Täglich unter Hochspannung
Seit 70 Jahren sorgt die Bachmann Neukomm AG dafür, dass der Strom fliesst. Während sich physikalisch am Stromkreislauf in dieser Zeit rein gar nichts verändert hat, so waren die technischen Fortschritte enorm.
An der Mühlenstrasse 66 in Schaffhausen prangt seit über fünf Jahrzehnten in grossen Lettern «BNAG» an der Hauswand. Der Hauptsitz der Bachmann Neukomm AG ist heute Ausgangsort für 25 Mitarbeitende und Lernende, die sich um Elektroinstallationen, Beleuchtungen, Kommunikationsverkabelungen sowie um neue Haushaltsgeräte kümmern. Sie sind in der Stadt Schaffhausen und in Neuhausen genauso tätig wie im Zürcher Weinland und im Raum Winterthur. Seit drei Jahren führt Rolf Leu als Geschäftsführer den Betrieb – nun feiert er zusammen mit seinem Team das 70-Jahre-Jubiläum.
Elektroinstallationen sind nur ein Steckenpferd der Bachmann Neukomm AG.
Bild Ramona Melis
Fokus auf persönliches Engagement
Die Bachmann Neukomm AG arbeitet seit der Gründung im Jahr 1951 mit starkem Fokus auf ausgezeichnete Qualität und persönlichen, engagierten Einsatz. Das zahlt sich in Form von langjährigen, vertrauensvollen geschäftlichen Partnerschaften aus. «Wir arbeiten mit einigen Architekten, Verwaltungen und Bauherren bereits seit vielen Jahren zusammen», erzählt Rolf Leu. Bei den Aufträgen kann der Arbeitsanfall stark variieren: Von einer halben Stunde bis hin zu einer Grossbaustelle, die über ein Jahr dauert, ist alles möglich.
Die grossen Fortschritte in der Technik in den letzten beiden Jahrzehnten haben auch für Elektroinstallateure grosse Herausforderungen mit sich gebracht. Die Bachmann Neukomm AG bleibt am Puls der Zeit und bildet sich stetig weiter, um die Kundschaft aus einer Hand beraten zu können. Gerade in Bezug auf die Gebäudeautomatisation hat sich vieles verändert, erzählt Rolf Leu: «Neubauten sind heute fast ausschliesslich sogenannte ‹Smart Homes› – alles wird mit dem Handy gesteuert. Unser digitales Wissen wächst fast täglich.» Doch auch alte, sanierungsbedürftige Häuser benötigen elektrische Spezialisten, die sich mit früheren Bau- und Installationstechniken auskennen. «Wer nur Neubauten anschliesst, kommt bei einem alten Gebäude an seine Grenzen, daher ist es wichtig, dass unsere Lernenden alles kennenlernen», erklärt der Geschäftsführer, der in seinem Betrieb diese Abwechslung problemlos bieten kann.
«Uns Elektrikern wird es bestimmt nicht langweilig werden. Ohne Strom geht es nicht. Die Frage ist allerdings, woher er kommen soll.» Rolf Leu
Geschäftsführer
Bachmann Neukomm AG
Herausforderung Normendschungel
Physikalisch ändert sich am Stromkreislauf nichts, aber die Normen dafür werden für die Fachleute alle fünf Jahre angepasst. Die Schweizer Eigenheiten verschwinden langsam aber sicher, das Regelwerk gleicht sich den europäischen Vorgaben an. Neben einigen Erleichterungen kommt für die Betriebe dabei auch viel Komplexität hinzu. «Der Papierkrieg ist viel umfangreicher geworden. Ich merke es gut daran, dass ich heute viel mehr am Computer sitze als früher», sagt Rolf Leu, der bereits bei der Bachmann Neukomm AG seine Lehre absolviert hat und viele Jahre Berufserfahrung mitbringt.
