Vom Nationalkeeper zum Padel-Spieler

Tobias Erlemann | 
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Voll motiviert präsentierten sich Ex-Nationalkeeper Diego Benaglio (l.) und Dejan Markovic beim Eröffnungsmatch im neuen Padel-Center in Schaffhausen. Bilder: Tobias Erlemann

Padel erlebt gerade einen grossen Hype. In Spanien ist es bereits vom Trend- zum Nationalsport mutiert – und auch Schaffhausen hat nun seiner erste Padel-Halle. Zur Eröffnung schwang Ex-Fussballnationalkeeper Diego Benaglio den Schläger.

Der Schweiss tropft, die Muskel sind voll auf Betriebstemperatur. Zwar beendete Ex-Fussballnationalkeeper Diego Benaglio seine Karriere bereits im August 2020. Doch der 38-Jährige ist noch immer in Topform. Er hält nun aber keine Bälle mehr im Tor, sondern schwingt motiviert den Schläger beim Padel. «Ich spiele schon lange normales Tennis. Im Sommer kam ich durch Kollegen zum ersten Mal mit ­Padel in Berührung. Es macht unheimlich Spass und ist sehr intensiv.» So spiele er nun so oft wie möglich die Mischung aus Tennis und Squash. «Das ist mein Fitnessprogramm nach der Karriere. Ich jogge nicht gerne durch den Wald, da schwinge ich lieber den Schläger.»

Padel spielende Fussballer: Ex-Nationalkeeper Diego Benaglio (l.) mit den FCS-Spielern Francisco Rodriguez (M.) und Danilo Del Toro.

Ursprünglich stammt Padel aus Südamerika. «Gross» geworden ist es vor einigen Jahren in Schweden. Und einen extremem Trend hat es zuletzt vor allem in Spanien erlebt. Rund vier Millionen Menschen spielen dort schon Padel.

Was ist Padel?

Padel ist eine Mischung aus Tennis und Squash. Ein Platz ist 10 Meter breit und 20 Meter lang. Der Boden besteht in der Regel aus einem abgefederten und gesandetem Kunstrasen. Die Wände, die das Spielfeld umgeben, können als Bande mitbenutzt werden. «Es ist einfach zu ­spielen, jeder kann es in kurzer Zeit lernen», sagt Claudio Coralluzzo, der als Centermanager in der Halle in Schaff­hausen angestellt ist. 24 Stunden und sieben Tage die Woche ist die Anlage geöffnet. Bei ­Buchungen ausserhalb der Dienstzeiten bekommt man einen Code für den Eintritt in die Halle. «Wir hoffen, dass Padel auch in der Schweiz einen Boom erleben wird», sagt Coralluzzo.

Knapp 20'000 Plätze sind schon entstanden. Anders als beim Tennis ist der Platz, der etwas kleiner ist, von Zäunen und Scheiben umrundet, die beim Spiel mitbenutzt werden können. Der Ball ist also nicht sogleich im Aus, sondern kann variantenreich inklusive Bandennutzung über das Netz gespielt werden. Dazu sind die Schläger aus Kunststoff und haben keine Bespannung wie ein Tennisschläger.

Benaglio sucht die Abwechslung

Gezählt wird analog zum Tennis. So musste Benaglio beim ersten offiziellen Match in der neuen Padel-Halle im Schaffhauser Mühlental im Doppel eine knappe 6:7-Niederlage einstecken gegen Ex-Eis­hockeyprofi und Hallen-Mitbegründer Timo Helbling. Doch anders als früher im Fussball-Goal war heuer das Ergebnis nur zweitrangig. «Aktuell finde ich es gut, mal etwas ganz anderes zu machen, mal weg vom Fussball. Ich war über 20 Jahre Profi, da braucht es nun auch mal Abwechslung», gesteht Benaglio.

Gut besucht war die Eröffnung der neuen Padel-Halle in Schaffhausen. Gleich fünf Plätze stehen zur Verfügung für den Trendsport.

