Arbeit am feinen Detail, am grossen Bogen

Mark Liebenberg | 
Noch keine Kommentare

An den Meisterkursen in Schaffhausen feilen junge Klassiktalente an ihrem Können. Die Zeichnerin Linda Graedel war einen Tag lang dabei und hat ihre Eindrücke zu Papier gebracht.

«Das ist die schöne Stelle, dann spielt sie doch auch so!» – «Es muss noch spannender werden, ihr seid mir noch zu gefällig.» – «Du musst da mehr ­hervortreten, du bist hier nicht bloss Statistin.» – Direkte, ehrliche, gut ­gemeinte Worte, die Meisterkurse-Dozent Werner Bärtschi dem Lindenquartett zuruft. Die vier jungen Musiker aus Basel, Luzern, Zürich und Hamburg nehmen sich die Ratschläge zu Herzen, spielen die Passage nochmal und nochmal und nochmal. Und versuchen gemeinsam mit dem erfahrenen Kammermusikexperten Bärtschi zu verstehen, wie man diese Stelle im ersten Satz von Ludwig van Beethovens 4. Streichquartett interpretieren kann. Bärtschi gibt einen überraschenden Tipp. «Wir haben vor einem Konzert mal statt einer Hauptprobe jeder seine Stimme für sich intensiv geübt, und es klang danach viel besser.»

Vom Klang zum Wort zum Bild

Musik in Worte fassen. Darum geht es bei den Schaffhauser Meisterkursen auch. Welche Worte finden für Klingendes, Tönendes, für das Geräusch schlechthin, das aus einem Geigenkasten oder aus dem Klavierdeckel hervorkommt? Wie über das reden, was Musik ausdrückt? Gewiss, es gibt Tempobezeichnungen, genaue Begriffe für dynamische Abstufungen, es gibt einen Notentext. Doch wie beschreiben, was zwischen den Stimmen in einem Streichquartett passieren soll, wie sagen, was für eine Geschichte Beethoven auf vier Notenlinien erzählt?

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, heisst es. Vielleicht mehr noch als eine Fotografie hält eine Zeichnung den idealen Moment – oder auch nur den flüchtigsten – als Skizze fest, lässt weg, deutet an, bildet nicht ab, zeigt nicht die Wirklichkeit, sondern friert einen Moment ein, wie er gewesen sein könnte. Oder vielleicht war. Oder sein sollte.

Die Schaffhauser Künstlerin Linda Graedel setzte sich für die SN mit Block und Zeichenstift gestern in die für die Öffentlichkeit frei zugänglichen Kurse und liess sich inspirieren: von Gesten, Körperhaltung, Gesichtsausdrücken bei konzentriertem Musizieren, beim Sprechen über Musik und beim Zuhören. Und verlieh damit dem Aspekt des musikalischen Kommunizierens und des Kommunizierens über Musik einen ganz eigenen Ausdruck.

Übrigens findet auch ein Abschlusskonzert statt. Genau Angaben finden Sie hier www.nordagenda.ch.

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren