Kerngeschäft von Swisscom bröckelt

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Immer mehr Kunden bestellen das Festnetz ab. Bild: Key

Die zunehmende Erosion in der Festnetztelefonie macht der Swisscom zu schaffen. Nur dank Sparmassnahmen konnte der Telekom-Primus den Gewinn halten.

von Johannes Brinkmann

Die Spirale in der Festnetztelefonie dreht sich schneller nach unten. Ende März hatte die Swisscom noch 2,3 Millionen Abonnenten. Damit hat der «blaue Riese» innert eines Jahres 285 000 Anschlüsse verloren. Zum Vergleich: Das ist mehr als die Hälfte des Festnetzkundenbestandes der zweitgrössten Anbieterin UPC. Und der Aderlass wird immer heftiger. In den vergangenen zwölf Monaten sind 11 Prozent der Festnetztelefoniekunden abgewandert. In den Vorjahren war das Minus nicht mal halb so gross. «Immer mehr Kunden bestellen das Festnetz ab und brauchen das Mobiltelefon oder telefonieren übers Internet», sagte Swisscom-Chef Urs Schaeppi gestern an einer Telefonkonferenz. Angetrieben werde dieser Trend durch die steigende Zahl Mobilfunkabos mit Pauschaltarifen.

Mobilfunkmarkt gesättigt

Dies habe im ersten Quartal die Hälfte der Umsatzeinbussen der Swisscom in der Schweiz mit Telekomdiensten ausgemacht. Für die andere Hälfte seien Preissenkungen, auch für die Benutzung des Handys im Ausland (Roaming), sowie Einbussen im Grosskundengeschäft verantwortlich gewesen. Zudem sei der hiesige Mobilfunkmarkt gesättigt. Insgesamt sank der Konzernumsatz im ersten Quartal um 1,9 Prozent auf 2,831 Milliarden Franken. Aufgrund von Sparmassnahmen fiel der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) indes nur um 0,7 Prozent auf 1,073 Milliarden Franken. Unter dem Strich konnte die Swisscom den Reingewinn im Startquartal gar um 2,5 Prozent auf 373 Millionen Franken steigern.

Als Folge des rückläufigen Kerngeschäfts schrumpfte der Personalbestand in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr um 680 auf 18280 Vollzeitstellen. Rund die Hälfte der Reduktion konnte laut Schaeppi über die natürliche Fluktuation und das Management von Vakanzen aufgefangen werden. Für das Gesamtjahr ist konzernweit der Abbau von 500 Stellen geplant. Dies ist Teil eines Sparplans, mit dem die Swisscom die Kosten bis 2020 um 300 Millionen unter den Stand von 2015 drücken will. (sda)

Sondersession: Der Nationalrat ist gegen eine Privatisierung

Die Swisscom soll nicht privatisiert werden. Der Nationalrat hat gestern eine Motion der Nationalrätin Natalie Rickli (SVP/ZH) mit 114 zu 55 Stimmen abgelehnt. Rickli plädierte für eine vollständige Privatisierung anstelle der «Pseudoliberalisierung». Der Bund könnte immer noch starker Minderheitsaktionär sein. Die heutige Si­tua­tion bezeichnete Rickli als unbefriedigend. Zum einen werde die Swisscom kritisiert, weil sie zu sehr auf Gewinn fixiert sei und Investitionen in den Randregionen vernachlässige. Zum anderen führe ihre dominante Stellung zu Wettbewerbsverzerrungen. (sda)

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