Nach Unwetter in Misox: Die wichtigsten Tipps, wie Sie dem Stau entkommen

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Stau am Gotthard ist die Folge des Schadens an der A13. Bild: Key

Nach dem Unwetter in Misox ist die wichtigste Ausweichroute zum Gotthard gesperrt. Die Fahrt in den Süden dürfte diesen Sommer noch mehr zur Geduldsprobe werden als sonst. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur anrollenden Reisewelle. 

 

Von Leandra Sommaruga, Mark Walther und Reto Wattenhofer

Wie kommen Reisende mit dem Auto nun am besten in den Süden?

Wer diesen Sommer südwärts will, kommt um die A2 durch den Gotthard kaum herum. Einzig Reisende an die Côte d’Azur können komfortabel die Strecke via Genf wählen. Komplizierter wird es für jene, die nach Italien oder Kroatien wollen. Die Autobahn durch den Gotthard bleibt die schnellste Verbindung, obwohl mit noch mehr Staus zu rechnen ist, insbesondere an Wochenenden.

Für die Fahrt nach Kroatien kann sich für Reisende aus dem Grossraum Zürich und St.Gallen die Fahrt via München, Innsbruck und den Brennerpass lohnen. Eine andere Möglichkeit, die Blechkolonne am Gotthard zu umgehen, ist eine Passfahrt. Je nachdem wo man die Reise startet, bieten sich unterschiedliche Optionen.

Welche Pässe würden sich zur Umfahrung des Gotthard eignen?

Marco Wölfli, Sprecher des TCS empfiehlt Reisenden aus der Nordwestschweiz, aus Bern und dem Grossraum Zürich den Weg über den Gotthardpass oder den Lötschberg-Autoverlad als Alternative. Der Autoverlad durch den Simplon sowie die Strasse über den Pass führen weiter nach Italien. Wer ins Tessin möchte, kann aus dem Wallis auch über den Nufenen fahren.

Eine weitere Alpenquerung führt vom Unterwallis über den Grossen Sankt-Bernhard nach Italien. Der Tunnel ist gebührenpflichtig, die Passstrasse ist offen. Die Fahrt über den Berg dauert allerdings etwas länger. Für Reisende aus der Ostschweiz eignet sich auch der Lukmanierpass, um den Gotthard zu meiden.

Könnte der Verkehr über die Kantonsstrasse rollen?

Theoretisch könnte im Misox statt der A13 auch die ebenfalls beschädigte Kantonsstrasse zwischen den Gemeinden Lostallo und Messoco als Alternative dienen. Sofern die Strasse bald wieder geöffnet und von den Kantonsbehörden dafür freigegeben wird. Vorderhand scheint dies aber eher unwahrscheinlich.

Der Bündner Regierungspräsident Jon Domenic Parolini sagte am Sonntag, die Kantonsstrasse diene in erster Linie der lokalen Bevölkerung. Andernfalls sei der Kollaps programmiert.

Wann  sind die grössten Reisewellen zu erwarten?

Wie wichtig die A13 als Ausweichroute ist, zeigte sich bereits am Wochenende. Nachdem die Strecke durchs Misox ausgefallen war, staute sich der Verkehr am Gotthard bald auf 10 Kilometer. Doch die Reisewelle rollt erst an: Bereits nächsten Samstag starten die Schulferien in den Kantonen Appenzell Innerrhoden, beider Basel, Genf, Glarus, Waadt, Graubünden und Wallis.

Die anderen Deutschschweizer Kantone folgen eine Woche später, Zürich am 13. Juli.

Ab Mitte Juli dürfte mit der grössten Reisewelle in Richtung Süden zu rechnen sein, wenn grosse deutsche Bundesländer wie Baden-Württemberg, Bayern oder Nordrhein-Westfalen Schulferien machen. Auch in den Niederlanden beginnen ab dem 6. Juli die Ferien. Ohnehin stellt sich am Gotthard jeweils nur die Frage, wie lange der Stau ist. 

Gemäss dem diesjährigen Staukalender von Viasuisse und TCS ist Ende Juni an jedem Wochenende mit einem «sehr hohen Verkehrsaufkommen» zu rechnen – also mehr als 6 Kilometer Stau.

Wie wichtig ist die San-Bernardino-Route?

Wie wichtig die nun geschlossene San-Bernardino-Route für den alpenquerenden Verkehr ist, zeigen die Zahlen: Letztes Jahr fuhren laut Daten des Bundesamts für Strassen in den drei Wochen vom 24. Juli bis zum 13. August durchschnittlich rund 15'000 Fahrzeuge pro 24 Stunden durch den San-Bernardino-Tunnel.

Durch den Gotthard fuhren im selben Zeitraum fast 29'000 Fahrzeuge pro 24 Stunden. Etwas mehr als ein Drittel des Verkehrs auf diesen zwei Routen fliesst zur Sommerferienzeit also durch den San Bernardino.

Ist die Bahn eine Ausweichmöglichkeit?

Nur bedingt. Seit der Entgleisung eines Güterzuges Mitte August 2023 im Gotthard-Basistunnel kann die Strecke nur einspurig befahren werden. Die vollständige Wiederinbetriebnahme ist für diesen September geplant. Erst ab diesem Zeitpunkt können die SBB den vollständigen Halbstundentakt im Fernverkehr zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin wieder anbieten.

Die SBB haben bereits Abklärungen angekündigt. Man prüfe, ob wegen der schweren Unwetterschäden Ferienreisende auf die Bahn ausweichen – und ob auf die Sommerferien hin der Bahnverkehr am Gotthard verstärkt werden muss.

Es ist nicht die einzige Einschränkung für Zugreisende. Wer von Bern über Brig nach Mailand fahren möchte, braucht Geduld. Den ganzen Sommer über ist ein Teil der Strecke für den Zugverkehr gesperrt. Grund sind Sanierungsarbeiten auf der italienischen Seite. Seit dem 9. Juni verkehren deshalb bis zum 8. September Ersatzbusse. Diese verfügen aber über geringere Kapazität und die Fahrzeit wird länger dauern.

Was heisst die Sperrung für den Güterverkehr?

Von der Sperrung der San-Bernardino-Route ist auch der Güterverkehr stark betroffen: Über die A13 führen 14 Prozent aller Transitfahrten, was rund 127’000 Fahrten pro Jahr oder 350 Lastwagen pro Tag entspricht. Der Aargauer FDP-Ständerat und Parteichef Thierry Burkart (48) fürchtet deshalb «einen Versorgungsengpass der Ostschweiz», wie er gegenüber «SonntagsBlick» sagt.

Burkart ist Zentralpräsident des Schweizer Nutzfahrzeugverbandes Astag. Er werde mit dem Bundesamt für Strassen das Gespräch suchen, um die Situation aufzufangen.

Chaos am Gotthard

Die A13 ist nach der A2 die wichtigste Route in den Süden. Doch nun, ausgerechnet vor den Sommerferien, wurde ein Abschnitt der A13 komplett zerstört. Wassermassen rissen rund 200 Meter der vierspurigen Autobahn mit sich. Nun droht am Gotthardtunnel ein Verkehrschaos.

Gegenüber SRF sagt Guido Biaggio, Vizedirektor des Bundesamts für Strassen (Astra), dass bereits am Montag die ersten Baumaschinen für die Reparatur des beschädigten Abschnitts eintreffen. Das Ziel sei, dass eine erste Hälfte der Strasse dem Verkehr zur Verfügung gestellt werden könne, erklärt Biaggio. Die Reparaturarbeiten sollen bei gutem Wetter «drei bis vier Wochen» in Anspruch nehmen. (fan)

Die Hochwasser haben am Wochenende in verschiedenen Regionen der Schweiz ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Vor allem in den Bergen haben rasch anschwellende Flüsse die Menschen überrascht und für grosse Schäden gesorgt. In Walliser Seitentälern wurde die Infrastruktur teilweise zerstört. Die Behörden gehen von Schäden in der Höhe von mehreren Millionen Franken aus.

Im Bündner Misox wurde ein vermisster Mann tot geborgen, eine Frau konnte aus Trümmern gerettet werden. Zwei weitere Menschen werden noch vermisst. Bundesrat Ignazio Cassis begab sich am Sonntag auf die Schadenplätze. An einer gemeinsamen Medienkonferenz mit den Regierungspräsidenten der Kantone Graubünden und Tessin sprach Cassis von einem «traurigen Tag» für alle Betroffenen und die Schweiz.

Teile der A13 sind eingestürzt, am Montag solle gemäss dem Bundesamt für Strassen (Astra) mit den Reparaturarbeiten begonnen werden. Die Nord-Süd-Verkehrsachse über den San-Bernardino-Pass bleibt bis jedoch noch längere Zeit gesperrt. Das Astra empfiehlt als Alternative die Autobahn A2 durch den Gotthardtunnel. Entsprechend staut sich dort der Verkehr.

Am Bodensee kann noch keine Entwarnung gegeben werden. Das Bundesamt für Umwelt rechnet am Montag mit dem Erreichen des Höchststandes. Der Anstieg des Wasserpegels verlangsamte sich aber am Sonntag gegenüber dem Vortag. (pin)

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