Bereit für den ganz grossen Wurf

Tobias Erlemann | 
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Die Schaffhauser MünsterPub-Darter haben sich durch Topleistungen für ein hoch dotiertes Turnier in Las Vegas qualifiziert.

Das Kribbeln ist gross. Schon morgen bricht ein Quartett der Schaffhauser Münster-Pub-Darter auf nach Amerika. In Las Vegas spielt der Neuhauser Dartweltmeister Raymond Balbach mit seinen Kollegen Vullnet Xhemaili, Marco Schelbli und Swen Gewalt beim Phoenix Las Vegas Cup mit. «Ich bin schon etwas nervös, so eine Chance bekommt man nicht alle Tage», offenbart Xhemaili, der erst vor Kurzem Europameister im Einzel wurde.

Nervosität ist gut, doch bis zum Zittern darf das nicht führen, denn beim Dart ist eine ruhige Hand eminent wichtig, ja sogar spielentscheidend. Dabei wird das Turnier vor einem riesigen Publikum stattfinden. Dazu sind an die 4000 Spieler im Einsatz. Der Geräuschpegel wird dementsprechend hoch sein. Speziell darauf hat sich Xhemaili schon vorbereitet. So trainiert er zu Hause in seinem Übungsraum mit lautstarker Musik. Nach einigen Minuten dient seine Frau als «Störfaktor», um zu überprüfen, wie sehr sich der Dartspieler hat ablenken lassen. Xhemaili: «Sie fragt mich dann immer, welche Lieder abgespielt wurden. Wenn ich mich nicht erinnern kann, dann war ich perfekt im Tunnel.»

Schnelle Akklimatisierung

Vorbereitung ist im Sport halt alles. So hat die Schaffhauser Dartcrew die Trainingseinheiten intensiviert. Noch sei aber Luft nach oben, gesteht Schelb­li. «Kurz vor Beginn bin ich dann parat. Ausserdem bin ich ein Turnierspieler und steigere mich von Runde zu Runde.» Dabei kommt es aber auch immer auf die Auslosung an. Diese wird direkt vor Ort im «Tuscany Suites Casino» vorgenommen. Schelbli hofft auf ein gutes Los. «In der ersten Runde brauche ich einen Gegner, der gut zu bespielen ist. Gleich am Anfang ein Hammer-Kontrahent, das würde mich eher verunsichern.»

Doch Selbstbewusstsein ist Trumpf bei den Münster-Pub-Dartern. «Wir fliegen da hin, um vorne mitzuspielen», sagt Balbach mit grosser Überzeugung. «Als amtierender Weltmeister muss ich mir ja hohe Ziele setzen, sonst kann ich gleich zu Hause bleiben.» Auch der Neuhauser Dartchampion hat sich eisern auf den Top-Event vorbereitet. Balbach hat sich explizit auf den «Las-Vegas-Rhythmus» eingestimmt. So steht er derzeit früher auf und geht später ins Bett, um nicht etwa nach der Ankunft in den USA einen Jetlag zu bekommen. Ausserdem wurden die Trainingsumfänge gesteigert, schon vor dem Arbeiten geht es an die Dartscheibe. Dazu kommen Einheiten am Abend mit den Mitspielern. «Wir werden gut vorbereitet nach Las Vegas fliegen», ist Balbach überzeugt.

Geworfen wird in verschiedenen Kategorien. So spielen Balbach, Xhemaili, Schelbli, Gewalt und Roger Martoglio im Einzel. Im Doppel treten Balbach und Schelbli zusammen an sowie Xhemaili und Martoglio. Weiter geht es in der 3er-Team-Konkurrenz, auch hier sind Balbach, Xhemaili und Schelbli am Start. Und zuletzt gibt es noch den Nationenwettkampf, dann spielen Balbach, Xhemaili und Gewalt unter Schweizer Flagge. Da hier jedoch im Vierergespann eine Frau mitspielen muss, kommt noch Mihane Sadiki aus Zürich hinzu. Und: Balbach fungiert gleichzeitig auch noch als Nationalcoach. Ein straffes Programm beim dreitägigen Turnier, das weiss auch der 37-Jährige. «Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, wo ich auch mal erschöpft sein werde. Dann gilt es, schnellstmöglich zu regenerieren.» Dies gelänge ihm am besten, wenn er einfach mal durch die Turnierräume streife und die Atmosphäre geniessen könne. «Dabei kann ich dann auch ein wenig die Gegner studieren und analysieren», sagt Balbach, der aber auch beim Entspannen nicht komplett die Seele baumeln lassen kann.

Preisgelder erspielen

Das Turnier in Las Vegas ist der Höhepunkt des Jahres für die Münster-Pub-Darter. Bis zur Qualifikation war es jedoch ein weiter Weg. In einer Spielrunde mit Teams aus Österreich, Deutschland und der Schweiz setzte sich das Schaffhauser Team nach harten 26 Spielrunden hauchdünn durch. Die Reise finanziert wird vom Veranstalter «Phoenix Darts Switzerland», welcher auch Ausrichter des Turniers in den USA ist. Mit dem Schweizer Team nach Amerika reist Verbandschef Tom Kühne, der verhalten optimistisch die Chancen einstuft. «Die amerikanischen Spieler werden sehr stark sein. Auch von den Asiaten erwarte ich einiges. Unser Ziel muss es sein, so oft wie möglich in die Preisgeldränge reinzukommen, die beginnen ungefähr ab Platz 15.» Insgesamt werden am Turnier 100 000 Dollar an Preisgeld ausgeschüttet, bei entsprechendem Verlauf kann die Schweizer Equipe finanziell ganz gut abschneiden. Das hofft auch Schelbli. «Natürlich wollen wir das Turnier geniessen und wertvolle Erfahrungen sammeln. Aber ich habe auch hohe Ambitionen und will Topleistungen abliefern. Ob es dann für ganz vorne reicht, das müssen wir mal schauen.»

Jetzt muss aber erst einmal der Flieger nach Amerika bestiegen werden, dann geht es über Montreal nach Las Vegas. «Ich war das letzte Mal vor rund 20 Jahren in Amerika, ich bin schon ein wenig aufgeregt», offenbart Balbach. Bis zum Turnierstart sollte sich diese Aufregung dann aber in Selbstbewusstsein umgewandelt haben, damit ohne zittrige Hände immer voll ins Schwarze getroffen wird.

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