FCS zeigt eine starke Reaktion und gewinnt das Derby verdient mit 1:0

Tobias Erlemann | 
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Der Torschütze des Siegtores, Rodrigo Pollero (vorne), wird hier von Remo Arnold gestoppt. Bild: Key

Die grosse Frage vor dem Derby gegen den FC Winterthur: Wohin führt der Weg des FCS nach der Niederlage in Thun? Die (deutliche) Antwort: Nach dem knappen 1:0-Sieg blicken die Schaffhauser wieder Richtung Spitze.

Die entscheidende Szene hatte schon ein wenig Slapstick-Charakter: In der 54. Minute köpfte FCS-Goalgetter Rodrigo Pollero auf das Tor des FC Winterthur. Druck bekam er keinen hinter den Ball, die Kugel rollte Richtung Keeper Dario Marzino. Eine leichte Beute? Eigentlich ja, doch der 24-Jährige liess den Ball durchrollen und bekam ihn dann erst wieder hinter der Linie zu fassen. «Genau habe ich es nicht gesehen. Aber ein paar Leute haben es sich schon auf Video angeschaut, der Ball war hinter der Linie», erklärt FCS-Coach Murat Yakin – und hat ein Lob übrig. Nicht für den Keeper, sondern für den Linienrichter. «Das hat er gut gesehen, er stand genau richtig.»

Dieser Treffer war ein Stück weit das Glück des Tüchtigen. Denn der FCS machte von Beginn weg mehr für das Spiel. Während Winterthur komplett auf Defensive ausgerichtet war und sich in Lauerstellung befand, wollten die Schaffhauser etwas bewegen. «Es war genau die richtige Reaktion nach der Niederlage in Thun. Wir wollten mutig spielen», sagt Mit- telfeldspieler Valon Hamdiu. Der 22-Jährige stand symbolisch für den Einsatz des FCS. Ein Cut über dem Auge wurde geklebt, trotzdem hielt Hamdiu 90 Minuten durch – und freut sich über die gezeigte Leistung. «Auch wenn es knapp war, der Sieg ist verdient, und drei Punkte in einem Derby sind umso schöner.»

Das einzige Problem im FCS-Spiel: Manchmal fehlte vor dem Tor noch der letzte, entscheidende Punch. So war das Resultat immer knapp, mit einer einzigen Aktion hätte Winterthur doch noch rankommen können. Doch anders als in Thun, als die Munotstädter bereits nach 16 Minuten mit 0:2 im Hintertreffen lagen, stand die Defensive an diesem Abend sattelfest und solide. «Wir haben Winterthur eigentlich keine Chance zugelassen. Wir wussten, es wird ein hartes Spiel. Aber sowohl defensiv als auch offensiv haben wir eine starke Leistung gezeigt», sagt Uran Bislimi.

Damit gelang der Turnaround per sofort, die Schlappe im Berner Oberland hatte kei- ne langfristigen Nachwirkungen. Denn jeder wusste: Speziell in diesem Spiel gegen Winterthur war verlieren verboten, schliesslich stand der Gegner zuvor auf Platz 2 mit zwei Punkten vor dem FCS. Umso verwunderlicher, dass der Gast keinerlei Anstalten machte, auf drei Punkte zu spielen. Das Spiel des Gegners wolle er eigentlich nicht kommentieren, sagt Hamdiu. «Aber sie haben wohl auf ein 0:0 spekuliert, deshalb war es für uns umso schwerer, das Bollwerk zu knacken.»

Mit dem knappen Sieg hat der FCS nun also wieder den Weg nach oben eingeschlagen, auf Platz 3 liegend geht es schon Dienstag in die nächste Partie, dann auswärts in Aarau. Wie wichtig dieser Derbysieg auch für das Gemüt war, zeigt sich im Selbstbewusstsein von Bislimi. «In Aarau holen wir jetzt auch drei Punkte, da bin ich sehr zuversichtlich.» Denn über allem schwebt aktuell noch die Aussage von Coach Yakin, der von einer «Vision» sprach – und diese soll Aufstieg heissen. Wie knapp es in der Challenge League aber zugeht, zeigten die letzten beiden Partien. Erst die klare Niederlage gegen Thun, dann jetzt der überlegene Sieg über Winterthur. Und knapp war auch das entscheidende Tor an diesem Abend. «Ich hatte mich eigentlich schon weggedreht, da der Ball doch sehr langsam aufs Tor ging.» Und auch wenn es ein wenig Slapstick war, «den Treffer und den Sieg haben wir uns absolut verdient», sagt Hamdiu.

Telegramm

Schaffhausen – Winterthur 1:0 (0:0). - Stadion Schaffhausen. - Keine Zuschauer. - SR Cibelli. - Tor: 54. Pollero 1:0. – FCS: Da Costa, A. Müller (89. S. Müller), Neitzke, Bunjaku, Krasniqi; Bislimi, Sarr (70. Mujcic), Hamdiu, Rodriguez; Pollero (89. Mozzone), Prtajin. – Winterthur: Marzino; Wittwer, Kamberi, Baak, Lekaj; Ballet (70. Ramizi), Arnold, Alves, Pepsi (82. Gantenbein), Di Nucci (82. Mahamid); Buess. – Bemerkungen: FCS ohne Deronjic, Lika, Del Toro, Talic, Paulinho (alle verletzt), Djoulou, Padula, Bajrami, Furrer, Wick, Berglas-De Nobile und Barry (alle nicht aufgeboten). – Verwarnungen: 29. Buess (Foul), 38. Kamberi (Foul), 44. Rodriguez (Ballwegschlagen), 56. Lekaj (Foul), 87. Mujcic (Foul).

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