«Aus Schaffhausen nicht mehr wegzudenken»

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Katja Scheef (l.) und Margrit Wullschleger kümmern sich mehrmals pro Woche um die Tiere. Bild: Eric Bührer

Gleich zwei gute Nachrichten vorab: Das Tiergehege Blankenstein im Fäsenstaubpark ist 30 Jahre alt und die Villa Blankenstein hat einen neuen Pächter, nämlich Altra Schaffhausen. Doch bis im Sommer 2021 bangte der Verein drei Jahre lang um seine Existenz.

von Jurga Wüger

«Det äne am Bärgli, det staht en wissi Geiss ...» Stopp, es ist gar nicht wahr! Im Tiergehege Blankenstein sind die Ziegen braun, heissen Roma und Milli und tragen keine Hörner. Das Gehege teilen sie sich mit Hühnern, einem Hahn, Hasen, ­Enten und einem Erpel. Die Tiere werden durch die Tierärztin Barbara Gansohr betreut. «Die Tiere sind einheimisch und werden hier artgerecht und liebevoll versorgt», sagt die Vereinspräsidentin Katja Scheef.

Die hornlosen Ziegen kommen vom Geisenhof Schwandi, welcher bei Erstfeld im Kanton Uri liegt. Die Rasse nennt sich «Toggenburger Ziege», die Stammzucht ist im Obertoggenburg, im Kanton St. Gallen. «Für uns war es aus Sicherheitsgründen wegen unserer Schülerinnen und -schüler wichtig, dass die Ziegen keine Hörner ­haben», so lautet die Begründung Katja Scheefs. Die Hasen und das Gefieder, darunter auch ausgemusterte Legehennen, kommen aus der Region.

Aufwertung des Fäsenstaubparks

Das Tiergehege wurde vor 30 Jahren von Roland Herzig, der damals als Schulleiter in der Heilpädagogischen Schule Blankenstein tätig war, gemeinsam mit der Stadt Schaffhausen ins Leben gerufen. Sein ­Ansinnen: «Für Sonderschülerinnen und Schüler der Heilpädagogischen Schule Blankenstein eine Möglichkeit zu schaffen, einheimische Tiere zu erleben, zu respektieren, zu versorgen, und um zu lernen, Verantwortung zu übernehmen», so Scheef. Weiter: «Und für die Stadt war es eine Aufwertung des Fäsenstaubparks. Somit eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.»

Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und Freunde der Schule sowie die Stadtgärtnerei und das Bauamt Schaffhausen halfen damals beim Einrichten des Tiergeheges. Die Einweihung fand im Rahmen eines Schulfestes 1991 statt. Margrit Wullschleger, eine Schwägerin von Roland Herzig, arbeitete von Anfang an mit «viel Begeisterung» beim Aufbau des Geheges mit. Auch heute ist sie im Verein als Aktuarin aktiv und kümmert sich um die Tiere. «Das Tiergehege Blankenstein ist aus Schaffhausen nicht mehr wegzudenken», sagt sie. Katja Scheef ergänzt: «Besucherinnen und Besucher der Parkanlage schätzen unser Gehege sehr und kontaktieren uns bei Unstimmigkeiten bei den Tieren und im Gehege.»

Verein gegründet

Im Jahr 1998, mit dem Umzug der Sonderschule ins Schulhaus Granatenbaumgut im Quartier Gruben, entstand, um die Erhaltung des Tiergeheges zu gewährleisten, der Verein «Tiergehege Blankenstein». Zu diesem Zeitpunkt war der Kindergarten der Schaffhauser Sonderschulen in der Villa untergebracht. Nach dem Umzug der Schule erfüllte das Gehege eine Zeit lang die von Roland Herzig angedachte Aufgabe nicht mehr vollumfänglich. Erst im Jahr 2001, dank der Sozialpädagogin Rita Zens, von der Heilpädagogischen Schule Granatenbaumgut, konnte das Tiergehege Blankenstein die ursprüngliche Bestimmung wieder aufnehmen. «Die Sozialpädagogin hat die Verbindung zwischen Tiergehege und Schule aufrechterhalten und die ­Zusammenarbeit zwischen dem Verein und den Schülerinnen sowie Schülern ­organisiert», sagt Katja Scheef.

Von der Stadt geduldet

Drei Jahre lang stand die Villa Blankenstein leer, als die langjährige Pächterin Schaffhauser Sonderschulen im Jahr 2018 den Vertrag kündigte. «Als der ‹Blankenstein› leer stand, wurden wir hier drei Jahre lang von der Stadt auf Goodwill geduldet. Sie übernahmen die Kosten für Liegenschaft, Strom und Wasser. Doch wenn der neue Pächter das Tiergehege nicht gewollt hätte, dann hätten wir gehen müssen», so Scheef. Doch: «Als die neue Pächterin der Villa Blankenstein, Altra Schaffhausen, im Sommer 2021 dem Tiergehege die Zustimmung gab, konnten wir aufatmen.»

Ursprüngliche Bestimmung erfüllt

Heute erfüllt das Tiergehege Blankenstein wieder seine ursprüngliche Bestimmung. An den Schultagen versorgen jeden Morgen Schülergruppen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen der Schaffhauser Sonderschulen vom Schulhaus Granatenbaumgut die Tiere. Auch Klienten der Stiftung Ungarbühl, zum Teil ehemalige Schüler, kommen regelmässig ins Tiergehege und übernehmen das Misten des Hühner- und Hasenstalls.

«Wegen der unsicheren Zukunft haben wir drei Jahre nur die nötigsten Reparaturen durchgeführt. Heute blicken wir erneut zuversichtlich in die Zukunft», sagt Vereinspräsidentin Katja Scheef.

Heute zählt der Verein rund 70 Mitglieder, die den Verein finanziell und durch ­aktive Mithilfe bei der Versorgung der Tiere sowie in administrativen Belangen unterstützen. Die Beiträge von Vereinsmitgliedern reichen allerdings nur für das Futter der Tiere, kleine Reparaturen und Tierarztkosten. Der Verein ist nach wie vor auf Spenden angewiesen.

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