläres Schauspiel und rein naturwissenschaftlich betrachtet höchst faszinierend: Ein Donnerschlag, der die Entladung begleitet, kann bis zu 120 Dezibel laut werden. Zum Vergleich: Am Stars in Town werden ungefähr 100 erreicht. Im Blitzkanal selbst können Temperaturen von bis zu 30'000 Grad erreicht werden. Das ist fünfmal so heiss wie die Sonne, auf deren Oberfläche man «nur» 6000 Grad hat. Ein Blitz ist dabei so schnell, dass er zwischen einem Zehntel und einem Drittel der Lichtgeschwindigkeit erreichen kann.

Trotzdem können diese Phänomene auch beängstigend sein: MeteoSchweiz schätzt, dass es 150'000 Blitzeinschläge pro Jahr in der Schweiz gibt. Meteorage, eine Firma, die sich auf die Verfolgung Registrierung von Blitzen spezialisiert hat und mit der staatlichen Organisation zusammenarbeitet, registrierte für 2024 dabei 215'318 in der Schweiz.

Auch im Kanton Schaffhausen gibt es regelmässig teils heftige Gewitter. In zwei Regionen ist die Gefahr von einem Blitz getroffen zu werden ausserdem deutlich höher – und das hat Gründe.

2. August 2024: Was Gewitter anrichten können

Bei einem Gewitter sollte man sich tunlichst davor schützen, von einem Blitz getroffen zu werden, denn die Energie, die dort freigesetzt werden kann, ist verheerend:

Wenn ein Blitz in den Boden einschlägt, bildet sich augenblicklich ein sogenanntes Fulgurit. Die Hitze sorgt dafür, dass der Boden sofort verglast, das teils über mehrere Meter tief. Brennbares Material wird sofort entflammt. Trifft es einen Menschen, sind schwerste Verbrennungen die Folge, wenn laut dem deutschen Elektrotechnikerverband (VDE) bis zu 100’000 Volt durch den Körper jagen. Zum Vergleich: Bei Hinrichtungen auf dem elektrischen Stuhl werden zwischen 500 und 2000 Volt genutzt. Herzrhythmusstörungen, Versagen des Nervensystems, Lähmungen, Hirnblutungen und sogar Nierenversagen sind nur ein paar der möglichen Folgen.

Betrachtet man Statistiken von MeteoSchweiz, dann sieht man, dass es in der Region durchschnittlich 13 Gewittertage pro Jahr gibt. Als solche zählen Tage, an denen es mindestens ein Gewitter gab. Für viele dürfte noch der 2. August 2024 also solch einer im Gedächtnis geblieben sein. An diesem Tag kam es zu heftigsten Unwettern. In Gächlingen und Oberhallau stand das Wasser teils einen halben Meter hoch, Autos und Container wurden weggespült.

Vorausgegangen war dem ein heftiges Gewitter. MeteoSchweiz registrierte alleine an diesem Tag 128 Blitze über dem Gebiet.

Spitzenreiter im Kanton Schaffhausen

Eine Ausnahme? Nein. Denn laut dem Austrian Lightning Detection and Information System (Aldis) sind der Ober- und Unterklettgau die Regionen im Kanton, die die höchste Blitzdichte verzeichnen. Schaut man sich dort speziell Hallau an, so wurden dort laut MeteoSchweiz allein 2024 188 Blitze registriert. Im Jahr 2023 waren es 120. Zum Vergleich: Im Schaffhausen gab es laut Aldis 2024 gerade mal 74 Blitze.

Warum kracht es also so viel häufiger im Klettgau? Das dürfte auch an den Bergen liegen, die sich im Klettgau befinden. Hanglagen können etwa die Häufigkeit und Intensität von Gewittern beeinflussen. So ist es möglich, dass Berge und Hänge dazu führen, dass Luftmassen aufsteigen, was die Bildung von Gewitterwolken begünstigt.  

So sah es in Oberhallau 2024 nach dem Unwetter aus. Bild: Radio Munot/zVg

Gehen wir zurück zum 2. August 2024, denn an diesem Tag spielten auch weitere Gründe eine Rolle, warum vor allem der Ober- und Unterklettgau so oft von Gewittern heimgesucht werden kann: Die Topografie in dieser Gegend sorgte mit der Aufheizung für «Aufwinde», sodass die feuchtwarme Luftmasse auch dynamisch gehoben wurde. Weiter waren sogenannte Konvergenzen, also das Zusammenströmen von Luftmassen, ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Faktor bei dem Unwetter – und kommen immer wieder vor.

Klettgau-Bewohner müssen also auch in Zukunft damit rechnen, dass es heftiger über ihren Köpfen donnert. Die schöne Landschaft macht es möglich.

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