«Wir machen wir»: Stephan Schlatter will für die FDP in den Stadtrat

Tobias Bolli | 
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Stephan Schlatter, Präsident der städtischen FDP, will in den frei werdenden Sitz im Stadtrat erobern. Bild: Melanie Duchene

Die Freisinnigen haben nun mit Stephan Schlatter offiziell einen Kandidaten für die Nachfolge von Raphaël Rohner – auch ohne sich zuvor mit der SVP abzustimmen.

Es käme für den Schaffhauser Freisinn einer Blamage gleich: ein Verlust des von Bildungsreferent Raphaël Rohner (FDP) gehaltenen Sitzes im Stadtrat. Um diese Schmach zu verhindern, hat sich jetzt Stephan Schlatter auf das Schild heben lassen. Seine Kandidatur für den im August freiwerdenden Stadtratsitz bestätigte der Präsident der städtischen FDP gegenüber der AZ. Wer definitiv von der Partei portiert wird, entscheidet sich an der Nominationsveranstaltung Ende Februar.

Schlatter macht am Telefon keinen Hehl daraus, dass er als Kandidat einen gewissen Druck verspüre. Nachdem die Freisinnigen bereits 2016 einen Sitz im Stadtrat verloren hatten und 2020 auch noch einen Sitz im Regierungsrat einbüssten, könnte ein abermaliger Mandatsverlust als definitiver Abwärtstrend gedeutet werden. Sein Gestaltungswillen und seine Liebe zu Schaffhausen seien aber grösser als dieser Druck: «Ich möchte die Stadt weiterentwickeln», sagt Schlatter. Dafür ist der auf Sparsamkeit bedachte Kandidat auch bereit, «wirklich viel Geld in die Hand zu nehmen», zumindest wenn es um Ausgaben im Bildungsbereich geht. «Die Schulen sollen weiterhin ein hohes Niveau anbieten, wir brauchen so viel Bildung wie möglich.» Die von den Freisinnigen gerne aufgegriffene Parkplatzthematik sieht er nur als «Nebenschauplatz». Vor allem wolle er die wirtschaftliche und persönliche Freiheit verteidigen und getreu nach Parteibuch einer «Sucht nach neuen Regelungen» widerstehen. Als besonders abschreckendes Beispiel nennt Schlatter Essensvorschriften in städtischen Altersheimen.

«Wir machen wir»

Mit der SVP, die ebenfalls einen Sitz im Stadtrat zu verteidigen hat, habe man sich derweil noch nicht abgesprochen. Erste Kontaktversuche im Herbst hätten lediglich gezeigt, dass die SVP noch nicht sicher gewesen sei, wie sie den Wahlkampf führen möchte. «Wir haben daher beschlossen, nach eigenem Fahrplan voranzugehen. Wir machen wir», so Schlatter. Wie aber steht es um die Strategie der SVP? Hermann Schlatter bestätigt, dass mit der FDP noch keine Absprache stattgefunden habe. Man wolle sich aber noch vor der Nominationsveranstaltung der Freisinnigen miteinander austauschen, so der Chef der Stadtschaffhauser SVP. Intern wünsche man sich pro Partei nur je einen Kandidaten, wobei die Strategie je nach Kandidaten-Konstellation natürlich angepasst werden müsse. Eine mögliche zweite Kandidatur neben Daniel Preisig könnte sich für die SVP als riskant erweisen; dem jetzigen Finanzreferenten Preisig, der 2020 das schlechteste Resultat aller Stadträte erzielte, würden in einem solchen Szenario wohl einige Stimmen abhandenkommen.

Ein Blick nach links: Marco Planas (parteilos, ehemals SP) denkt weiterhin ernsthaft über eine eigene Kandidatur nach. Er müsse noch einige Gespräche führen und werde seinen Entscheid an Ostern bekannt geben, hielt er sich auf Anfrage einigermassen bedeckt. Planas geniesst bis in die politische Mitte hinein Sympathien und hat auch bei Teilen des Gewerbes ein Stein im Brett; gleichzeitig dürfte seine mögliche Kandidatur den SP-Stadtrat-Kandidaten einige Stimmen abspenstig machen. Solche parteitaktischen Erwägungen seien für ihn aber zweitrangig. «Demokratiepolitisch finde ich es für die Schaffhauser Stimmbevölkerung prinzipiell gut, wenn sie eine möglichst breite Auswahl hat. Ich mache meine mögliche Kandidatur jedenfalls nicht davon abhängig, wer sonst noch kandidiert», sagt Planas. Mit Urs Tanner (ebenfalls parteilos) scharrt potenziell ein weiterer Kandidat in den Startlöchern. Er habe sich unterdessen für oder wider eine Kandidatur entschieden und wolle Ende Februar informieren, verkündete Tanner.

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