Mann rast in Menschenmenge, tötet zwei Menschen – und schiesst sich bei der Festnahme in den Mund

Philipp Herrgen (phh) | 
Noch keine Kommentare
Die Rettungskräfte und Polizei sind vor Ort.

Ein Mann ist mit einem Auto durch die Innenstadt von Mannheim gerast und hat zwei Menschen getötet. Mehrere weitere wurden verletzt. Die Polizei konnte den Fahrer festnehmen. Ein terroristischer oder politischer Hintergrund wird derzeit ausgeschlossen. Die Ermittlungen laufen.

Das ist passiert

Nach Augenzeugenberichten soll ein Mann um 12.15 Uhr mit seinem Auto in Mannheim eine Menschenmenge gefahren sein. Nach Augenzeugenberichten soll er vom Friedrichsring kommend in die mehrere Hundert Meter langen Planken, die Haupteinkaufstrasse, gerast sein und auf Höhe des Paradeplatzes mehrere Passanten an- oder umgefahren haben. Auf den Planken und rund um den Wasserturm findet derzeit ein Fasnachtsmarkt mit Dutzenden Imbissbuden und Fahrgeschäften statt. Einem dpa-Reporter zufolge lagen Trümmer am Ort des Geschehens. Auf Fotos ist zudem der völlig demolierte schwarze Kleinwagen des mutmasslichen Fahrers zu sehen.

Offenbar kursieren bereits mehrere Videos in den Sozialen Medien, die den Vorfall zeigen sollen. Ob sie echt sind, konnte bisher nicht bestätigt werden. Bisher ist auch unklar, ob es sich um einen Unfall handelt oder nicht.

Die Ermittlungen liefen bis in den späten Abend. Bild: Keystone

Die Opfer

Bei der Todesfahrt sind eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann getötet worden. Elf Menschen wurden verletzt, darunter mehrere schwer. Sie wurden in Krankenhäuser gebracht. Es gebe keine Erkenntnisse, dass Kinder betroffen waren.

Um Betroffene zu versorgen, wurde eine psychologische Betreuung vor Ort eingerichtet. Die Uniklinik Mannheim setzte nach eigenen Angaben einen Katastrophen- und Einsatzplan um, mit dem die Versorgung von Verletzen vorbereitet wird.

Rettungskräfte sind vor Ort. Bild: René Priebe / dpa

Der Täter

Der mutmassliche Fahrer des Autos wurde laut der Polizei verhaftet. Er liegt nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) verletzt im Spital, nachdem er sich bei Festnahme mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen hat. Entsprechende Medienberichte bestätigte der Präsident des Landeskriminalamtes, Andreas Stenger, bei einer Pressekonferenz. Der Gesundheitszustand des 40-jährigen Deutschen aus Ludwigshafen sei derzeit jedoch stabil. Er habe aber bislang nicht vernommen werden können. Die Ermittler gehen weder von Mittätern, noch von einem politischen Hintergrund aus.

Doch es gebe Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des Verdächtigen. Ausserdem war er kein unbeschriebenes Blatt. Er habe ein paar Vorstrafen, die lange zurücklägen, sagte Staatsanwalt Romeo Schüssler in Mannheim. Dabei gehe es um eine Körperverletzung, für die er vor über zehn Jahren eine kurze Freiheitsstrafe verbüsst habe, ausserdem ein Fall von Trunkenheit im Verkehr.

Bei der letzten Tat handle es sich um ein Delikt im Bereich von Hate Speech aus dem Jahr 2018. Er habe einen entsprechenden Kommentar auf Facebook abgesetzt und sei deshalb zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

Die Polizei geht davon aus, dass der Mann seine Opfer bewusst ansteuerte. Es habe sich schnell herausgestellt, dass es sich bei dem Vorfall in Mannheim um eine gezielte Fahrt gehandelt habe, sagte Mannheims Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Landschaftsgärtner darum unter anderem Mord vor. Man habe ein Ermittlungsverfahren wegen zweifachen Mordes und zweifachen versuchten Mordes eingeleitet, sagte Schüssler.

Der Polizeieinsatz

Die Polizei bat Bürgerinnen und Bürger, die Innenstadt zu meiden und grossräumig zu umfahren. Die Lage in Mannheim sei nach wie vor noch nicht vollständig geklärt. Es könne sein, dass die Absperrmassnahmen noch bis in den späten Abend andauern würden, sagte ein Polizeisprecher vor Ort.

Die Innenstadt wurde abgesperrt. Bild: René Priebe / dpa

Mehrere Anschläge in den letzten Wochen

In den vergangenen Wochen hatte es mehrere Anschläge gegeben, bei denen Fahrzeuge in eine Menschenmenge gefahren waren. Im Dezember kamen in Magdeburg sechs Menschen ums Leben, als ein inzwischen 50 Jahre alter Arzt über den Weihnachtsmarkt gerast war. Mitte Februar war ein Mann mit seinem Fahrzeug in eine Gruppe von Demonstranten in München gefahren. Dabei kamen eine junge Frau und ein Kind ums Leben.

In Mannheim selbst gab es im Mai vergangenen Jahres einen Messerangriff, bei dem ein Polizist getötet und fünf weitere Personen schwer verletzt wurden. (dpa/phh)

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren