So feiern die Kadetten-Spieler den Schweizermeistertitel
Nach zwei Siegen in der Verlängerung liessen die Kadetten beim dritten Sieg mit 35:26 nie Zweifel aufkommen. Bei Spielende gab es grenzenlosen Jubel.
Hrachovec impfte dem Team wieder das Sieger-Gen ein
Nach einem (kleinen) Tief in der letzten Saison, als beide Titel verloren gingen – Meister wurde Wacker Thun, Cupsieger Pfadi Winterthur –, sind die erfolgsgewohnten Kadetten auf den Titelpfad zurückgekehrt. Rein vom Aufwand her – personell und finanziell –, der in Schaffhausen im Handball schon lange betrieben wird, liegt das fast auf der Hand. Die Konkurrenz in Winterthur, Thun oder auch in Bern, Suhr und St. Gallen hat zwar stark aufgeholt, was auch die NLA wieder deutlich attraktiver gemacht hat. Aber an der Vormachtstellung der Kadetten ist eben bei seriöser Arbeit kaum zu rütteln.
«An der Vormachtstellung der Kadetten ist bei seriöser Arbeit kaum zu rütteln.»
2017 hatten sie zuletzt den Titel mit Peter Kukucka geholt. Mit dem Karrierenende des langjährigen Captains und Abwehrchefs David Graubner ging eine Ära zu Ende. Er ist jetzt Geschäftsführer und Teammanager. Auch für Graubner in seiner neuen Rolle ist dies ein sehr schöner Erfolg.
Denn letzte Saison ging ohne Titel in die Vereinsgeschichte ein. Aber frühzeitig wurde die Rückkehr von Cheftrainer Petr Hrachovec bekannt. Der Tscheche war von 2008 bis 2012 hier tätig gewesen – und eroberte die Titel 2010, 2011 und 2012. Danach musste er gehen. Er ging als Assistent zu Pfadi Winterthur, absolvierte eine kaufmännische Lehre, wurde Cheftrainer in Hard (AUT/ein Meistertitel) – und behielt während der ganzen Zeit den Wohnsitz Schaffhausen.
Zwar ist es immer ein Risiko, einen Trainer erneut anzustellen, aber bei Hrachovec klappte es. Er impfte den Kadetten wieder das Sieger-Gen ein, das ihnen zwischenzeitlich abhanden gekommen war. Darauf lässt sich aufbauen. Mit den bereits getätigten Transfers sehen die Perspektiven bei Hrachovecs Meisterteam für die nächste Saison – auch wieder in der Champions League – sicher gut aus.
Wenn die Kadetten Schweizer Meister werden, bedeutet dies vor allem eines: Freibier! Dementsprechend war die Stimmung nach Spielschluss nicht nur auf dem Spielfeld unten, sondern auch auf den Rängen ziemlich ausgelassen. Das war sie allerdings schon das gesamte Spiel über, die über 2200 Fans in der BBC Arena machten von Minute eins an richtig Dampf. Mit der Schlusssirene brachen dann alle Dämme. «Was für eine Atmosphäre! Riesiges Dankeschön an die Fans», freute sich Kreisläufer Bojan Beljanski nach der Partie, der genau wie alle anderen Spieler mit Perücke auf dem Kopf anzutreffen war. «Wir hatten zwei richtig schwierige Spiele gegen Pfadi, umso grösser ist nun die Freude», so der sonst sehr zurückhaltende Serbe, der betonte, heute Abend werde noch viel Alkohol fliessen.
Sein Landsmann Zarko Sesum, welcher in seiner ersten Saison bei den Kadetten gleich den Titel holte, blickte routiniert auf die Saison zurück: «Nach dem verlorenen Cupfinal in Bern und dem bitteren Aus im EHF-Cup mit einem Gegentor in letzter Sekunde tut dieser Titelgewinn umso besser», freute sich der Rückraumspieler, der den Gästen aus Winterthur viel Tribut zollte: «Riesenrespekt an Pfadi. Die Serie war unglaublich spannend, auch wenn wir nun am Ende scheinbar deutlich gewonnen haben», so Sesum weiter.
