Warum Eltern die besseren Angestellten sind

Ralph Denzel | 
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Hand aufs Herz: Wenn du Chef einer Firma wärst und bei dir würden sich zwei Personen für einen Job bewerben – die eine Person hat ein Kind, die andere nicht – würdest du mit grosser Wahrscheinlichkeit den/die Bewerber/in ohne Kind wählen, richtig? Schliesslich ist diese Person ungebundener, kann sicher mehr leisten, weil niemand zu Hause auf sie wartet und ist auch ausgeruhter als die andere Person, richtig? Wenn du da nicht mal einen Fehler machst, denn: Eigentlich müsste jeder Chef, dem halbwegs etwas an seinem Betrieb liegt, sich die Hände nach Angestellten reiben, auf die zu Hause Kinder warten. Warum?

Eigentlich müsste jeder Chef, dem halbwegs etwas an seinem Betrieb liegt, sich die Hände nach Angestellten reiben, auf die zu Hause Kinder warten.

Es fängt schon damit an, dass diese Menschen eine ganz andere Definition von Stress haben. Wer, während er das Abendessen zubereitet, einen Säugling mit der Flasche füttert und dabei mit seinem Chef telefoniert, ohne dass das Kind, das Telefon oder die Flasche runterfallen, hätte nicht nur einen Platz in der Manege des Zirkus Knie verdient, sondern sicher auch die Anerkennung jeden Arbeitgebers. Schliesslich gehört dieses Multitasking doch früher oder später zum Standardrepertoire eines jeden Elternteils.

Oder nimm die Diskussionskultur, die im Normalfall mit Kleinkindern herrscht. Wer sich tagtäglich mit einer kleinen Kopie seiner selbst darüber streitet, warum man nach dem Zähneputzen jetzt keine Schokolade mehr essen kann, warum man bei -14 Grad NICHT nur im Lieblings-T-Shirt aus dem Haus gehen kann oder warum man eben auch mal was Anderes als nur Nudeln auf den Teller haben kann, den schockiert kein zu ungehaltener Kunde, Lieferant oder Arbeitskollege. Verglichen mit den Diskussionen mit den Kleinen zu Hause ist das wie eine Entspannungsübung für buddhistische Mönche.

Verglichen mit den Diskussionen mit den Kleinen zu Hause ist das wie eine Entspannungsübung für buddhistische Mönche.

Und noch in einem Bereich sind Eltern den Kinderlosen überlegen, zumindest in der Arbeitswelt: im Improvisationstalent. Wir sind in Gedanken meist schon fünf Schritte weiter, egal worum es geht. Die Freizeitaktivität des Kindes, die Hausaufgaben, das Spieldate – wir haben jede Möglichkeit durchgespielt und sind bereit, uns dieser zu stellen – überraschen kann uns nur, wenn mal alles glatt läuft. Wenn ein kinderloser Angestellter überrascht ist und in Panik gerät, wenn etwas nicht klappt, entlockt das einem Angestellten mit Kindern zu Hause höchstens ein müdes Lächeln.

Für diejenigen, die sonst 16 Stunden Stress mit Kindern zu Hause erleben, ist die Arbeit wie ein Fünf-Sterne-Wellness-Tempel, nur mit weniger Saunen.

Und das Beste für den Arbeitgeber: Meist sind die Eltern einfach nur dankbar, dass sie aus dem Haus sind und wenigstens ein paar Stunden kein «Paw Patrol» sehen, keine Kinderlieder hören und keine Verantwortung für ein kleines Leben tragen müssen. Während viele kinderlose Angestellte mit hängenden Mundwinkeln zur Arbeit marschieren und hoffen, dass die Zeit möglichst schnell vorbei ist, tanzen Eltern förmlich in die Arbeit hinein, lassen sich mit einem entspannten und fröhlichen Seufzer auf den Bürostuhl fallen und legen hochmotiviert los. Für diejenigen, die sonst 16 Stunden Stress mit Kindern zu Hause erleben, ist die Arbeit wie ein Fünf-Sterne-Wellness-Tempel, nur mit weniger Saunen.

Also, solltest du mal entscheiden müssen, ob du jemanden mit Kindern einstellst, oder jemanden, der das Vergnügen noch nicht hatte, dann weisst du hoffentlich, welchem der beiden du einen Arbeitsvertrag geben solltest.

Hier schreibt Ralph:

 

38 | Alleinerziehender Papi | schreibt über die Alltagstücken als Alleinerziehender

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