Die Rache des Montezuma

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Thomas Harzenmoser, Layoutredaktion /thomas.harzenmoser @shn.ch

Thomas Harzenmoser schreibt in seiner Einwurf-Kolumne über göttliche Unterstützung für die mexikanische Nationalmannschaft.

«Ein freier Tag ist ein freier Tag, und das sind die Risiken, die mit solchen Freiheiten einhergehen», kommentierte Guillermo Cantu, Generalsekretär des mexikanischen Fussballverbandes, achselzuckend den Sexskandal einiger Spieler seines Teams kurz vor der WM. Mexikos ­Kapitän Rafael Marquez meinte jedoch daraufhin wütend, dass er mit seinen ausufernd feiernden Kollegen mal ein ernst­haftes Wörtchen reden werde – böse ­Zungen hingegen behaupteten, dass Marquez die Orgie selbst ­organisiert habe ... Nun, wie dem auch sei, die Episode hat den Mittelamerikanern keineswegs geschadet, im Gegenteil: Weltmeister Deutschland wurde mit 1:0 vom Platz gefegt, und auch Süd­korea hatte keine Chance gegen die entfesselt aufspielende mexikanische Mannschaft, die vor dem heutigen Spiel gegen Schweden schon (fast) für die Achtelfinals qualifiziert ist – ein ­Unentschieden reicht.

Wie weit die Mexikaner in diesem Turnier noch kommen werden, wissen die Götter.

Somit brauchte es bisher auch nicht die Hilfe von Mexikos «Nationalheiligem» Montezuma und seine gefürchtete Rache, welche etliche Spieler­ ­anlässlich der WM in Mexiko 1986 erleben mussten, als die Toilettensitze in so manchem Mannschaftsquartier tagelang nicht kalt wurden. Übrigens soll der Herrscher über die Azteken oder eben Mexicatl – er lebte von 1465 bis 1520, wurde wie ein Gott verehrt und hiess eigentlich Motecuzoma, doch die spanischen Conquistadores konnten damals seinen Namen nicht aussprechen – sehr dem Ball­spiel ­zugetan gewesen sein, in der aztekischen Sprache Tlachtli genannt. Gespielt wurde vermutlich nur mit Zuhilfenahme der Arme und der Hüfte, und das Runde musste nicht wie heute in das Eckige, sondern tatsächlich ins Runde, nämlich durch einen Reifen befördert werden. Wie weit die Mexikaner in diesem Turnier noch kommen werden, wissen die Götter, aber eines ist sicher: In acht Jahren wird die Fussball-WM unter anderem auch wieder in ihrem Land ausge­tragen werden, und dann steht bestimmt, falls notwendig, auch der zwölfte Mann, eben Montezuma, seinem «El Tri»-Team wieder zur Seite.

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