Luxusuhren: Von Krise keine Spur

Iris Fontana | 
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Lars Hannibal hat gut lachen: 2022 lief das Geschäft ausgezeichnet. Bild: zvg

Manche Branchen ächzen, anderen geht es gut: Mit Exporten von 24,8 Milliarden Franken und einem Umsatzplus von 11,4 Prozent hat die Schweizer Uhrenindustrie im vergangenen Jahr einen Absatzrekord erreicht. Dabei wurde der Grossteil der Exporte im oberen Preissegment erwirtschaftet. Grund zum Jubeln für Lars Hannibal, Geschäftsführer der Hannibal Uhren AG in Schaffhausen? Wir fragen nach.

Wie geht es der Luxusuhrenbranche?
Lars Hannibal: Die Luxusuhrenbranche in der Schweiz hat sich sehr gut und schnell vom Coronaschock erholt. Auch wir als Hannibal Uhren AG konnten in den vergangenen drei Jahren gute Umsatzzahlen verzeichnen und befinden uns im Moment in einer erfolgversprechenden Ausgangslage. Selbstverständlich war die Zeit der Lockdowns schwierig, allerdings konnten wir bereits gegen Jahresende 2020 vom gestiegenen lokalen und überregionalen Konsumverhalten profitieren und einen positiven Jahresabschluss vorlegen. 2021 war definitiv eines unserer besten Jahre und 2022 konnte dieses Rekordergebnis gar nochmals minim übertroffen werden.

Hatte die Teuerung einen Einfluss auf Ihren Geschäftsgang 2022?
Hannibal: In der Schweiz mussten wir nur mit einer vergleichsweise humanen Teuerung zurechtkommen – da spürten wir deutlichen einen Unterschied zu unserer relativ grossen süddeutschen Kundschaft. Von unseren Schweizer Kunden bekamen wir die wirtschaftliche Eintrübung nur minim und erst im letzten Quartal 2022 zu spüren. Dabei hatten meiner Meinung nach die psychologischen Faktoren wie die Unsicherheit in Bezug auf den Ukraine-Krieg und die steigenden Energiepreise einen grösseren Einfluss als die Teuerung an sich.

Welches sind Ihre grössten Herausforderungen 2023?
Hannibal: Die gegenwärtige Unsicherheit wird uns sicher auch im ersten Quartal 2023 beschäftigen. So sind unsere Kunden immer noch etwas zurückhaltend und wenig ausgabefreudig. Da sind wir gefordert.

Wie krisenresistent ist die Luxusbranche generell?
Hannibal: Wenn wir weiter in die Vergangenheit blicken, hatten Konjunkturschwankungen immer sehr schnell einen starken Einfluss auf unser Geschäft. In den letzten zehn Jahren waren wir jedoch streng genommen gar keiner starken Konjunkturschwankung mehr ausgesetzt. Die Wirtschaftsentwicklung war entweder positiv oder die Schwankungen wurden von Staatsseite mit viel Geld geglättet. Aus diesem Grund sind wir wohl gar nicht mehr wirklich «konjunkturgeübt», wenn man das so nennen darf.

Also alles weniger schlimm als früher?
Hannibal: So würde ich das nicht sagen. Denn das geschilderte Wirkungsprinzip von früher hat weiterhin Gültigkeit: Wenn also eine starke Konjunkturabschwächung kommt, werden wir das rasch spüren, insbesondere im High-End-Segment.

Wie schätzen Sie die Zukunftsaussichten ein?
Hannibal: Ich gehe davon aus, dass sich die Konsumentenstimmung im Frühling erholen wird, wenn sich die Zukunftsängste hoffentlich etwas gelegt haben. Daher schaue ich der Entwicklung positiv entgegen.

H. Moser & Cie.: Lieferketten sind das Hauptproblem

 

Edouard Meylan, CEO der Firma H. Moser & Cie., ist zufrieden mit dem momentanen Geschäftsverlauf in der Luxusuhrenbranche. Allerdings stellt er sich die Frage, wie lange die positive Entwicklung noch anhält und wie sich die Firma optimal auf eine sich verändernde Grosswetterlage vorbereiten kann.

Angesprochen auf die Teuerung, erklärt Meylan, dass sein Unternehmen diese im vergangenen Jahr nicht zu spüren bekommen hätte. Jedoch hinke die Luxusgüterindustrie der allgemeinen Entwicklung immer etwas hinterher und er rechne deshalb mit veränderten Bedingungen 2023. Die Preise der Uhren wurden denn auch nicht aufgrund teurerer Einkäufe erhöht, sondern aufgrund von Wechselkursen.

Als grösste Herausforderung 2023 bezeichnet Meylan den Lieferengpass im Bereich der Uhrenkomponenten. Die Lieferketten seien sehr angespannt. Zwar würde die H. Moser & Cie. alle benötigten Uhrenteile selbst in der Schweiz produzieren, aber auf Rohstoffe seien sie dennoch angewiesen. Als grosse Chance wiederum sieht er die wieder offenen Grenzen Chinas. Da das Unternehmen nie vom Chinageschäft abhängig gewesen sei, sei dies während der geschlossenen Grenze zwar kein grosses Problem gewesen, es bedeute nun aber zusätzliche Absatzmöglichkeiten.

Angesprochen auf die Krisenresistenz meint Meylan, dass die Luxusbranche grundsätzlich sehr widerstandsfähig sei – jedoch nur bis zu einem gewissen Grad. So erkenne er nun erste Anzeichen einer Konjunkturabschwächung. Die zwei wichtigsten Indikatoren dafür seien die Wiederverkaufspreise von Uhren auf dem Sekundärmarkt und die Höhe der weltweiten Lagerbestände in den Verkaufsgeschäften. So beobachte er nun einen Rückgang der Preise bei gleichzeitig zunehmenden Lagerbeständen.

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