Charles Wyss Di 14.03.2023 - 14:07

Ich bin überrascht, wie oberflächlich über die Abwärmenutzung im geplanten Rechenzentrum geschrieben wird und wie Politiker sich über das Projekt äussern. Ich habe mich über 30 Jahre mit der Planung von Rechenzentren befasst. Die Studie über die Nutzung der Abwärme wäre sicher nicht notwendig gewesen, da das Ergebnis aus Erfahrung bekannt ist: Eine wirtschaftliche Nutzung ist in der Regel nicht möglich. Daher finde ich es auch richtig, dass der Staat die Kosten der Studie zu tragen hat.

Rechenzentren sind sehr hohe Stromverbraucher. Auch die abfallende Energie in Form von Wärme ist beachtlich. Nun ist aber nicht nur die Energiemenge, sondern auch das Temperaturniveau massgebend für eine Nutzung. Die Halbleiter in den Servern sind elektronische Bauteile, die nur bis zu einer Temperatur von ca. 30 °C funktionieren. Die Server werden mit Luft gekühlt und unter Berücksichtigung der Sicherheit liegt die überschüssige Abluft bei 27 °C. Nur wie kann man die 27 °C warme Luft wirtschaftlich nutzen? Eine direkte Einspeisung in ein Wärmeversorgungsnetz ist bei diesem Temperaturniveau nicht möglich. Eine Anhebung des Temperaturbereichs auf 55 °C ist nur mit einer Wärmepumpe zentral möglich oder über dezentrale Wärmepumpen und einem Niedertemperatur-Netz vom Rechenzentrum zu den Abnehmern. So werden aber nur Energieziffern leicht über denen einer Wärmepumpe mit Grundwassernutzung erreicht.

In den vergangenen Jahren wurde sehr viel für eine bessere Energienutzung in den Rechenzentren getan. Es gibt auch Kennzahlen, die einen objektiven Vergleich verschiedener Rechenzentren zulassen. Stand der Technik ist heute, dass unter einer Aussentemperatur von ca. 18 °C mit Aussenluft gekühlt wird. Erst wenn diese Temperatur überschritten wird, muss mit Kältemaschinen die Luft heruntergekühlt werden. Wenn Flusswasser oder Seewasser zur Verfügung steht, kann auch auf die Kältemaschinen verzichtet werden.

Charles Wyss, Stein am Rhein

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