Der Fachmann ist mehr als gespannt, was die Technik in Zukunft noch alles bringen wird. «Heutzutage ist schon so vieles möglich, aber ich bin mir sicher, da kommt noch mehr auf uns zu. Uns Elektrikern wird es bestimmt nicht langweilig werden», sagt Rolf Leu mit wissendem Lächeln, «ohne Strom geht es nämlich nicht, vor allem in Zukunft. Die Frage ist allerdings, woher er kommen soll.» Mit besorgter Miene spricht er von ungelösten Bedarfsproblemen bei den erneuerbaren Energien, wenn der Atomstrom eines Tages wegfällt. Doch unbeirrtes Weiterwerken steht für die Bachmann Neukomm AG ausser Frage: «Wir wollen unseren Fortbestand sichern und die Zahl unserer Arbeitsplätze beibehalten.»
Komplett verkabelt: Oft wird die Bachmann Neukomm AG für ganze Überbauungen engagiert, wie hier in Löhningen bei 4 x 4 Reiheneinfamilienhäusern an der Rössligasse.
Bild Ramona Melis
Weit mehr als Licht und Schalter
Beim Begriff Elektroinstallationen denken wir sofort ans Licht. Doch ohne Elektrizität würde in unserem Alltag fast nichts mehr richtig funktionieren. Daher sind die Dienstleistungen der Bachmann Neukomm AG so essenziell.
Ein gutes Miteinander und klare Kommunikation stehen bei der Bachmann Neukomm AG im Zentrum.
Bild Ramona Melis
Auf der Suche nach jungen Talenten
Die Bachmann Neukomm AG bildet seit jeher Lernende aus. Heute gibt es zwei Elektrikerberufe, für welche die Schaffhauser Firma Lehrstellen anbietet: Den Montage-Elektriker (drei Jahre) und den Elektroinstallateur (vier Jahre), wobei der Beruf nicht der Männerwelt vorbehalten bleibt – er wäre durchaus für junge Frauen geeignet. Die Voraussetzungen sind ein grosses Interesse an Technik, eine gute Farbwahrnehmung sowie Präzision, Geschick und Gespür in der Feinmotorik – zudem sind gute Schulnoten gefragt. «Die Ausbildungen sind beide schulisch anspruchsvoll, und es gibt neben dem Praktischen auch viele Vorschriften zu büffeln», erklärt Geschäftsführer und Ausbildner Rolf Leu.
Gut geschulter Nachwuchs wird bei der Bachmann Neukomm AG gross geschrieben.
Bild Roberta Fele
Die Branche kämpft mit einem starken Mangel an Lernwilligen. Aber nicht etwa aufgrund des wachsenden Anspruchs an die jungen Berufsleute: «Wir haben wie die meisten Bauberufe Probleme damit, Interessierte zu finden und junge Leute zu begeistern.» Dabei gilt die Lehre in der Elektrobranche als besonders sicher, und Ausgebildete sind nach der Lehre extrem gefragt. In der Elektrobranche lernen junge Leute mit viel Abwechslung und dank täglichen Herausforderungen die Grundlagen für die Technologien der Zukunft kennen.
Auch Rolf Leu versucht einen Fachkräftemangel bei der Bachmann Neukomm AG zu vermeiden: «Wenn immer möglich, versuchen wir, die Lernenden nach der Lehre weiter bei uns zu beschäftigen.» Als Lehrmeister versucht er, seine Lernenden individuell nach ihren Neigungen und Eignungen einzusetzen. «Wenn das Interesse da ist, gebe ich unseren Lernenden gerne schon früh Verantwortung. Damit haben wir einige sehr gute Erfahrungen gemacht.» So dürfen die Lernenden auf der Baustelle auch mal in eine andere Position schlüpfen, die Arbeitsplanung übernehmen oder gar die Arbeiten leiten. Er selbst leitete im dritten Lehrjahr die elektrische Sanierung eines Altersheims: «Dabei habe ich so viel für meine berufliche Zukunft gelernt.» Es brauche dazu aber eine gewisse Willensstärke und Selbstsicherheit, denn ein Elektriker sei bis zu einem gewissen Punkt immer ein Einzelkämpfer. «Erst bei grösseren Aufträgen werden Teams zusammengestellt», so Rolf Leu.