Wenn Eltern das Fussballspiel stören

Manuel von Burg | 
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Fussballspiele von Junioren werden oft von Eltern gestört. Symbolbild Pixabay

In der Innerschweiz müssen Eltern bei Juniorenspielen drei Meter Abstand zum Spielfeld wahren, damit Spiele ungestört verlaufen können. Auch in Schaffhausen kennt man das Problem.

Fussball bedeutet nicht nur Tore zu schiessen, Bälle zu verteilen oder Flanken zu treten. Fussball ist Leidenschaft – nicht nur für die Spieler auf dem Feld, sondern auch für die Zuschauer. Sobald ein Ball Richtung Tor fliegt oder ein Spieler von seinem Gegner kunstvoll ausgedribbelt wird, gibt es für den Zuschauer kein Halten mehr: er schreit, schwitzt und verwirft die Hände. Leidenschaftlich Fussball zu verfolgen, ist aber nicht immer gleichbedeutend mit friedlichem Anfeuern eines Teams. Wie es auch in den grossen Fussballstadien teils Zuschauer gibt, die durch Zwischenrufe negativ auffallen, kommt es auch bei Juniorenspielen immer wieder dazu, dass sich die Zuschauer - vornehmlich Elternteile eines Kindes - ein wenig zu emotional am Spiel beteiligen.

Dies fiel auch dem Innerschweizerischen Fussballverband (IFV) auf. Vor drei Jahren führte er die Regeln ein, dass Zuschauer bei Juniorenspielen einen Abstand von drei Metern zum Spielfeldrand wahren müssen. Grund dafür seien zunehmende Diskussionen der Eltern mit Schiedsrichtern, Trainern oder anderen Zuschauern, die den Spielverlauf störten. Die Regel hat nicht nur die Disziplinierung der Eltern zum Ziel, sondern soll auch die Junioren schützen: der Abstand sei zentral für die Entwicklung der Spieler, da sie sich so weniger durch die Zurufe der Eltern beeinflussen lassen würden. Die Einhaltung der Regel wird vom IFV nun durch unangekündigte Kontrollen speziell überprüft.

Teils auch Probleme in Schaffhausen

Das Problem von übermotivierten Eltern kennt auch Sead Ademi, Trainer der E-Junioren beim FC Schaffhausen. «Gerade bei unterklassigeren Mannschaften kann es vorkommen, dass die Eltern auch einmal aufs Spielfeld gehen», so Ademi. Er selbst kommuniziere aber an Elternabenden stets klar, dass nicht die Eltern, sondern der Trainer das Sagen auf dem Fussballplatz habe. «Der Vater oder die Mutter ist natürlich eine Autoritätsperson, auf die das Kind hört.» Deswegen mache er den Eltern auch klar, dass die eine Stunde am Samstag ihm und den Kindern gehöre. «Da bin ich knallhart.»

Gleichzeitig relativiert er die Situation aber auch: «In 90 Prozent der Fälle verläuft ein Spiel ganz normal», so Ademi. Ein Problem sieht er in der gestiegenen Erwartungshaltung heutiger Eltern. «Als ich vor 25 Jahren mit Fussballspielen angefangen habe, sah man praktisch keine Eltern am Spielfeldrand. Heute sind Eltern viel präsenter. Es kommt mir so vor, also ob einige von ihrem Kind erwarten, dass es der nächste Ronaldo werden soll», so Ademi.

Störende Eltern am Spielfeldrand sieht Lucio Bugiantella, F-Junioren-Trainer bei der Spielvereinigung Schaffhausen, selten. «Wir informieren die Eltern zwar vor dem Spiel, bis jetzt kam es aber noch nie zu einem nennenswerten Vorfall», so Bugiantella. Dies hänge aber auch damit zusammen, dass es bei den F-Junioren weder Ranglisten noch Resultate gebe. «Das Spielerische steht im Vordergrund, die Anzahl der Tore zählt eigentlich kaum». Dies leiste einer entspannten Situation Vorschub. Ausfälle von Seiten der Eltern seien noch nie vorgekommen.

Ähnlich sieht es auch Reto Marugg, D-Juniorentrainer beim FC Lohn: «Wir hatten noch nie sonderlich Probleme mit übermotivierten Eltern». Klar gebe es diejenigen, welche an einem Spiel einmal ein wenig laut werden. Aber das komme nur etwa in einem von 20 Fällen vor. Deswegen informiere man die Zuschauer auch vor dem Spiel nicht, dass ein Abstand zum Spielfeldrand einzuhalten sei. «Bei F-Juniorenturnieren kommen schnell einmal 100 Leute zusammen und trotzdem mussten wir noch nie einschreiten», so Marugg. Der einzige Fall, an den er sich erinnern könne, war der eines Vaters, der seinen Sohn während des gesamten Spieles zurechtwies. In diesem Fall reichte aber ein kurzes Gespräch bereits aus: «Wir sagten ihm, er soll etwas weiter abseits stehen, was er dann auch getan hat.»

«In Extremfällen mussten Spiele auch schon abgebrochen werden»

Die Regel, dass Eltern oder Zuschauer einen gewissen Abstand zum Spielfeld einhalten müssen, gilt nicht nur im Innerschweizerischen Fussballverband, sondern auch im Fussballverband der Region Zürich (FVRZ), der für die Spiele von Schaffhauser Vereinen zuständig ist. «Bei den E-Junioren müssen Eltern fünf Meter abseits des Spielfeldes stehen», so Willy Scramoncini, Leiter der Abteilung Spielbetrieb beim FVRZ. Man habe es auch schon in Erwägung gezogen, spezielle Zonen für Familien einzurichten, die Idee aber wieder verworfen, um die Vereine nicht zu überfordern. «Trainer und Schiedsrichter weisen die Eltern aber vor den Matches jeweils darauf hin». Seit drei Saisons sei die Regel nun schon in Kraft. «Die Situation hat sich gebessert. Sie ist noch nicht ganz zufriedenstellend, es gibt immer wieder Vorfälle.» In Extremfällen mussten Spiele auch schon abgebrochen werden, weil die Eltern die Spieler stark beeinflusst hätten. «Das kommt aber höchstens zwei bis drei Mal im Jahr vor» so Scramoncini. Spezifische Kontrollen, ob der Abstand eingehalten werde, gäbe es aber nicht. «Die üblichen Kontrollen, die wir durchführen, reichen dafür aus, es sei denn, ein Verein kommt explizit mit diesem Problem zu uns» sagt Scramoncini.

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