Areal vor dem Schwabentor soll gründlich umgestaltet werden

Mark Liebenberg | 
Lesenswert
1 Kommentar

Eine neue Verkehrsführung, die Sperrung der Adlerstrasse entlang der historischen Stadtmauer für den motorisierten Verkehr und mehr Bäume: Das Areal vor dem Schwabentor soll gründlich umgestaltet werden. Die Stadt hat am Mittwoch ihre Pläne vorgestellt.

«Lappi tue d’Augen uf» prangt am Tor­bogen des Schwabentors, dem nordöstlichen Eingang zur Schaffhauser Altstadt. Wer heute die Augen aufmacht und stadtauswärts schaut, sieht wenig Attraktives: Einen Parkplatz, umflossen von viel Verkehr, rechts ein gelbes Schulhaus, vis-à-vis das Cardinal-Areal, links das Gleisfeld.

Lange waren Eingriffe an diesem Ort in Planung – und nun pressiert es schon fast. Da sich Bund und Kanton an Aufwertungsmassnahmen nur im Rahmen des Agglomerationsprogramms erster Generation beteiligen, läuft die Uhr. Bis 2028 will die Stadt deshalb die Verkehrsflüsse verbessern, die Adlerstrasse entlang der Stadtmauer für den motorisierten Verkehr sperren und den Parkplatz in der Mitte des Platzes – das sogenannte Brühlmann-Areal, das sich in Privathand befindet – mit mehr Grün aufhübschen.

«Das neue Regime bringt eine Vereinfachung der Verkehrsabläufe und eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit.»

Katrin Bernath, Baureferentin Stadt Schafhausen

«Das ist eine grössere Kiste», sagte am Mittwoch der Kantonsbaumeister Dino Giuliani vor den Medien, «und es ändert sich viel.» Die Gründe: Mit bis zu 16'000 Fahrzeugen pro Tag sei der Verkehrsknoten zum einen an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angelangt, zum anderen müssten Strassenbelag und Lichtsignalanlagen ohnehin in absehbarer Zeit saniert werden. Das neue Regime, so Stadträtin Katrin Bernath, bringe eine «Vereinfachung der Verkehrsabläufe und eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit des gesamten Knotens» und damit «eine Optimierung für alle Nutzer».

Adlerstrasse: nur noch Velos erlaubt

Was also ist geplant? Einschneidend ist die Aufhebung der 6,5 Meter breiten Adlerstrasse für den motorisierten und den öffentlichen Verkehr. Aus der heutigen dreispurigen Strasse wird eine Zone für Velo- und Fussverkehr. Das hat Auswirkungen auf den Verkehrsfluss. Der motorisierte Verkehr, der von Norden (Bahnhof und Adlerunterführung) her in Richtung Osten (Ebnat/Emmersberg) und Süden (Bachstrasse) fliesst, wird neu komplett via die Schlagbaumstrasse geführt, der Strasse entlang des Cardinal-Areals. Die Fahrtrichtung auf der Schlagbaumstrasse wird also gegenüber heute geändert.

Der Verkehr, der aus Süden in Richtung Adlerunterführung und Norden fliesst, wird hingegen neu im Gegenuhrzeigersinn um das ganze Cardinal-Areal herum geleitet, was entsprechend eine Verlängerung der Fahrstrecke bedeutet. Doch wie kann dieser Umstand, kombiniert mit einer ausgewiesenen Reduktion der Verkehrsfläche aus Sicht von Autos, Lieferwagen und Bussen, eine «Optimierung» darstellen? «Der Verkehrsfluss wird gegenüber heute verbessert, indem eine Lichtsignalanlage bei der Adlerstrasse wegfällt. Das Verkehrs­system bleibt stabil, weil die Stauräume gegenüber der heutigen Situation verlängert werden. Allfällige Rückstaus können innert kurzer Zeit wieder abgebaut werden», sagt Bernath.

Das sind die Umbaupläne für das Areal vor dem Schwabentor.

Um die Auswirkung des neuen Regimes zu testen, habe man computergestützte Verkehrssimulationen gemacht, ergänzt Giuliani. Diese hätten trotz weiterer Fahrwege einen insgesamt flüssigeren Verkehrsablauf belegt – vor allem zu Stosszeiten. Und noch konsequenter als bisher soll im gesamten System der Busverkehr bevorzugt werden, gesteuert durch neue Lichtsignalanlagen.

«Aufwertung statt nur Sanierung»

Auf der Bachstrasse soll ein neuer Fussgängerstreifen direkt vom Schulhaus Gelbhausgarten zum Schwabentor führen, was heute fehlt. Aus Sicht des Langsamverkehrs bedeuten die Pläne eine klare Verbesserung der heutigen Situation, es gibt direktere und sicherere Verbindungen. Auf der heutigen Adlerstrasse teilen sich Fussgänger und Velos den Raum, es wird eine Anzahl gedeckte Veloparkplätze geben. Schon auf der Bahnhofstrasse wird der ­Velostreifen verbreitert. In der Adlerunterführung gehört die nördliche Seite neu allein dem Veloziped, die südliche allein den Fussgängern.

Neben der neuen Verkehrsführung soll aber vor allem die Aufwertung des ganzen Perimeters durch Begrünung ins Auge fallen. Entlang der Adler-, aber vor allem entlang der Bachstrasse werden neue Bäume und Grünflächen angelegt. «Die Bachstrasse soll in diesem Abschnitt etwas Alleenhaftes erhalten», sagt Baureferentin Bernath. Und der gesamte Parkplatz auf dem Brühlmann-Areal wird quasi von Bäumen umsäumt werden – aber keinen «Dauerbäumen». Denn die zukünftige Entwicklung auf dem heutigen Parkplatz steht noch nicht fest. Die privaten Eigentümer lassen derzeit eine Machbarkeitsstudie erstellen. Die Stadt sieht darin viel städtebauliches Potenzial, eine gewerbliche Nutzung im Erdgeschoss und eine Tiefgarage wären wünschenswert, liessen die Verantwortlichen gestern durchblicken.

Volksabstimmung noch dieses Jahr

Die Investitionskosten liegen bei brutto 11,9 Millionen Franken, rechnete der städtische Finanzreferent Daniel Preisig vor. Der Bund trägt davon 40 Prozent, den Rest teilen sich Stadt und Kanton fifty-fifty. Abzüglich bereits getätigter Planungskosten beantragt der Stadtrat dem Parlament einen Investitionskredit von knapp 3,2 Millionen Franken. Es wird also eine städtische Volksabstimmung zu der Vorlage geben. Der kantonale Anteil hingegen gilt im Rahmen des Agglomerationsprogrammes als «gebundene Ausgabe». Preisig rechnete vor: «Eine reine Sanierung ohne Betei­ligung von Bund und Kanton würde zu Kosten von etwa 9,8 Millionen Franken führen.»

Die Volksabstimmung darüber soll nach dem Willen des Stadtrates noch dieses Jahr durchgeführt werden. Baubeginn wäre dann frühestens im Frühjahr 2025, in Betrieb gehen könnte das neue Regime am nördlichen Stadttor ab Ende 2026.

Audio
Hören Sie dazu den Beitrag von Radio Munot:
Radio Munot

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (1)

Barbara Enderli Do 09.03.2023 - 07:49

Die Parkplätze auf dem Brühlmann Areal sollten unbedingt neu eingeteilt werden. Sie sind zu schmal und man kann fast nicht aussteigen ohne mit der Tür das daneben stehende Auto zu berühren. Die Autos sind grösser geworden! Es wird auch dann noch genug Geld verdient wenn es es ein paar Parkplätze weniger sind.

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren