Jagdpachtvergabe in Naturpärken

Schaffhauser Nachrichten | 
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Zu «Wenn Waidmänner dasselbe Revier jagen», SN vom 17. 2.

Wie kann man nur für einen Naturpark stimmen, in dem die Jagd durch Spass- und Hobbyjäger auf unsere letzten Wildtiere erlaubt ist! Soll man in einem Naturpark diverse Bäume und Sträucher bewundern, welche in jedem Stadtpark und an den Promenaden gepflegt dastehen? Oder unzählige baufällige Jagdhochstände, welche seit Jahren nicht unterhalten werden und am ­Boden liegen und an deren Schrauben und Nägeln sich die noch spärlich vorhandenen Wildtiere verletzen?

Studien von namhaften Biologen und Universitäten belegen, dass unsere Wildtiere für ihr Überleben keine Jäger brauchen. Selbst «Jagd Schweiz» musste im Jahre 2012 zugeben, dass die Natur sich von selbst reguliert. In einem Naturpark muss dies an erster Stelle stehen, weil der folgende Tatbestand sich niemals wiederholen darf im 21. Jahrhundert.

Im Sommer 2016 sah ich, wie zwei Rehe auf dem freien Feld zwischen Dorf und Waldrand standen und friedlich ihren Hunger stillten. Zahlreiche Erwachsene mit ihren Kindern bestaunten dieses schon jetzt seltene Ereignis, und die Kinderaugen strahlten um die Wette. Ende Oktober 2016 fand dann eine Treibjagd in diesem Wald statt. Ich war wieder zu Fuss auf der öffentlichen asphaltierten Strasse unterwegs. Plötzlich kamen mir zwei Rehe panikartig entgegen. Als sie mich sahen, kehrten sie um und flohen in den nahen Wald. Kaum dort angekommen, hörte ich zwei oder drei Schüsse. Sie wurden gnadenlos ohne Grund abgeknallt. Aber halb so schlimm, da sie waidgerecht getötet und anschliessend mit einem Tannenzweig zwischen den Zähnen geehrt wurden. Deren Skelette als Andenken für diese Heldentat kleben sicher ­irgendwo an einer Wohn- oder einer Schlafzimmerwand und dienen dazu, erotische Fantasien in ungeahnte ­Höhen zu katapultieren.

Dass Töten auch eine erotische Komponente aufweist, ist bekannt. Siehe Paul Parin, selbst leidenschaftlicher Jäger und mehrfach ausgezeichneter Psychoanalytiker und Schriftsteller.

Im Kanton Genf ist die Milizjagd verboten, und auch im schweizerischen Nationalpark darf nicht gejagt werden. Trotzdem sind die Natur sowie die ­Biodiversität dort in bester Ordnung.

Die jetzigen Naturpärke sollen nach Ablauf der Jagdpacht nicht mehr verpachtet werden. Sie gelten danach als Wildschongebiete, wo die Ausübung der Jagd verboten ist (Jagdgesetz 922.10. II. Reviere, Art. 4.). Es ist zu hoffen, dass die Schaffhauser Gemeinden endlich davon Gebrauch machen, bevor sie ­Naturparkanlagen, wo Wild- und Haustiere aus Spass getötet werden, bedenkenlos zustimmen. Besonders jene 15 Gemeinden, welche dem Park zustimmten, müssen nun aber Nägel mit Köpfen machen und ihre Pseudopärke in Wildschongebiete umwandeln.

Lorenz Schmid, Ramsen

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