Standort birgt Konfliktpotenzial

Thomas Martens | 
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Action und Spass auf der Pumptrack-Anlage beim Schulhaus Breite in Schaffhausen. Eine solche Anlage soll nun auch in Stein am Rhein auf dem Fridau-Areal entstehen. Archivbild: Flavia Grossenbacher

Mit Unterstützung der Stadt Stein am Rhein will der Verein Chlinge Bike Club auf dem Fridau-Areal einen Pumptrack bauen, in nächster Nähe zu geplanten Alterswohnungen. Die Genossenschaft befürchtet Ruhestörungen und bat den Verein um ein klärendes Gespräch.

Der Steiner Stadtrat bietet dem Verein Chlinge Bike Club das freigewordene Fridau-Areal als Standort für eine Pumptrack-Anlage an und will heute Abend den Einwohnerrat in seiner ersten Sitzung des ­Jahres darüber informieren (SN vom 8. Februar). Der Verein war von sich aus auf den Stadtrat zugekommen und hatte um Unterstützung bei der Suche nach einem ge­eigneten Standort gebeten. «Während der Coronapandemie sind wir auf verschiedenen Pumptracks gefahren und haben uns dabei überlegt, dass das doch auch eine gute Sache in unserem Städtchen wäre», sagt Vereinspräsident Mark Wunderli auf Anfrage. Der Stadtrat hat das Vorhaben von Anfang an befürwortet und nach Prüfung verschiedener Standorte das Fridau-Areal bevorzugt.

Miteinander Lösungen suchen

Nördlich des vorgesehenen Areals plant eine Genossenschaft allerdings den Bau von Alterswohnungen. Damit scheinen Konflikte vorprogrammiert. Das Ruhe­bedürfnis älterer Menschen droht mit zu ­befürchtendem «Lärm und Geschrei» von der Anlage zu kollidieren. Dieses Szenario jedenfalls beschreibt der 92-jährige Wal- ter Oderbolz, Gründungsmitglied der Genossenschaft Alterswohnungen Stein am Rhein, in einem Leserbrief.

«Das Nebeneinander von Jung und Alt ist grundsätzlich positiv zu werten. Es kann aber auch zu Konflikten führen.»

Ursula Knecht Käser, Verwaltung Genossenschaft Alterswohnungen Stein am Rhein, Kommunikation

Auch die Verwaltung der Genossenschaft befürchtet Probleme, wie sie auf Anfrage mitteilt. Die für die Kommunikation zuständige Ursula Knecht Käser schreibt in einer Stellungnahme, dass das Nebeneinander von Jung und Alt grundsätzlich positiv zu werten sei: «Es kann aber auch zu Konflikten führen.» Damit ein Pumptrack neben Alterswohnungen sowohl für die überwiegend jungen Benutzer der Anlage als auch für die überwiegend älteren Bewohner der Alterswohnungen Erfolg versprechend wird, sei entscheidend, dass im Miteinander für Bau und Betrieb Lösungen gefunden werden, die beidseits akzeptiert werden, heisst es weiter. Die Verwaltung der Genossenschaft Alterswohnungen habe betreffend dem Nebeneinander von Pumptrack-Anlage und Alterswohnungen einige Bedenken, die es vorab sorgfältig zu klären gelte. Sie geht davon aus, dass der geplante Standort Fridau vom Stadtrat sorgfältig und umfassend evaluiert wurde und anerkennt, dass sowohl Stadt wie Betreiberverein Chlinge Bike Club die Interessen der Fridau-Bewohnerinnen und -Bewohner im Auge hatten.

Verein drückt aufs Gas

Auf Veranlassung der Genossenschaft hat am Montag ein erstes Treffen mit dem Betreiberverein Chlinge Bike Club stattgefunden. Mit dabei vonseiten Genossenschaftsverwaltung Christian Flück und Vereinspräsident Mark Wunderli.

«Wir haben unseren Fahrplan, daran wollen wir uns halten.»

Mark Wunderli, Präsident Chlinge Bike Club

In diesem Kontext habe die Genossenschaft Aspekte zur Sprache gebracht, die ihr besonders wichtig sind. So sei zu prüfen, ob es möglich ist, die Pumptrack-Anlage später zu realisieren, da es aus Sicht der Verwaltung Genossenschaft Alterswohnungen noch wesentliche Punkte bei der Planung und Umsetzung der Anlage gibt, die angesprochen, aber noch nicht geklärt seien. Dazu sagt Mark Wunderli, der bei dem Gespräch dabei war: «Wir haben unseren Fahrplan, daran wollen wir uns halten.» Geplant sei, noch im Frühjahr die Baueingabe zu machen und die nach seinen Angaben von der Firma Velosolutions aus Flims mit Asphalt modellierte Anlage noch vor den Sommerferien zu realisieren. Warum die Eile? Dazu möchte Wunderli keine Angaben machen.

Bei den weiteren Forderungen der Genossenschaft signalisiert der Verein jedenfalls Entgegenkommen. «Wir werden das Beste daraus machen, ihre Wünsche zu erfüllen. Ob wir alle Wünsche erfüllen können, das weiss ich noch nicht ganz», so der Präsident. Unter anderem geht es der Genossenschaft nämlich auch darum, dass die Anlage so weit wie möglich im Süden des Fridau-Areals platziert werden soll und dass die Betriebszeiten der Anlage an Wochentagen und am Wochenende vor allem abends limitiert sind. Zudem müsse die Anlage eingezäunt und abschliessbar sein, damit bei unbefugter Nutzung eingeschritten werden könne. Die Anlage sei zu unterhalten und zu pflegen und der Abfall zu entsorgen. Ob dann am Morgen und Abend jemand das Tor öffnet und schliesst oder das elektronisch geregelt wird, sei gemäss Wunderli noch unklar.

Genossenschaft will Mitsprache

Sorge bereitet der Verwaltung nicht die direkte Nutzung der Anlage, sondern der Begleitlärm, der unter anderem von tragbaren Musikanlagen und Lautsprechern ausgehe. Aus diesem Grund soll der Verein Chlinge Bike Club für den Betrieb, die Sicherheit und die Ordnung der Pumptrack-Anlage verantwortlich sein. Die Genos-senschaft möchte, dass es bei negativen Entwicklungen eine klar definierte An- sprechperson seitens des Vereins gibt.

Die Verwaltung der Genossenschaft Alterswohnungen Stein am Rhein wünscht sich des Weiteren, dass sie aufgrund der direkten Nachbarschaft bei der Detailplanung und Gestaltung der Pumptrack-­Anlage eine Mitsprachemöglichkeit erhält. «Ein Miteinander hilft, gute Lösungen zu finden», schreibt Ursula Knecht Käser und kündigt an: «Wir werden uns dafür einsetzen, dass wir mit dem Stadtrat und dem Betreiberverein möglichst gute Bedingungen für unsere zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner aushandeln können.»

Chlinge Bike Club

Der Verein wurde Anfang 2021 gegründet und hat aktuell 12 Mitglieder. Vereinszweck ist es, gemeinsam das Hobby Mountainbiken zu betreiben, die Geselligkeit zu pflegen und die Jugend zu fördern. Auch sollen Kurse angeboten sowie Events und Ausflüge organisiert werden.

 

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