An vorderster Front feierten nebst den ganz Jungen und den drei verrückten Österreichern vor allem Luka Maros und Nik Tominec. Letzterer organisierte nach dem Auftritt mit den verrückten Perücken bei der Pokalübergabe spontan eine Trommel und machte mit Mitspielern und Fans das von der isländischen Fussballtem bekannte «Huh». Maros war derweil ununterbrochen mit einer Champagnerflasche in der Hand anzutreffen. Ungewohnt aus dem Häuschen durfte man auch Trainer Petr Hrachovec sehen. Der Erfolgstrainer gab sich beim Siegerinterview aber sofort wieder professionell. «Wir waren heute von der ersten Minute an dominant. Bedanken möchte ich mich bei den Fans, vor allem auch bei denen, die zu den scheinbar leichteren Spielen in die Halle kommen. Ich schätze das sehr», beteuerte der Tscheche. (Philipp Hagen)
Die Kadetten zeigen Pfadi im dritten Finalspiel ganz klar den Meister
Wer würde die beiden ersten so knapp und auch glücklich zugunsten der Schaffhauser ausgegangenen Spiele besser verarbeiten können: Waren das die Kadetten, die sich mit dem elften Titel vor Augen zu Hause einfach keine Blösse mehr zu geben hatten? Oder würden die Winterthurer sich nochmals aufbäumen können? Die Frage war für einmal schnell beantwortet, denn die topmotivierten Schaffhauser starteten fulminant in diese vielleicht entscheidende Partie. Nur sie konnten am gestrigen Abend vor über 2200 Zuschauern den Titel erobern, und das war irgendwie auch auf den Rängen zu spüren.
Torhüter Stevanovic hext wieder
Zwar traf Peter Schramm noch zum 0:1, aber danach legten die Kadetten dank Toren von Luka Maros (in zwei Gegenstössen), Kreisläufer Meister und Abwehrchef Beljanski zum 4:1 vor. Einen ganz wichtigen Beitrag leistete hinter der grundsoliden 6-0-Deckung, die bis zum 17:8 Gerbls wie eine Wand stand, Torhüter Ivan Stevanovic: Ball um Ball hielt er – zehn Paraden bis zur Pause (14 total) und zwischenzeitlich über 50 Prozent Abwehrquote liessen die orangen Fans ob «Stevi» aus dem Häuschen geraten. Der in seine Heimat zurückkehrende Kroate zeigte im letzten Spiel mit den Kadetten nochmals eine überragende Leistung.
Aber die Schaffhauser Mannschaft überzeugte in der ersten Hälfte auch als Kollektiv, obschon die beiden Pfadi-Treffer vom 17:9 bis zum 17:11 zur Pause fast in der Rubrik Gastgeschenke einzuordnen waren. Dass die Konzentration da etwas nachgelassen hatte, war indes verständlich. Auch mit sechs Toren Differenz hatte das von Trainer Petr Hrachovec taktisch und motivatorisch hervorragend eingestellte Team einen beachtlichen Vorsprung geschaffen. Am letzten Sonntag genügten Pfadi im Laufe der zweiten Halbzeit sieben Tore Reserve nicht zum Heimsieg, also mussten die Kadetten auch nach der Pause noch einmal alles geben, um den Gegner nicht aufzubauen.
Die grosse Wende passierte indes nicht mehr, dazu blieben die Kadetten zu konsequent in Abwehr wie Verteidigung, und die Körpersprache der Pfader liess ebenso wenig erahnen, dass sie noch an ihre Titelchance glaubten. Auf der anderen Seite blieben die Schaffhauser weiterhin solid und konnten auf einen starken Stevanovic zählen (der in der 49. Minute bei 30:22 Pilipovic Platz machte) und hatten im Abschluss mit Sesum (6), Luka Maros und Captain Küttel (je 5) die besten Skorer in ihren Reihen. Die Feierlichkeiten konnten so frühzeitig beginnen, und das junge Duo Meister/Schelker begann in der Schlussminute mit dem verdienten Meistertanz.
Das ganze Spiel zum Nachlesen gibt's hier im Ticker.