Granit Xhaka: «Wir sind alle Schweizer und geben alles für das Schweizer Nationalteam»

Schaffhauser Nachrichten | 
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Granit Xhaka spricht über die Wirrungen rund um die Doppeladleraffäre. Bild: Key

SFV-Generalsekretär Alex ­Miescher verschärfte mit seinen brisanten Aussagen unmittelbar nach dem Schweizer WM-Out die ewige Migrationsdebatte. Granit Xhaka nimmt Stellung.

von Sven Schoch

Ist Ihnen bereits während der WM aufgefallen, dass das Klima um das Nationalteam abkühlte?

Granit Xhaka: Der Fussball war oft Nebensache. Nach dem Serbien-Spiel ging es nur noch um den Doppeladler. Dann kam das nächste Thema: Steven Zuber oder Breel Embolo? Dann: Wer spielt vorn? Dann ging’s darum, dass ­Johan Djourou nicht mehr für dieses Niveau genüge.

Sie waren aber nicht der Grund fürs Scheitern im Achtelfinal.

Nein. Schauen Sie sich unsere Werte der Qualifikation an. Wir hatten kaum mehr Gegentore zugelassen, aber fast immer getroffen. Gegen die Schweden begingen wir Fehler in der Defensive und machten offensiv ganz einfach zu wenig – deswegen hatten wir es nicht verdient, ein Viertelfinalist zu sein.

Der SFV-Generalsekretär Alex Miescher denkt laut über die Abschaffung des Doppelbürgerstatus nach. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie von seinem Interview hörten?

Das Interview machte bei den Spielern schnell einmal die Runde.

Und?

Noch während der WM und nach meiner Doppeladlergeste kam Alex (Miescher) auf uns zu und versicherte, dass er alles unternehmen werde, um uns zu schützen – und dann kommen drei Tage nach unserem Ausscheiden solche Aussagen von ihm.

Sie wirken irritiert.

Definitiv.

Was ärgert Sie?

Ich höre aus seinen Zeilen ­heraus, dass er Doppelbürgern nicht ­zutraut, für die Schweiz an die Grenzen zu gehen. Das geht direkt an meine Adresse und an diejenige einiger anderer mit zwei Nationalitäten. Es klingt für mich so, als ob ich und meine Kollegen im Schweizer Dress nicht ans Limit ­gehen würden.

Kommt für Sie der Zeitpunkt seiner Botschaft überraschend?

Drei Tage nachdem wir in Russland eine bittere Niederlage kassiert haben, macht man so etwas einfach nicht.

Wie fühlt sich seine Message für einen Direktbetroffenen an?

Für mich und mit Sicherheit auch für betroffene Teamkollegen ist es befremdend, solche Kommentare von Alex Miescher zu hören. Wir sind alle Schweizer und geben alles für das Schweizer Nationalteam – jeder von uns –, weil wir alle dankbar dafür sind für das, was unsere Schweiz für uns und unsere ­Familien getan hat. Meine Familienwurzeln liegen im Kosovo – wie sie für Breel Embolo in Kamerun, Manuel Akanji in Nigeria und Ricardo Rodriguez in Chile und in Spanien liegen. Die Schweizer Nationalmannschaft besteht heute ohnehin aus 50 bis 60 Prozent Doppelbürgern oder Secondos. Sogar unser Chef (Vladimir Petkovic) ist Doppelbürger und gibt Blut und Schweiss für die Nationalmannschaft. Mit diesem unnötigen Vorstoss hat Alex Miescher viel Stirnrunzeln hervorgerufen, aber auch viele enttäuscht.

Was löst Alex Miescher nun weiter aus?

Ich denke, Alex hat seine Steinzeitkommentare, die auf die Schweizer Doppelbürger zielten, sicherlich hinterfragt.

Könnte es zur nachhaltigen Beeinträchtigung des A-Nationalteam-­Spirits kommen?

Überhaupt nicht. Solchen Unsinn gibt es ab und zu. Wir haben uns nun auf eine EM vorzubereiten. Fussball wird auf dem Rasen gespielt, und wir haben ein Team, das 2020 richtig Gas geben muss. (sda)

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