Revitalisierung am Klosterareal: Neuer Lebensraum für Fische und Wasserlebewesen

Thomas Güntert | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare
Hier soll der Mülibach wieder offen in den Rhein münden. Bild: Thomas Güntert

Der Mülibach beim Klostergut Paradies wird ausgedolt und entlang des Wanderwegs wieder sicht- und erlebbar gemacht. Von dem Wasserbauprojekt sollen aber vor allem Fauna und Flora profitieren.

Am Kundelfinger Hof entspringt er und fliesst beim Klosterareal in Schlatt-Paradies in den Rhein – der Mülibach. Der Wasserkanal ist bis zur Klostermauer offen geführt und dann teilweise unter den Gebäuden bis zur Einmündung in den Rhein eingedolt. Weil im offenen Bachstück beim Durchlass unter der Klostermauer durch einen Engpasss die Abflusskapazität eingeschränkt ist, besteht bei Hochwasserereignissen im Bereich des Klosterguts die Gefahr von Ausuferungen. Im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau auf dem Klostergutareal Paradies soll der unterste Mülibachabschnitt vor der Mündung in den Rhein ausgedolt werden.

Der neue Bach fliesst in einem neuen Durchlass schräg unter dem Wanderweg und der Klostermauer hindurch und wird neben dem bestehenden privaten Garten entlang des Wanderwegs geöffnet. Die Eindolungsstrecke wird dadurch auf etwa 20 Meter reduziert. Bis zur Mündung in den Rhein soll das neue, naturnahe Bachgerinne die bewaldete Geländestufe und die Rheinuferböschung mit einer Abfolge von mehreren Steinschwellen überwinden.

Der Mündungsbereich liegt nordöstlich des wertvollen Flachufer-Abschnitts, der von den «Rheinmachern» des Kraftwerks Schaffhausen neu angelegt wurde. Dort wird eine mit einer Holzpalisade geschützte Kaltwasserbucht geschaffen, die durch den nahen Wald beschattet wird und den Fischen in den Hitzeperioden als kühler Rückzugsort dienen soll. Davon profitieren insbesondere die Äschen, die bei einer Wassertemperatur von 26 Grad Celsius in einen kritischen Bereich kommen und wie in der Vergangenheit wieder massenhaft verenden könnten.

Zwei Varianten standen zur Wahl

Die alte Bachleitung wird allenfalls noch für die Entwässerung der Liegenschaft benötigt. Die «lange» Version erfordert einen erhöhten Flächenbedarf und eine temporäre Rodung und ist teurer als die «kurze» Version. Der Bachverlauf der verworfenen Version «kurz» entspräche zwar etwas besser dem historischen Verlauf des Mülibachs, doch bliebe die alte Bachleitung auf einer Länge von 50 Metern bestehen und die vorgesehene Kaltwasserbucht würde nur teilweise beschattet. Zudem läge der Bach sehr nahe am Hotel und dem genutzten Aussenbereich, wodurch mit Störungen der empfindlichen Fische zu rechnen wäre. Die sehr kurze Revitalisierungsstrecke würde nur wenig Lebensraum bieten und die neu erstellte Flachuferzone teilweise für die Bachrevitalisierung benötigt werden.

Durch die Bachöffnung entsteht für Fische und andere Wasserlebewesen ein neuer, vielseitiger Lebensraum, wovon auch das Natur- und Landschaftsbild profitiert. Die bestehenden Bootsplätze werden nicht tangiert und bleiben erhalten und auch das Stacheln und Weidlingfahren bleibt weiterhin möglich. Die Projektkosten belaufen sich bei der Variante «lang» auf rund 400'000 Franken.

Der Kanton Thurgau übernimmt 56 Prozent der Kosten für die Revitalisierung, 30 Prozent die Georg Fischer Klostergut Paradies Stiftung und 14 Prozent (56'000 Franken) die Gemeinde Schlatt. Auf ein Gesuch hin hat das Schaffhauser Energieunternehmen SH Power allerdings einen Beitrag aus dem Ökofonds in Höhe von 30'000 Franken an den Anteil der Gemeinde zugesagt. Wie Gemeindepräsidentin Marianna Frei auf Anfrage sagte, sind während der öffentlichen Auflage keine Einsprachen gegen das Vorhaben eingegangen. Der Baubeginn steht aber noch nicht fest.

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren