Die Schweiz und ihr Problem im Sturm

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Die Schweizer Nationalmannschaft mit Blerim Dzemaili (M.) und Haris Seferovic (r.) tat sich im Angriff gegen die Brasilianer wie auch gegen Marcelo schwer. BILDER KEY

Der Start zur WM ist der Schweiz am Sonntag mit dem 1:1 in Rostow gegen Favorit Brasilien meisterlich gelungen. Die Probleme in der Offensive sind aber nach wie vor nicht behoben und fordern Vladimir Petkovic.

von Sven Schoch

Nationalcoach Vladimir Petkovic hatte an diesem Sonntag wieder einmal richtig entschieden. Bis zuletzt war die einzige personelle Frage im Schweizer Team: Spielt auf dem linken Flügel Steven Zuber oder Breel Embolo? Man hatte zwar erahnen können, wie sich Petkovic entscheiden würde, doch mit Sicherheit wusste Zuber selbst erst am Mittag vor dem Spiel, dass er beginnen würde. Und dann schoss er bei seinem WM-Debüt das Tor zum 1:1 gegen Brasilien.

Damit avancierte einer zum «Matchwinner», der zuletzt im Club nicht mehr die erste Wahl gewesen war. Bei Hoffenheim hatte Zuber seinen Platz verloren, hatte er in der Bundesliga-Rückrunde nur in 6 von 17 Partien von Beginn weg gespielt. Neunmal kam er überhaupt nicht zum Einsatz. Dennoch lobten sie ihn in Deutschland. Sein Trainer Julian Nagelsmann sagte über ihn, er sei «einer der drei besten Offensiv-Aussenverteidiger der Liga». Und Manager Alexander Rosen prophezeite vor wenigen Tagen, Zuber würde eine «WM auf sehr hohem Niveau spielen». Zubers Entwicklung in Hoffenheim sei hervorragend, so Rosen.

Doch zurück zum WM-Start und zu diesem beachtlichen 1:1 der Schweizer gegen den fünffachen Weltmeister Brasilien: Zubers Leistung auf das Tor zu reduzieren, wäre falsch. Der Zürcher setzte früh die ersten offensiven Akzente im Schweizer Team und hielt sich danach an seine defensiven Aufgaben. «Wir mussten natürlich mehr nach hinten arbeiten als sonst», so Zuber. Brasiliens rechter Aussenverteidiger Danilo hatte wenige Offensivaktionen, insgesamt schirmte das Duo Zuber und Ricardo Rodriguez die linke Seite gegen Danilo und Willian gut ab.

Qualitätsdefizit vor dem Tor

Zuber schoss zwar den wichtigen Ausgleich, erhielt letztlich aber vor allem Lob für die taktische Disziplin in der eigenen Platzhälfte. Das führt zu einem grundlegenden Problem im Schweizer Team. Der Offensive um das Quartett mit Xherdan Shaqiri, Blerim Dzemaili, Haris Seferovic und eben Zuber fehlen auf international gehobenem Niveau die letzten Prozentpunkte an Qualität in der gegnerischen Zone. «Wir spielten einige Konter nicht gut aus. Auf den letzten 20 Metern machten wir zu viele Fehler», erkannte Shaqiri.

«Auf den letzten 20 Metern machten wir zu viele Fehler.» Xherdan Shaqiri, Nationalspieler

Keiner steht für diesen Mangel so sinnbildlich wie Haris Seferovic. Der Stürmer von Benfica Lissabon kommt einfach nicht mehr auf Touren. Seit Anfang November 2017 hat er im Club in der Meisterschaft bei zehn Teileinsätzen insgesamt gerade einmal 98 Minuten auf dem Rasen gestanden. Für die Schweiz wartet er seit fünf Pflichtspielen auf ein Tor.

Petkovic hat trotzdem immer an Seferovic festgehalten. Doch gegen Brasilien kam Seferovic auch in seiner Kernkompetenz auf schlechte Werte. Nur 33 Prozent der Duelle hat er gewonnen, nur ein Foul hat er provoziert. Damit weist Seferovic die schlechteste Bilanz der Offensivspieler aus.

Und nun fragt man sich vor dem zweiten Gruppenspiel vom Freitag gegen Serbien: Wie lange schaut Petkovic noch zu? Auch die Geduld des Nationaltrainers hat Grenzen, das offenbarte er an der EM vor zwei Jahren, als er Seferovic nach zwei schlechten Auftritten im dritten Gruppenspiel durch Embolo ersetzte. (sda)

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