Touristen standen vor verschlossener Tür

Edith Fritschi | 
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Signet über dem Steiner Tourismusbüro. Über Pfingsten klopften hier Touristen vergeblich an. Bild: zvg

Das Steiner Tourist Office war über die gesamten Pfingstfeiertage geschlossen. Nicht gerade ideal, fanden zahlreiche Kritiker, die sich dazu auf Facebook äusserten.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Feiertage in touristischen Regionen die Leute in Scharen anziehen. Auch in Stein am Rhein treten sie sich an schönen Tagen beinah gegenseitig auf die Füsse, Parkplätze sind rar, kurz – der Ort ist überlaufen, wenn die Sonne scheint. Dass aber ausgerechnet über Pfingsten das Tourismusbüro geschlossen hat, sorgt für Unverständnis. Auf der Facebook-Seite «Du bist ein Schaffhauser/in, wenn du ...» häuften sich deshalb die entsprechenden Kommentare.

Auch ein falsches Datum

«Vom Pfingstsamstag, 3. Mai 2017 bis Pfingstmontag, 5. Mai 2017 bleibt unser Tourist Office geschlossen. Ab Dienstag, 6. Juni 2017 sind wir gern wieder für Sie da», stand an der Tür des Tourismusbüros an der Oberstadt. Doch nicht nur die Tatsache, dass ein falsches Datum angegeben war, rief die Kritiker auf den Plan, sondern vor allem, dass man vor verschlossenen Türen stand. «Es war mein Fehler», sagte eine Mitarbeiterin des Büros. «Doch mit etwas gesundem Menschenverstand kann man schon merken, dass wir keinen ganzen Monat geschlossen haben und dass Pfingsten nicht so lange dauert», meint sie. Der Entscheid, das Büro über die Feiertage zu schliessen, ist jedoch nicht den örtlichen Mitarbeitern anzulasten. «Das ist eine ganz direkte Folge der Sparmassnahmen, die wir wegen der Ablehnung des Tourismusgesetzes ergreifen mussten», sagt Jörg Steiner, stellvertretender Direktor von Schaffhauserland Tourismus. «Natürlich machen wir das nicht gern, und es tut uns am meisten weh», betont er. «Denn wir sind Dienstleister und möchten, dass sich die Gäste wohlfühlen, das Schaffhauserland von seiner besten Seite gezeigt wird und in guter Erinnerung bleibt».

«Das ist eine ganz direkte Folge der Sparmassnahmen, die wir wegen der Ablehnung des Tourismusgesetzes ergreifen mussten.»

Jörg Steiner, Stv. Direktor von Schaffhauserland Tourismus

«Doch wir müssen unsere ohnehin sehr knappen Ressourcen gezielt einsetzen, allein in Stein am Rhein mussten wir wegen der Kürzungen zwei Teilzeitmitarbeiter entlassen.» Das mache sich nun bemerkbar. Dass man ausgerechnet an Pfingsten geschlossen habe, wenn viele Besucher vielleicht zum ersten Mal in die mittelalterliche Stadt kämen, sei natürlich schade. «Doch wir haben wenig Varianten», räumt Steiner ein. Man habe sich durchaus überlegt, an den Feiertagen zu öffnen; das bedeute aber, dass man ansonsten täglich nur noch drei bis vier Stunden öffnen könne. «Und», so Steiner, «das kann es auch nicht sein und wäre für die Mitarbeiter und den Praktikanten nicht zu-mutbar.»

Fakt sei, dass das Steiner Tourist Office mit einem Praktikanten sowie einer 60-Prozent Stelle über die Runden kommen müsse, neben den 90 Prozent für die Geschäftsführung. Das heisst im Klartext, dass der Praktikant und die Angestellte für die Beratung in den Bürozeiten zur Verfügung stehen, die Geschäftsleiterin nur teilweise, da sie noch andere Aufgaben, auch bei Schaffhauserland Tourismus übernehmen muss.

Insgesamt 200 000 Franken musste Schaffhauserland Tourismus letztes Jahr einsparen. Das mache sich bemerkbar, sagt Steiner. «Es hat zwangsweise auch direkte Auswirkungen auf unsere Öffnungszeiten.» Da verwahre er sich gegen falsche Angaben oder ­finanzielle Vergleiche mit anderen Tourismusbüros wie sie teilweise auch auf Facebook kursierten. «Tourismusbüro heute wegen Reichtum geschlossen», lautet etwa ein hämischer Kommentar, oder: «In der Tat ein Armutszeugnis für den Staaner Tourismus». Erstaunt über die Tatsache, dass das Büro an Pfingsten geschlossen war, zeigte sich auch der Steiner Stadtpräsident Sönke Bandixen. Doch er wollte sich nicht weiter dazu äussern, sondern die Angelegenheit mit dem Stadtrat an der heutigen Sitzung besprechen und beraten, ob man eventuell Massnahmen ergreifen kann.

Nach der Decke strecken

«Der Tourismus ist sehr wichtig für Stein am Rhein, und das Büro hat einen Auftrag zu erfüllen. Der gilt auch an Feiertagen», meint er. Gleichwohl will er sich erst von den Beweggründen, an Pfingsten nicht für die Kunden da zu sein, ein genaues Bild machen. Aber ihm sei bewusst, dass mit der Ablehnung des Tourismusgesetzes die finanziellen Mittel knapp seien und man sich nach der Decke strecken müsse.

«Schaffhausen ist der einzige Kanton, in dem die Tourismusförderung nicht geregelt ist», sagt Steiner dazu. «Wir hoffen einfach, dass sich das bald ändern wird, damit die wichtige Tourismusbranche und die Gäste angemessen unterstützt werden können».

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