Kritik an Verlegung von Rheinwanderweg

Thomas Martens | 
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Diese Sicht wird es für Wanderer nicht mehr geben, wenn der neue Wanderweg wie geplant in einem grossen Bogen um das Restaurant Schupfen geführt wird. Bild: Thomas Martens

In zwei Abschnitten soll der Wanderweg zwischen den beiden Campingplätzen und dem Restaurant Schupfen in Diessenhofen vom Rhein weg umgeleitet werden. Während der öffentlichen Auflage der Pläne sind mehrere Einsprachen dagegen eingegangen.

Die Wanderroute ViaRhenana entlang des Rheins ist eine der beliebtesten in der Schweiz. Etappe 3 liegt zwischen Stein am Rhein und Schaffhausen und durchquert den Bereich Campingplätze und Gasthof Schupfen in Diessenhofen. Nun soll er aber im Zuge der geplanten Revitalisierung des dortigen verbauten Rheinufers teilweise verlegt werden (die SN berichteten). Die Pläne hierfür lagen bis zum 14. Juni öffentlich auf, gegen beide Projekte sind beim Departement für Bau und Umwelt zehn Einsprachen eingegangen, teilte die Medienstelle des Kantons Thurgau auf Anfrage mit.

Die Mehrheit der Einsprachen thematisieren respektive richten sich demnach gegen die neue Führung des Wanderwegs. Hauptargument der Einsprecher sei die aus Sicht der Wanderer tiefere Qualität der neuen Routen im Vergleich zur bisherigen Wegführung. Das Departement für Bau und Umwelt habe nun die weiteren Schritte eingeleitet, heisst es weiter. Es wird die betroffenen Ämter auffordern, zu den Einsprachen Stellung zu nehmen. Danach wird es ein Einspracheverfahren vornehmen und schliesslich über die Einsprachen befinden.

Wandern ohne Sicht auf den Rhein

Der Wanderweg verläuft bislang zwischen Campingplätzen und Schupfen direkt am Rhein entlang. Rheinaufwärts soll der Weg künftig aber direkt nach dem Campingplatz Läui auf etwa 300 Metern teils auf einem 1,2 Meter breiten Holzsteg durch das Wäldchen geleitet werden und erst bei der Ufermauer des Schupfens wieder die bisherige Route nehmen. Er ist damit auf einer Breite von zwischen fünf bis annähernd 50 Metern vom Rheinufer entfernt. Dies ist Teil des Revitalisierungsprojekts vom Amt für Umwelt, über das der Kanton im Vorfeld ausführlich informierte. In einem separaten Projekt sieht das Tiefbauamt vor, weiter östlich den Wanderweg künftig in einem grossen Bogen um das Restaurant Schupfen herum zu führen und dann in den bestehenden Weg entlang der Bäume übergehen zu lassen. Dafür wird mit Kosten von rund 80'000 Franken gerechnet. Dieses zweite Vorhaben wurde erst mit der öffentlichen Auflage bekannt.

«Die Revitalisierung hat die logische Folge, dass der Wanderweg der neuen Uferlinie angepasst werden muss.»

Marco Sacchetti, Generalsekretär Departement für Bau und Umwelt Thurgau

Doch warum soll der Wanderweg auf diese Weise umgeleitet werden? Wie Marco Sacchetti, Generalsekretär des Departements für Bau und Umwelt, auf Anfrage sagte, hängen Revitalisierung und Wanderwegverlegung nur zum Teil zusammen. Klar ist: «Die Revitalisierung hat die logische Folge, dass der Wanderweg der neuen Uferlinie angepasst werden muss.» Im Bereich des Gasthofs Schupfen sei die Umlegung aber die Folge der Bemühungen um eine umfassende Rechtsbereinigung auf dem Gebiet. So sei zum Beispiel die Anbindung des Seeuferwanderwegs an den Wanderweg Richtung Süden derzeit nicht rechtlich gesichert und es bestünden andere Nutzungen des Kantons auf dem Areal, die ebenfalls noch nicht gesichert sind. Gemäss Sacchetti sollen die Rechtsverhältnisse über Dienstbarkeitsverträge auf Dauer und im Interesse der Öffentlichkeit gesichert werden. Gleichzeitig könnten auch die Bedürfnisse der privaten Eigentümer nach weniger Beeinträchtigung des «touristisch wichtigen Betriebes» besser befriedigt werden. «Aus unserer Sicht kann eine ausgewogene Lösung gefunden werden», ist sich der Generalsekretär sicher.

Einsatz von Markus Birk

Dass zu beiden Projekten zeitgleich Einsprachen möglich sind, ist Diessenhofens Stadtpräsident Markus Birk zu verdanken. «An den Partizipationsveranstaltungen zum Revitalisierungsprojekt, an denen sich alle Beteiligten und Interessensgruppen äussern konnten, ist das Thema Wanderwegverlegung leider nie zur Sprache gekommen», sagte er auf Anfrage und fügt hinzu: «Als wir dann davon erfahren hatten, habe ich mich dafür eingesetzt, dass beide Projekte gleichzeitig aufgelegt werden.»

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