Papa kann auch eine gute Mama sein

Ralph Denzel | 
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Mütter geben Geborgenheit, emotionale Nähe, sind die Seelentröster. Bei Ralph gab es diese Option nur bedingt. Bild: pexels

Kindermund tut Wahrheit kund, sagt der Volksmund. Kinder sprechen oft ohne Filter und stellen auch Fragen, die ein Erwachsener wohl nie so direkt stellen würde. Ich erinnere mich an eine Situation, die mir persönlich das Herz zerrissen hat: Mein Sohn sass neben einer Klassenkameradin, als ich ihn gerade abholen wollte. Da beugte sich das Mädchen zu ihm und fragte ihn: «Hast du eigentlich keine Mama?».

Als alleinerziehender Papa musste ich lernen, beide Rollen zu übernehmen

Ein emotionaler Tiefschlag für mich, der mir richtig weh tat. Nicht, weil ich einsam bin, sondern weil seit mein Sohn 1,5 Jahre alt ist, es nur ihn und mich in unserer Familie gibt. Natürlich hat er seine Oma, die sich mit mir um ihn kümmert und deren Wert für ihn man gar nicht hoch genug einschätzen kann, aber eine Mama im eigentlichen Sinne kennt er nicht.

Aber, das sage ich mir auch immer wieder: Ihm fehlt nichts. Als alleinerziehender Papa musste ich dafür lernen, beide Rollen zu übernehmen. Väter sind oft die übergrossen Spielkameraden, die mit den Kindern Abenteuer erleben, mit denen sie Unfug anstellen können, Spass haben, die auf dem Spielplatz mitklettern und den Nachwuchs auf Schaukeln so hoch anstossen, wie dieser es sich wünscht, ohne Rücksicht auf Verluste oder mögliche Schleudertraumen.

Mütter geben Geborgenheit, emotionale Nähe, sind die Seelentröster, die, bei denen man gefühlt alles findet, was mit Emotionen zu tun hat. Es gibt sicher einen Grund, warum Kinder, wenn sie sich das Knie aufstossen, zuerst nach Mama rufen und nicht nach Papa, oder wenn sie krank im Bett liegen, sich die Mutter zu ihnen legen muss, nicht der Vater.

Bei mir gab es diese Option nur bedingt. Klar, manchmal wünschte mein Sohn sich Oma, wenn er krank im Bett lag, aber meistens braucht es dann doch Papa, der sich mit einer Bettflasche und einem Buch neben ihn legt und ihm über den fiebrigen Kopf streichelt. Gleichzeitig muss aber auch Papa der sein, der mit ihm auf dem Spielplatz neue Kletterrekorde aufstellt, der mit ihm die Rutschen in der Region erkundet und auch Papa wird gebraucht, wenn mein Sohn traurig ist und sich Nähe wünscht. Eine Doppelrolle eben. Spielkamerad und Seelentröster in einem.

Ein Mann, zwar mit Hilfe, kann doch nicht genug sein für das Kind.

Das klappt auch ganz ausgezeichnet. Auch wenn mein Sohn genaugenommen nie das Konzept Mama kennengelernt hat, vermisst er doch keinerlei Zuwendung, Liebe, oder Abenteuer. Er hat in mir beides in einem und zusätzlich eine Oma, die ebenso bedingungslos für ihn da ist, wenn er es braucht.

Schade ist dann nur, dass Aussenstehende trotzdem manchmal das Gefühl haben, dass irgendwas bei meinem Sohn fehlen muss. Ein Mann, zwar mit Hilfe, kann doch nicht genug sein für das Kind. Das Schlimmste: Sogar ich denke manchmal, es wäre vielleicht einfacher für ihn, wenn er eine Mutter gehabt hätte. Für mich wäre es definitiv so gewesen. Aber mir ist leider auch klar, dass er diese nie so erleben konnte, wie er es verdient hätte, aus mehreren Gründen. Daher ist das Arrangement, welches ich habe, wohl das Beste, was ich meinem Sohn bieten kann.

Aber: Ihm fehlt gar nichts und anscheinend mache ich meine Sache sehr gut. Das zeigte sich schon bei seiner Reaktion auf die Frage seiner Klassenkameradin. Er schaute sie damals nur irritiert an und sagte: «Nein, aber ich habe doch meinen Papa!»

Hier schreibt Ralph:

 

38 | Alleinerziehender Papi | schreibt über die Alltagstücken als Alleinerziehender

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