Dank starker zweiter Halbzeit gewinnt die Schweiz ihr zweites Spiel an der WM

Schaffhauser Nachrichten | 
Noch keine Kommentare

Die Schweiz steht dank dem 2:1-Sieg gegen Serbien vor der Qualifikation für die WM-Achtelfinals.

von Stefan Wyss

Wie viel Charakter zeigt diese Schweizer Mannschaft! Nach schwierigem, ja misera­blem Start wendet sie die Partie in diesem «Auswärtsspiel» nach der Pause dank der Steigerung verdient und dank Granit Xhakas Weitschuss und dem langen Lauf des überragenden Xherdan Shaqiri. Dieses Siegestor in der 90. Minute stösst die Pforte zu den Achtelfinals weit auf: Am kommenden Mittwoch reicht der Schweiz im letzten Gruppenspiel gegen das bereits ausgeschiedene Costa Rica ein Unentschieden. Und gewinnt Brasilien gleichzeitig gegen Serbien, kann sich die Schweiz sogar eine Niederlage leisten.

Anfangsphase zu verhalten

Bis zum erlösenden Jubel mussten die Schweizer 95 Minuten lang kämpfen, leiden und zittern. Wie unangenehm sich der Abend gestalten würde, war schon nach wenigen Minuten klar. Eine erste grosse Chance konnte Yann Sommer in der 5. Minute noch parieren, doch wenige Sekunden später kam Serbiens Mittelstürmer Aleksandar Mitrovic erneut mit dem Kopf an den Ball – 0:1. Beide Male war ­Ricardo Rodriguez auf der linken Seite aus dem Katz-und-Maus-Spiel mit Dusan Tadic als Verlierer hervorgegangen.

Es war der Anfang einer Phase, in welcher die Schweizer die serbische Wucht einfach über sich ergehen lassen mussten. Tadic war von Rodriguez weiterhin nicht zu bändigen, und Mitrovic machte in der Mitte mit Fabian Schär im Prinzip, was er wollte. Es wurde erst nach 20, vielleicht 25 Minuten etwas besser. Xherdan Shaqiri war bemüht, das Geschehen an sich zu reissen. Manuel Akanji war der bessere Auslöser der Angriffe als Granit Xhaka, und die Schweizer kam durch Blerim Dzemaili nach einer halben Stunde zu einer gros­sen Ausgleichschance. Nach dem Zuspiel von Steven Zuber brachte er aber nicht genügend Druck hinter seinen Schuss. Wie fragil das Nervenkostüm der Schweizer in dieser ersten Halbzeit geworden war, illustrierte keine Szene besser als diejenige in der 33. Minute: Statt aus günstiger Position den Abschluss zu suchen, schlug Dzemaili eine nicht zu verarbeitende Flanke auf Haris Seferovic.

Shaqiri machte den Sack zu

So rieb man sich verwundert die Augen: Es spielte 45 Minuten lang eine Schweizer Mannschaft, die wie eine schlechte Kopie ihrer selbst war. Es war nichts zu sehen von der Solidität, die in den letzten zwei Jahren in 23 Spielen nur eine Niederlage zuliess. Es kam die Pause und damit die Hoffnung. Schliesslich hatten die Schweizer schon oft einen Weg zurück in ein Spiel gefunden.

Es war eine Hoffnung, die nicht enttäuscht wurde. Die Schweizer kamen mit einer ganz anderen Körpersprache auf den Platz zurück, sie gingen mit mehr Selbstvertrauen in die Zweikämpfe – und fanden schon in der 52. Minute den Ausgleich. Ein erster Schuss von Shaqiri wurde noch geblockt, dann drosch Xhaka den Ball aus über 20 Metern mit links ins Tor.

Dass Shaqiri nur sechs Minuten später aus der Drehung statt zum 2:1 bloss den Pfosten traf, änderte nichts an zwei Erkenntnissen: Die Schweizer waren im Spiel, und Shaqiri war endlich mal wieder der Leader in der Offensive. So gut wie gegen Serbien hatte er für die Schweiz lange nicht mehr gespielt. Er kompensierte, was zum Beispiel Dzemaili und Seferovic bis zu ihrer Auswechslung an Durchschlagskraft fehlte. Er war im Sturm ein Schweizer Alleinunterhalter.

In Shaqiris Sog steigerten sich beispielsweise auch Xhaka oder Rodriguez, der nach katastrophalem Start in der zweiten Halbzeit mehr für die Offensive tun konnte. Doch der Weg zum positiven Resultat war noch weit und bis zuletzt mit Gefahren gepflastert. Die Serben reagierten, das mussten sie, weil auch ein Unentschieden für sie kein gutes Ergebnis gewesen wäre. Aber sie brachten zum Glück der Schweizer nicht mehr die PS der ersten Halbzeit auf den Platz. Bei stehenden Bällen machten sie sich ihre physische Überlegenheit zunutze. In solchen Situationen gerieten die Schweizer immer wieder in Schwierigkeiten. Bis Shaqiri, natürlich er, sie erlöste. (sda)

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren