Wie der Bundesrat die Impfquote steigern will

Ralph Denzel | 
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Immer weniger Schaffhauserinnen und Schaffhauser lassen sich noch impfen. Bild: Melanie Duchene

Der Bundesrat hat an seiner heutigen Sitzung weitere Schritte geplant, wie man der Coronapandemie Herr werden könnte. «Das derzeitige Impftempo ist zu langsam, zumal die Temperaturen zu sinken beginnen und die Pandemie sich wieder beschleunigen könnte», heisst es dazu in einer Medienmitteilung. Deshalb hat der Bundesrat nach Konsultation der Kantone und der Sozialpartner beschlossen, gemeinsam mit den Kantonen eine gezielte Impfoffensive zu starten. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern verzeichnet die Schweiz mit 71,2 Prozent vollständig geimpften Personen ab 18 Jahren weiterhin eine tiefe Impfrate, so der Bund. Nach dem heutigen Kenntnisstand sollte diese Impfrate – ohne Einrechnung der bereits genesenen Personen – bei den über 65-Jährigen bei ca. 93 Prozent und bei den 18- bis 65-Jährigen bei 80 Prozent liegen, damit die geltenden Massnahmen aufgehoben werden können.

Diese vom Bund finanzierte und von den Kantonen umgesetzte Impfoffensive besteht aus drei Teilen: einer nationalen Impfwoche, zusätzlichen mobilen Beratungs- und Impfstellen sowie persönlichen Informationsangeboten. Aufgrund der Konsultationsergebnisse wurde auf die Möglichkeit verzichtet, Personen, die jemanden von der Impfung überzeugen konnten, mit einem Gutschein zu belohnen.

Die Punkte im Einzelnen:

  • Nationale Impfwoche vom 8. bis zum 14. November

    Ziel der vom 8. bis zum 14. November dauernden Impfwoche sei es, möglichst viele Menschen über den Nutzen einer Impfung zu informieren, indem in mehreren Sprachen verlässliche Fakten zur Impfung auf verständliche Art und Weise vermittelt werden, etwa zur Wirksamkeit, zur Sicherheit, zu den Nebenwirkungen der Impfstoffe, zu den gesundheitlichen Risiken einer Infektion oder zu den Impfmöglichkeiten. Neben einer nationalen Medienkampagne sind die Kantone, die Gemeinden und andere Partner aufgerufen, Informationsveranstaltungen oder lokale Anlässe zur Information der Bevölkerung zu organisieren.

    Der Bundesrat will sich zudem in einem Brief an die Bevölkerung wenden, um die Bedeutung der Impfung zu unterstreichen. Die Kosten dieser Informationsmassnahmen werden vom Bund übernommen und belaufen sich auf maximal 15.2 Millionen Franken.

  • Mobile Beratungs- und Impfstellen

    Ebenfalls auf Zuspruch stiess laut Bundesrat in der Konsultation der Vorschlag, mit mobilen Beratungs- und Impfstellen wie beispielsweise Impfbussen noch nicht geimpften Personen den Zugang zu einer Beratung und allenfalls einer spontanen Impfung niederschwellig zu ermöglichen, indem man auf sie zugeht und ihnen Anfahrten erspart. Die Zahl der mobilen Beratungs- und Impfstellen liege derzeit bei 50 und könne mit der Unterstützung des Bundes deutlich erhöht werden. Dieser übernimmt bis zu 220 000 Franken pro zusätzliche mobile Beratungs- und Impfstelle, insgesamt aber maximal 38 Millionen Franken.

  • Individuelle Information

    Der Bund möchte auch noch untentschlossene Personen individuell beraten. Die Beratung soll mittels Gruppengesprächen, persönlichen oder telefonischen Kontakten oder über die individuelle Chat-Funktion in den Sozialen Medien erfolgen. Die Beratungspersonen erfahren nicht und fragen nicht, ob eine Person, die sie ansprechen, geimpft ist oder nicht. Weder Bund noch Kantone sind in Besitz solcher Daten. Die Beratungspersonen sollen auf die Informationsbedürfnisse der Bevölkerung eingehen und die Menschen beispielsweise dabei unterstützen, ein Impfzentrum zu finden, eine Ärztin oder einen Arzt zu kontaktieren oder eine Übersetzerin oder einen Übersetzer hinzuzuziehen.

    Die Kantone können selbst Beratungspersonen rekrutieren, aber auch Organisationen oder Institutionen wie die Spitex oder verschiedene Beratungsstellen mit dieser Beratungstätigkeit beauftragen. Der Bund deckt die Kosten, die durch den Einsatz dieser Beratungspersonen entstehen. Dafür sind 43 Millionen Franken vorgesehen.

  • Nachhaltige Investition

    Insgesamt schlägt die Impfoffensive mit ca. 96.2 Millionen Franken zu Buche. «Verglichen mit den Kosten der Wunschtests von rund 50 Millionen Franken pro Woche ist diese Investition nachhaltig», argumentiert der Bund. Eine hohe Impfrate biete zudem einen unbestrittenen gesundheitspolitischen und wirtschaftlichen Nutzen: Im Schnitt könnten pro 100 Impfungen eine Hospitalisierung und pro 250 Impfungen eine Belegung auf der Intensivstation vermieden werden. Hinzu komme, dass durch die Vermeidung von Lockdowns weitere Kosten gespart werden können. Dies komme insbesondere den betroffenen Branchen wie der Gastronomie und Hotellerie, den Fitnesszentren oder der Unterhaltungsindustrie zu Gute.

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