Gegen 3600 Menschen durch verunreinigtes Trinkwasser gefährdet: Dachsen und Laufen-Uhwiesen können noch keine Entwarnung geben

Alexander Joho | 
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Hier wurde das verunreinigte Trinkwasser nachgewiesen: Das Uhwieser Reservoir Rebberg im Nordosten der Gemeinde am Fusse des Cholfirst-Südhangs. Bild: Alexander Joho

Das Trinkwasser in Dachsen und Laufen-Uhwiesen ist seit mehreren Tagen verunreinigt. Die zuständige Gruppenwasserversorgung hat Sofortmassnahmen ergriffen. Die Ursache wird vom Kantonalen Labor untersucht.

Ausgerechnet am Nationalfeiertag eine Hiobsbotschaft via Alertswiss für Dachsen und Laufen-Uhwiesen: Das eigene Trinkwasser sei verunreinigt. Seitdem wird den total gegen 3600 betroffenen Einwohnerinnen und Einwohnern empfohlen, ihr Trinkwasser ab Wasserhahn sicherheitshalber abzukochen; Baden und Duschen ist laut Mitteilung der beiden Gemeinden aber weiterhin unbedenklich.

Schaden an einer Grundwasser-Zubringerleitung ab Flurlingen

Derzeit ist von einem Schaden an einer Grundwasser-Zubringerleitung ab Flurlingen die Rede. «Es gab eine technische Fehlermeldung, wie bei einem Leck», erklärt Erich Wipf, Präsident des Zweckverbands der zuständigen Gruppenwasserversorgung Kohlfirst (GWK). «Bei einer Kontrolle vor Ort haben wir dann festgestellt, dass das Wasser getrübt ist.» Das Hauptaugenmerk liege seitdem auf einem intakten Netz und nicht unmittelbar auf der defekten Zubringerleitung.

«Das kantonale Labor hat am Montagvormittag selber weitere Proben genommen und muss dann entscheiden, ob die Leitungen wieder freigegeben werden können.»

Erich Wipf, Präsident Zweckverband Gruppenwasserversorgung Kohlfirst (GWK)

Betroffen ist das Trinkwasser ab dem Uhwieser Reservoir Rebberg, das erst vor wenigen Jahren saniert wurde. Die betroffenen Kammern und Leitungen wurden bereits in der Nacht vom 1. auf den 2. August gereinigt und werden, so eine Mitteilung, weiterhin gespült. Auch die Hydranten wurden geöffnet. Man habe, so Wipf, bereits am Samstagvormittag erste Wasserproben entnommen; diese befinden sich zur Analyse bei einem privaten Labor. Für den Montag war ein Update angekündigt, basierend auf den ersten Laborergebnissen.

Was tun bei einer Trinkwasserverunreinigung?

Das Kantonale Labor des Kantons Zürich empfiehlt betroffenen Haushalten und Gewerbebetrieben:

– Leitungswasser für Trinkwasserzwecke einmal kräftig sprudelnd aufkochen, danach langsam abkühlen lassen (nicht im Kühlschrank). Relevante Krankheitserreger werden bereits ab 80 °C inaktiviert.

– Nach Abkochen und Abkühlen ist das Trinkwasser in einem sauberen Gefäss zu verschliessen. Es sollte kühl und dunkel gelagert und innert 24 Stunden konsumiert werden.

Abgekochtes Wasser ist im Haushalt nicht notwendig für:
– Lebensmittel, die bei der Zubereitung gekocht und somit über 80 °C erhitzt werden
– Automatische Kaffeemaschinen oder Geschirrspüler mit interner Erhitzung des Wassers über 80 °C
– Verwendung zur Reinigung (z. B. Duschen, Bodenputzen oder Wäschewaschen)

Das Kantonale Labor weist zudem darauf hin: Der Kontakt mit offenen Wunden ist zu vermeiden. Haustiere verfügen in der Regel über ein gutes Immunsystem. Schwangere und Kinder können korrekt abgekochtes Leitungswasser bedenkenlos trinken. Für die Zubereitung von Säuglingsnahrung wird empfohlen, Mineralwasser zu verwenden.

Im gewerblichen Kontext ist generell zu beachten:

Sofern während des Herstellungsprozesses des Lebensmittels keine ausreichende Erhitzung erfolgt, darf während der Dauer der Abkochvorschrift nur abgekochtes Wasser verwendet werden.

Abgekochtes Wasser ist hier in folgenden Fällen notwendig:
– zur Würfeleisherstellung
– zur Herstellung von Kaltgetränken
– zur Reinigung ohne anschliessende Desinfektion
– zur Reinigung von Geschirr, Besteck und Gläsern

Besondere Hinweise im gewerblichen Kontext:

– Während der Abkochvorschrift ist auf die Verwendung von Crush- und Würfeleismaschinen zu verzichten
– Gemüse sollte nur verwendet werden, sofern dieses anschliessend gekocht, gedämpft oder gedünstet wird
– Zum Reinigen von Schankanlagen ist Leitungswasser während der Dauer der Abkochvorschrift nicht geeignet

Wie werden Hausinstallationen nach einer Trinkwasserverunreinigung wieder in Betrieb genommen?

