Das Hotel Chlosterhof wird verkauft
Auf Ende des Jahres stellt das Hotel Chlosterhof in Stein am Rhein seinen Betrieb ein. Geplant ist dort eine Alters- Wohnresidenz mit Serviceleistungen.
Kommentar
Das ist ein harter Schlag
Gemunkelt wurde schon länger, nun ist es Realität: In den Betten des Steiner «Chlosterhofs» werden bald keine Hotelgäste mehr logieren, der Betrieb wird Ende Jahr geschlossen. Das ist ein herber Verlust für das touristische Stein am Rhein: Der «Chlosterhof» war bisher das Hotellerie-Flaggschiff mit den grössten Kapazitäten und überregionaler Ausstrahlung.
Abgesehen davon fehlt inder Altstadt ein weiterer Ankerpunkt, da die Migros bald ihre Zelte abbricht und nach Stein-Süd zieht. Leerstehende Liegenschaften, unvermietete Läden, und nun die Schliessung des «Chlosterhofs»: Welche Hiobsbotschaft muss man noch erwarten? Man kann ja nicht die gesamte Altstadt abbauen und in den Süden verlagern, wo neues Leben entsteht, zumal das Quartier dort durch den umgebauten Bahnhof an Attraktivität gewinnt – und der alte Teil der Stadt Stein sich immer mehr entvölkert. Oder zumindest immer älter wird.
Zwar ist zu begrüssen, dass Stein am Rhein, der Ort mit dem höchsten Anteil an über 65-Jährigen im Kanton Schaffhausen, ein schönes Angebot an Alterswohnungen mit Serviceleistungen bekommt und die Mieter eine wunderbare Aussicht geniessen dürfen. Gut natürlich auch, dass es keine Eigentumswohnungen für reiche Scheichs gibt, die nur ein paar Tage in Stein wohnen. Bedauerlich indes ist, dass mit dem «Chlosterhof» ein Hauch von Internationalität verschwindet, weil sich auch «Stars», das Symposium für junge Führungskräfte aus aller Welt, ein neues Domizil suchen muss. Zwar finden die Symposien 2017 und 2018 nochmals in Stein statt. Man kann aber mutmassen, dass man sich danach einen Ort mit mehr Hotelplätzen sucht, wenn sich bis dahin nicht Investoren gefunden haben, die die verloren gegangenen Hotelplätze ersetzen. Ist das nicht der Fall, dann droht aus der Steiner Altstadt eine hübsche Fassade ohne Leben dahinter zu werden. (efr)
«Die Zeit des Hotels Chlosterhof neigt sich dem Ende zu» – das sagte gestern Besitzer Aniello Fontana bei einer Medieninformation. «Wir werden den Betrieb bis Ende Jahr einstellen.» Bereits seit einiger Zeit habe er sich um eine Nachfolgeregelung bemüht, habe aber keine gefunden. Nun sei er in Gesprächen mit neuen Investoren, die bis Ende Jahr abgeschlossen sein sollen.
Fontana, der sich mit seiner Firma Fontana Invest bereits seit 1990 als Aktionär im «Chlosterhof» engagiert, nannte diverse Gründe für seinen Entscheid, der ihm alles andere als leichtgefallen sei. So habe seine Firma über fünf Millionen Franken in den Umbau investiert und einen Teil der früheren Eigentumswohnungen zurückgekauft, betonte er. Doch die Umstände zwangen ihn, eine neue Regelung zu finden, zumal keines seiner Kinder das Hotel übernehmen wollte. Er liess auch durchblicken, dass die Hotellerie derzeit ein schwieriges Geschäft sei, weshalb man sich nach anderen Lösungen umgeschaut habe.
Die potenziellen neuen Eigentümer wollen laut Fontana im «Chlosterhof» ein Konzept «Wohnen im Alter mit Service» realisieren. Geplant sind dafür 1½- bis 4½-Zimmer-Wohnungen mit modernem Ausbau und grosszügigen Grundrissen. Gleichzeitig sei es ihnen sehr wichtig, auf die lokalen Gegebenheiten der Stadt Rücksicht zu nehmen – in engem Austausch mit den Stadtbehörden. Das bestätigte auch der Steiner Stadtpräsident Sönke Bandixen.
