Der letzte Lachs am Rheinfall

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Ein Fischer löst den Hebemechanismus für das Netz aus, worauf dieses an den Rändern hochgehoben wird. Dann schöpft er den im Netz zappelnden Fisch mit einem Beeren und bringt ihn ans sichere Ufer zum Abtransport. Bild: zvg

Mit seinem Buch «Der letzte Lachs am Rheinfall», das dieser Tage im Meier Buchverlag Schaffhausen erscheint, schuf der Neuhauser Heiner Matzinger ein kulturhistorisch wertvolles Werk über die Lachsfischerei am Hochrhein im Zeitalter der Industrialisierung.

Von Daniel Haberthür

Das Fischereihandwerk erlernte der Autor Heiner Matzinger, Jahrgang 1955, als Bub Anfang der Sechzigerjahre von seinem Vater, einem passionierten Fischer. Das musisch-künstlerische Naturell bekam er von seiner Mutter mit, das historische Interesse von seinem Grossvater, wie Matzinger nicht ohne Stolz erzählt.

Diese Eigenschaften sollten ihm, der Geschichte studierte und die Ausbildung zum Zeichenlehrer mit Diplom abschloss, auf dem über zehnjährigen Weg zu seinem Buch, den er gerne mit einer strapaziösen Reise in ein unbekanntes Land vergleicht, zugutekommen. Aber auch andere Umstände spielten eine entscheidende Rolle: So vermachte ihm die Betreiberin des Fischereimuseums aufgrund seiner Begeisterung für den Lachsfang am Rheinfall die komplette Sammlung. Die Faszination, dass es im Rhein bei Neuhausen einmal Lachse zu fangen gab, war schliesslich der zündende Funke für das Buchprojekt, nachdem es zuvor mit der Wiederbelebung des Fischereimuseums nicht geklappt hatte.

Der Lachs, ein Symbol

Für den Autor ist der Lachs ein Symbol für königlichen Genuss, sauberes Wasser und urtümliche Natur. Das Vorkommen des Lachses im Hochrhein zu bestimmten Jahreszeiten und der Fischfang bestimmten massgeblich den Lebensrhythmus der lokalen Bevölkerung im 19. Jahrhundert. Die traditionellen und lokal sehr unterschiedlichen Methoden des Lachsfangs, die Verpachtung der Fischereien sowie die Verteilung und Zubereitung des Fangs prägten die Kultur der Menschen am Fluss, vom Rheinfall bis in die Niederlande.

Mit zunehmender Industrialisierung verschwanden der Lachs und die mit ihm verknüpften Traditionen in einem schleichenden Prozess aus unserer Region und in den knapp 100 Jahren, die seither vergangen sind, auch aus dem Bewusstsein der hiesigen Bevölkerung. Heute erinnern an den Salm oder Lachs nur noch alte Wirtshausschilder, Strassen- oder Flurnamen. Fotografien oder Postkarten, die einen Eindruck vom einstigen Lachsfang am Rheinfall vermitteln könnten, sind kaum zu finden. In seinem Buch zeichnet Matzinger den Prozess dieses Verschwindens detailliert nach. Damit ruft er ausserdem das Wissen um das einstige Handwerk des Lachsfangs und damit ein bemerkenswertes Stück Lokalgeschichte in Erinnerung, ergänzt um zahlreiche Abbildungen, eigene Zeichnungen, Dokumente und Tabellen. Wann Salm? Wann Lachs? Schaffte es der Lachs den Rheinfall hinauf? Solche Fragen werden geklärt.

Reiche Quelle, weitreichende Fülle

Das von Franziska Rütschi ansprechend gestaltete Buch wird so zu einer breit gefächerten Darstellung sowohl der hiesigen Lachsfischerei als auch derjenigen an Hoch- und Oberrhein allgemein in der Zeit von ca. 1830/1870 bis 1920. Es umfasst zudem eine Darstellung des Lebenszyklus der Rheinlachse, widmet sich lokalen Ereignissen und Besonderheiten und gibt einen Überblick über die Bestrebungen, den Lachs im Rhein wiederanzusiedeln.

Wer für die hiesige Lachsfischerei Interesse zeigt oder kulturhistorisch interessiert ist, findet in diesem Werk eine weitreichende Fülle an Informationen und Quellen zu diesem Thema.

Buchpräsentation: Sonntag, 30. April, 11 Uhr, Restaurant Volkshaus, Neuhausen am Rheinfall.

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