– Grobfilter/Schmutzfänger befinden sich in der Regel vor oder im Druckreduzierventil
oder im Wasserzähler und haben ein Filtersieb aus rostbeständigem Stahl mit einer
Maschenweite von 0,5 bis 1,0 mm. Bei diesen Filtern sind keine Massnahmen notwendig.
– Feinfilter/Hauswasserstationen sind nach der Wasseruhr vor der Verteilbatterie eingebaut und haben in der Regel eine Filtrationsfeinheit von <0,1 mm. Filterelemente aus
Vlies, Tiefenfilter und dergleichen können nicht wirkungsvoll gereinigt werden und sind
zu ersetzen. Die Filtertasse und Filterelemente aus Edelstahl oder Nylongewebe können mit einer Bürste und Abwaschmittel gereinigt und anschliessend gründlich mit Frischwasser gespült werden.
– Wasserenthärter/Ionenaustauscher sind mit einem Desinfektionssystem, z. B. Silberharz, ausgerüstet, welches die Keimvermehrung verhindert. Dennoch empfiehlt es sich,
das Gerät entsprechend der Bedienungsanleitung zu regenerieren.
– Entkarbonisierungspatronen werden meist vor Getränkeautomaten, Kaffeemaschinen
oder Kochsystemen (z. B. Dampfkochapparate) eingebaut und haben in der Regel einen Wasserinhalt von 1 bis 2 Litern. Sie verfügen über kein Desinfektionssystem und können daher zur Verkeimung neigen. Wird das behandelte Wasser erhitzt, besteht keine Gefahr. Hingegen muss bei Kaltgetränken mit Verkeimungen gerechnet werden. Entkarbonisierungspatronen sind daher unverzüglich zu ersetzen.
– Aktivkohlefilter an Wasserhähnen sind aufgrund des mikrobiologischen Wachstums in
solchen Filtern unverzüglich zu ersetzen.
– Andere Wasserbehandlungssysteme (z. B. Dosierpumpen, physikalische/magnetische
Wasserbehandlung oder elektrochemischer Korrosionsschutz (Anoden)) bedürfen in
der Regel keiner zusätzlichen Massnahmen. Es sind jedoch die Herstellerangaben zu
beachten.
– Luftbeimischdüsen (Strahlregler, Neoperl, Perlator etc.) am Armaturenauslauf sollten
mit Entkalkungsmittel gereinigt und gründlich mit Frischwasser gespült werden.
– Boiler entleeren und neu füllen
– Trinkwasserleitungen im Haus sind zu spülen, um das gesamte möglicherweise mikrobiell belastete Wasser auszutauschen. Selten benutzte Trinkwasserleitungen (z. B. Garten- oder Garagenleitungen oder separate Badezimmerleitungen) neigen aufgrund von stagnierendem Wasser zur Verkeimung. Sie sind intensiv zu spülen, sodass das Wasser mehrmals ausgetauscht wird. (ajo)

Empfohlene Massnahmen gelten für mindestens einen weiteren Tag

Am Montagmittag dann ein neuer Zwischenstand: Trotz vielversprechender Laborresultate könne die Freigabe noch nicht erfolgen. Die empfohlenen Massnahmen müssen vorerst bis mindestens Dienstag, 5. August 2025, befolgt werden; dann sollen weitere Informationen folgen. Die Ursache der Trinkwasserverunreinigung bleibt somit weiterhin ungeklärt.

«Das kantonale Labor hat am Montagvormittag selber weitere Proben genommen und muss dann entscheiden, ob die Leitungen wieder freigegeben werden können», sagt Erich Wipf. Erste Resultate dieser Untersuchungen dürften in den kommenden ein bis zwei Tagen erwartet werden, erklärt die stellvertretende Kantonschemikerin Nadine Gerber. «In der Mikrobiologie ist das abhängig von der Messmethode, davon, welche Keime wir untersuchen. Je nach Keimgruppe kann das bis zu 48 Stunden dauern.»

Generell gute bis sehr gute Trinkwasserqualität im Weinland und Rafzerfeld – doch es fehlen aktuellste Werte

Für die regelmässige Überwachung des Trinkwassers sind in erster Linie die einzelnen Wasserversorgungen verantwortlich. Die interaktive «Trinkwasser-Map» des Kantons Zürich ist seit Ende März 2023 online; hier können die aktuellsten Trinkwasserwerte, die meisten davon vom Kantonalen Labor, öffentlich eingesehen werden; diese stammen grösstenteils jedoch noch von Anfang oder Mitte 2024. «Das Kantonale Labor überwacht die Wasserversorgungen mit eigenen Untersuchungen stichprobenweise», teilt Nadine Gerber schriftlich mit; für die zweite Jahreshälfte seien dieses Jahr solche Untersuchungen geplant.

Die Zahlen von 2024 waren generell positiv: Egal, ob Pestizide, PFAS-Stoffe (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen; in der Vergangenheit für Spül- und Löschwasser oder Beschichtungen eingesetzt und in der Schweiz mittlerweile verboten), Nitrate oder sonstige Kontaminanten: Das Trinkwasser im Zürcher Weinland ist, mit den geltenden Grenzwerten als Basis, sauber bis sehr sauber.

Das Rafzerfeld wiederum – Hüntwangen ausgenommen – fällt durch eine leicht höhere Pestizid-Belastung auf, das umfasst Chlorothalonil- und Metolachlor-Varianten. Für den Südosten von Rafz sowie das Eglisauer Städtli liegen mehrheitlich keine Daten vor; auffällig ist einzig, dass sich die aktuellsten Werte für Chlorothalonil R471811 im Eglisauer Dorfzentrum im mittleren Bereich beweg(t)en.

Einzig zwei Uhwieser Flächen fallen besonders auf, da für sie keine aktuellen Werte vorliegen: Das betrifft einen grösseren Streifen ab der Landstrasse westlich bis unterhalb der Schulstrasse bei den dortigen Rebbergen – und den Weiler Nohl auf der gegenüberliegenden Rheinseite. Für Zweiteres gibt es eine einfache Erklärung: Der Ortsteil bezieht sein Trinkwasser von der Gemeinde Neuhausen. (ajo)

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