Hotel-Investoren ansprechen
«Die Stadt wurde bereits vor einiger Zeit kontaktiert», sagte Bandixen, verhehlte aber nicht, dass zwei Herzen in seiner Brust schlagen. «Einerseits begrüssen wir im Stadtrat das neue Konzept ausdrücklich.» Denn mit zeitgemässen Alterswohnungen sei die Stadt für ältere Leute attraktiver, und die wiederum nutzten dann das bestehende infrastrukturelle Angebot. «Andererseits verlieren wir natürlich mit der Schliessung des ‹Chlosterhofs› 70 Prozent der aktuell bestehenden Hotelplätze», betonte Bandixen. Und das sei ein herber Verlust für die Stadt – immerhin war der «Chlosterhof» das Flaggschiff unter den Hotels, wovon andere Betriebe und der Tourismus profitiert hätten. «Aber wir werden alles dafür tun, künftig Investoren nach Stein am Rhein zu locken, die einen Teil der verlorenen Hotelplätze ersetzen», so der Stadtpräsident weiter. Interessierte könnten sich ab sofort melden.
Bezahlbarer Wohnraum
Aniello Fontana sagte, dass es ihm «eine Herzensangelegenheit» gewesen sei, dass der «Chlosterhof» weiterhin bewohnt bleibe, und zwar das ganze Jahr über. Er und Bandixen betonten, dass mit dem neuen Konzept der künftigen Besitzer, deren Name noch nicht genannt wird, weil die Verhandlungen noch laufen, auch kein Wohnraum für superreiche Senioren aus dem Ausland geschaffen werde.
Es werde bezahlbare Mietwohnungen für ältere Leute geben, die auch die Serviceleistungen, die im Haus angesiedelt werden sollen, nutzen möchten. So sollen dort zwischen 60 und 70 Personen eine neue Heimat finden, denen direkt im Haus Angebote wie Physiotherapie, Wäsche- und Reinigungsservice, medizinische Versorgung, Massage und Coiffeur zur Verfügung stehen. Das Konzept werde auch mit Blick auf das städtische Altersleitbild und das lokale Altersheim gemacht. Denn die Alterswohnungen mit Serviceleistungen sollen eine Ergänzung zum Altersheim sein oder zum Betreuten Wohnen im Alter, wo derzeit noch ein Projekt von der Genossenschaft «Wohnen im Alter» geplant wird. Auch mit ihr habe man das Gespräch gesucht, sei indes nicht so weit gekommen, dass sie im «Chlosterhof» einsteigen wollte, sagte Fontana.
Im Gegensatz zum Hotel, wo der Betrieb Ende November eingestellt wird, soll die Restauration weiter bestehen – dies nach einer Umbau- und Umgestaltungsphase. Im zweiten Quartal 2018 soll sie wiedereröffnet werden. Der bisherige «Chlosterhof»-Direktor Rafael Aragon wird bleiben und auch künftig das Zepter schwingen. Ziel ist, möglichst viele der 30 Ganz- und Teilzeitarbeitsplätze zu erhalten und den Lehrlingen die Möglichkeit zu geben, ihre Ausbildung zu beenden. Sie wurden am Donnerstag über die Situation informiert. Das stars symposium für junge Führungskräfte aus aller Welt werde 2017 wie bisher die Hotelzimmer im «Chlosterhof» nutzen, für 2018 habe man eine Lösung mit Shuttles zu anderen Hotels im Auge, sagte Aragon. Und auch die gebuchten Festivitäten wie Hochzeiten, Geburtstagsfeste oder anderes können weiterhin durchgeführt werden.
Chlosterhof: Nach 30 Jahren endet der Betrieb
Nach dreijähriger Bauzeit wurde das Hotel Chlosterhof in Stein am Rhein am 29. April 1986 eröffnet.
Im Dezember 1987 übernahm es der dänische Hotelier Bent Andresen von der Chlosterhof AG.
Seit 2010 ist der «Chlosterhof» im alleinigen Besitz der Fontana Invest. Zuvor war diese Haupt- aktionärin und hatte dazu Aktien von Mette Kaiser Andresen, Freddy Kaiser sowie Jesper Andresen übernommen. Die Unternehmensorganisation wurde neu geregelt, es gab ein neues Nutzungskonzept.
Ab 2011 standen für den Hotel- betrieb rund 100 Zimmer zur Verfügung.
Ende 2017 wird der Hotelbetrieb nun eingestellt. Es entstehen Alterswohnungen mit Serviceleistungen. Geplant sind 1½- bis 4½-Zimmer-Wohnungen, dazu diverse Einrichtungen wie eine Physiotherapie oder ein Reinigungsservice. Der Restaurationsbetrieb soll im zweiten Quartal 2018 wieder aufgenommen werden.(efr.)