Lob und Tadel für Weinländer Holzbauprojekte

Roland Müller | 
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Der Unterstammer Sägerei-Unternehmer Martin Keller hat auf die nächste Generalversammlung von HIS Ost hin seinen Rücktritt angekündigt. Bild: Roland Müller

An der Generalversammlung der Regionalsektion Ost der Holzindustrie Schweiz stand das einheimische Bauholz im Zentrum. Dabei wurden Holz-Neubauten in Feuerthalen und Uhwiesen unterschiedlich beurteilt.

In diesem Frühjahr warf der Holz-Neubau des Feuerthaler Kindergartens , der Mitte 2022 bezugsbereit sein soll, in der gesamten Ostschweizer Holzbranche grosse Wellen. Das Projekt war auch ein Thema an der Generalversammlung des Regionalverbands Ost der Holzindustrie Schweiz (HIS) in Tiefenstein. In diesem Verband sind die Sägereien, Hobel- und Leimwerke aus den Ostschweizer Kantonen St. Gallen, Thurgau, beider Appenzell sowie Schaffhausen und Zürich organisiert.

Verbandspräsident Martin Keller (Unterstammheim) kritisierte die Feuerthaler Bauherrschaft mit aller Deutlichkeit: Für den Ständerbau des neuen Kindergartens wurde Holz aus Osteuropa verwendet, obwohl die Gemeinde über beachtlich aufgerüstete und unverkaufte Käferholzlager verfügt. «Leider wurde es bei der Ausschreibung versäumt, Schweizer oder Feuerthaler Holz zu verlangen, obwohl der Förster zu diesem Zeitpunkt darauf aufmerksam gemacht hatte», so Keller. Mit aller Deutlichkeit wies Keller die von der Baukommission gemachte Begründung, dass das Schweizer Holz nicht den geforderten Qualitätsansprüche entspreche, zurück. Viel Lob fand Keller hingegen für den neuen, nur wenige Kilometer entfernten Forstwerkhof in Uhwiesen und den Ersatz des Uhwieser Hörnliturms. Hier sind fast 500 Baumstämme respektive rund 25 Kubikmeter einheimisches Holz verbaut worden. «Für beide Objekte stammt sämtliches Holz aus dem eigenen Forstrevier. Dieses Beispiel zeigt deutlich den Unterschied zwischen der sehr stadtnahen Schlafgemeinde Feuerthalen und dem Bauern- und Gewerbedorf Uhwiesen», hielt Keller weiter fest.

Label nicht verwässern

Derartige Negativ-Beispiele verärgern die Branche und vor allem die Mitglieder der HIS Ost, wie sich in der Diskussion zeigte. «Es sollte eigentlich zwingend sein, dass Gemeinden, der Kanton und auch der Bund ausschliesslich Schweizer Holz verbauen», forderte ein Mitglied; oftmals sind diese Einheiten selber grosse Waldbesitzer, nutzen diesen Rohstoff jedoch zu wenig.

«Nach turbulenten Zeiten am Rundholzmarkt kehrt wieder Normalität ein. Der Käferbefall ist massiv zurückgegangen, und die Rundholzpreise erholen sich auf einem sehr tiefen Niveau», hielt Pirmin Fischbacher rückblickend fest. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen sollte es gemäss Fischbacher nun das Ziel sein, dass die gesamte Waldwertschöpfungskette, vom Waldbesitzer bis zum Endkonsument, profitieren kann.

Die Schweizer Waldbesitzer und Sägereien setzen stark auf das vor einigen Jahren lancierte Label «Herkunft Schweizer Holz» (HSH). Damit ist gewährleistet, dass nur Holz genutzt, gefällt, verarbeitet, verbaut und verwendet wird, welches im Inland nach einer der strengsten Forstgesetzgebungen genutzt wird. Es sollte gar als Alternative das eher schwammige FSC-Label ablösen. Das HSH-Label ist im Besitz der nationalen Dachorganisation der gesamten Holzwirtschaftskette, Lignum Schweiz. Neu soll es nun aber gemäss Michael Gautschi, Direktor der Holzindustrie Schweiz, möglich werden, HSH-zertifiziertes Holz auch im Ausland zu ver- und bearbeiten, um es danach wieder in der Schweiz als einheimisches Holz zu verbauen.

Es besteht ein Fachkräftemangel

Diese Absichten kamen aber in einer intensiven Diskussion bei den Mitgliedern schlecht an. Verschiedene Votanten befürchteten, dass damit das Label verwässert wird. Damit würde es – analog zu Nahrungsmittelrohprodukten – für den passiven Veredelungsverkehr eingesetzt. Verschiedene Mitglieder forderten deshalb die Durchsetzung einer strikten Kontrolle dieser Massnahmen, damit das Label gestärkt wird. Zugleich wurde der Ruf laut, dass die beiden grossen Akteure, einerseits WaldSchweiz als Waldbesitzer und andererseits die Sägereien, die sich auf der ersten Stufe der Verarbeitung und am Anfang der Holz-Wertschöpfungskette befinden, in den zuständigen Gremien Druck machen, um diesen mit Gefahren verbundenen Veredelungsverkehr möglichst transparent zu machen.

In der Branche herrscht im Hinblick auf Säger ein Fachkräftemangel. Hier wird jetzt die Berufsbildung umgekrempelt und den neuen Anforderungen angepasst. «Ab dem 1. August starten wir mit dem neuen Beruf ‹Holzindustriefachfrau/Mann EFZ›», kündigte Urban Jung, zuständig für die Berufsbildung im Vorstand von HIS Ost, an. Konkret wird es zwei Berufsbildungswege geben: In der Stufe 1 liegt der Schwerpunkt auf der Produktion von Schnittholz im Sägewerk. In der Verarbeitungsstufe steht die Weiterverarbeitung mit der Fertigung von holzbasierten Produkten im Zentrum. Wer nun eine dieser beiden Varianten als Beruf wählt, muss jeweils im zweiten Lehrjahr ein achtwöchiges Praktikum im anderen Berufsfeld absolvieren. Zum Schluss der Versammlung kündigte Martin Keller auf die kommende Generalversammlung hin seinen Rücktritt an.

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