Mit Bewegungsmelder Wildtiere vor Tod bewahren

Daniel Zinser | 
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So sieht das Warnsystem aus, welches in Zukunft tausende Tierleben retten soll. Bild: AniMot, Sabine Dahl

Im Kanton Zürich gab es im letzten Jahr mehr als 4500 Wildunfälle. Zwischen Trüllikon und Schlatt wird nun ein neues System getestet, das Leben retten soll.

Zwischen dem 1. April 2017 und dem 31. März 2018 sind laut der aktuellsten Jagdstatistik des Kantons Schaffhausen über 350 Wildtiere bei einem Unfall auf den Schaffhauser Strasse gestorben. «In den meisten Fällen sind es Rehe und Füchse» erklärt der Schaffhauser Jagdverwalter Andreas Vögeli. Ungleich grösser sind die Zahlen in Zürich. Im grossen Nachbarskanton wurden 2017 über 4500 Unfälle mit Wildtieren registriert. Zusammenstösse mit Tieren verursachen in Kanton Zürich Kosten in der Höhe von rund sieben Millionen Franken pro Jahr. Nun soll Abhilfe geschaffen werden.

Blinklichter als Warnung für Autofahrer 

Präventionsmassnahmen, die Wildtiere mit Licht-, Ton- oder Geruchssignalen von der Strasse fernhalten sollen, würden laut einer vom Kanton Zürich am Montag verschickten Medienmitteilung oft nur mässigen Erfolg zeigen. Die besseren Ergebnisse würden hingegen Systeme zeigen, welche die Verkehrsteilnehmer vor Wildtieren in Strassennähe warnen. Genau ein solches System testet der Kanton Zürich nun auf vier Teststrecken. Eine davon liegt zwischen Truttikon und Schlatt im Thurgau, eine andere zwischen Hüntwangen und der deutschen Grenze.

Getestet wird auf mehreren hundert Metern ein neues System: An den Randleitpfosten installierte Bewegungsmelder sollen Wildtiere erkennen, die sich der Strasse auf weniger als 30 Meter nähern. Die ebenfalls an den Pfosten angebrachten Blinklichter sollen dann die Autofahrer auf die mögliche Gefahr aufmerksam machen. «Die Hersteller behaupten, dass alle Tiere die grösser sind als ein Hase, vom System erkannt werden. Das gilt es nun zu testen», sagt Martina Reifler-Bächtiger von der Forschungsgruppe Wildtiermanagement der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, welche den zweijährigen Versuch begleitet.

Hier, auf der Kantonsstrasse zwischen Trüllikon und Schlatt, soll das neue System getestet werden. Bild: Google Maps

Die vier Teststrecken wurden nach Anzahl der Wildunfälle ausgewählt. Es sind sogenannte Hotspots. Alleine auf der 300 Meter langen Strecke zwischen Truttikon und Schlatt gab es zwischen 2009 und 2016 22 Wildunfälle. Ab dem 27. März soll hier nun eine Signalisationstafel «Elektronische Wildwarnanlage» auf den zweijährigen Feldversuch hinweisen. Begleitet wird er durch die lokale Jagdgesellschaft, Jagd Zürich und den Wildnispark Zürich. Ziel ist es die Zuverlässigkeit des neuen Wildwarnsystems zu prüfen und mittelfristig die Anzahl von Verkehrsunfällen mit Wildtieren zu reduzieren. Die tiefen Kosten würden das neue System besonders interessant machen, wie Martina Reifler-Bächtiger erklärt. «Pro Randleitpfosten kostet das System 58 Franken und ist damit um ein Vielfaches günstiger als bereits etablierte Systeme, die ähnlich funktionieren». Solche seien im Kanton Zürich bereits im Einsatz, würden aber über 200‘000 Franken kosten.

Die Idee hinter dem System gefällt auch in Schaffhausen 

In Schaffhausen zeigt man sich gespannt auf die Testergebnisse, wie Andreas Vögeli sagt. Er und sein Team seien ebenfalls angefragt worden, das neue Warnsystem zu testen, man hatte sich aber vorerst dagegen entschieden. «Wir sind ein so kleines Jagdrevier, wir können nicht an jedem Feldversuch teilnehmen», so der Jagdverwalter. Der neue Ansatz, nicht das Wild, sondern die Autofahrer zu warnen, finde er aber sehr innovativ. Bisher arbeitete man in Schaffhausen wie in vielen anderen Regionen der Schweiz mit verschiedenen Reflektoren, die ebenfalls an den Randleitpfosten montiert, die Tiere abschrecken und eine Kollision mit einem Fahrzeug verhindern sollen. Diese würden vor allem am Anfang gut funktionieren. Das Problem: «Mit der Zeit gewöhnen sich die Tiere an die Warnhinweise.» Menschen seien in dieser Beziehung lernfähiger. «Falls die Tests in Zürich gut herauskommen, kann ich mir gut vorstellen, dass wir solche Systeme mittelfristig auch in Schaffhausen einführen», sagt Vögeli.

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