Ganz aus dem Fokus ist der Fussball aber nicht, so sei er beim entscheidenden 4:0-Sieg der Nationalmannschaft in Luzern im Stadion gewesen, offenbart der 38-Jährige. «Ich fiebere natürlich noch mit und habe mich für die Jungs gefreut, dass sie die Qualifikation für die WM 2022 in Katar geschafft haben.» Kam während des Spiels womöglich doch mal die Sehnsucht auf, wieder im Tor zu stehen? Benaglio lacht: «Weder die Hände noch die Beine zucken. Ich hatte eine tolle Karriere und bin froh, im richtigen Moment den Absprung geschafft zu haben.» So will er vorerst auch keine Aufgabe annehmen im Fussball-Business. Trainer? Sportchef? Berater? «Ich kann nicht sagen, dass ich niemals etwas in diese Richtung machen werden. Aber kurzfristig kommt da nichts. Ich bin froh, habe ich endlich mal ausgiebig Zeit für meine Frau und meine Kinder.»

Auch wenn Benaglio kein Profi mehr ist. Fit bleiben will der gebürtige Zürcher aber allemal. In Schlieren steht schon eine Padel-Anlage, wo der 38-Jährige öfter zu- gegen ist. In Schaffhausen wurde nun das zweite Domizil erbaut durch die PDL Group, die in Schweden als Marktführer gilt. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2015 von Jonas Björkman (ehemalige Nummer 4 im Tennis), Mans Zelmerlöw (Eurovision-Song-Contest-Sieger), Jonas Andersson (ehemaliger NHL-Spieler) und Henrik Söderberg (ehemaliger Tennis-Profi).

Die neue Halle im Mühlental ist mit fünf Plätzen ausgestattet mit gesandetem Kunstrasen, darunter ein Einzelcourt zum Trainieren. Denn normalerweise wird Padel im Doppel gespielt. Vorrangig steht die Halle allen Sportbegeisterten zur Verfügung. Mittelfristig sollen auch Turniere organisiert und wenn möglich mit einem Team in einer Liga mitgespielt werden.

Nachgefragt

«Zidane, Beckham, und Klopp spielen auch Padel»

 

 Timo Helbling Ex-Eishockeyprofi und Mitbegründer der Padel-Halle in Schaffhausen 

 

Timo Helbling, vom Eishockeyprofi zum Padel-Spieler und Mitbegründer der neuen Padel-Halle in Schaff­hausen. Wie kommts?

Timo Helbling: Ich wurde durch einen schwedischen Ex-Mitspieler auf Padel aufmerksam. Ich habe acht Jahre in Nordamerika Eishockey gespielt. Von dort her kenne ich Jonas Andersson, der mit Partnern die PDL Group in Schweden gegründet hat. Inzwischen haben sie Padel-Center in Dänemark oder auch in den Benelux-Ländern. Ich habe das immer mit grossem Interesse verfolgt, wie Padel zu einer Trendsportart wird.

Nun soll Padel die Schweiz erobern?

Vor rund zwei Jahren haben wir zusammen mit der PDL Group die erste Padel-Halle in Schlieren eröffnet. In Schweden ist die Sportart explodiert. Und es interessieren sich auch immer mehr Stars für Padel.

Wer zum Beispiel?

Zlatan Ibrahimovic gehören ein paar Padel-Center in Schweden. Auch Zinedine Zidane und David Beckham sind Fans von Padel. Liverpool-Coach Jürgen Klopp hat auch schon ­Padel gespielt.

Ist es von Vorteil, wenn man schon ­Erfahrungen im Tennis sammeln konnte?

Das ist nicht zwingend erforderlich. Die Einstiegshürde ist wesentlich tiefer, man kann Padel schnell erlernen und ist recht fix auf einem guten Level. Tennis ist viel spezifischer. Wenn ich mit 30 Jahren noch Tennis lernen will, brauche ich Tausende von Trainerstunden, um die Grundtechniken einigermassen drauf zu haben. Das geht beim Padel viel schneller, die Technik ist viel einfacher, der Spassfaktor sofort da, da die Ballwechsel auch wesentlich länger sind als beim normalen Tennis. Und der soziale Aspekt spielt beim Padel eine grosse Rolle. Ich gehöre inzwischen schon zu den Top-50 der Schweiz. Kurz gesagt: Man sollte es einfach mal ausprobieren!

Interview: Tobias Erlemann

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