Wo verstecken sich in Schaffhausen die meisten Keime und Pilze?
Täglich berühren wir Gegenstände und Objekte ohne uns Gedanken zu machen, wie schmutzig diese in Wirklichkeit sind. Wir haben die Stadt Schaffhausen nach Keimen und Pilzen abgesucht.
Was bedeutet CFU/cm²?
CFU steht für «colony forming unit», auf Deutsch: Koloniebildende Einheit. Das ist eine Grösse, die bei der Quantifizierung von Mikroorganismen eine Rolle spielt und zwar wenn die Lebendzellzahl von Mikroorganismen in einem Material auf kulturellem Weg bestimmt wird. In unserem Test konnten wir die Keimzahl - die koloniebildende Einheit - und den Pilzbefall anhand einer Vorlage bestimmen (siehe Bilder unten). Die Indikatoren haben wir fünf Tage bei Raumtemperatur (18 bis 22 Grad) inkubieren lassen.


Munter schieben wir den Einkaufswagen vor uns her, durchstöbern an der Kasse unser Portemonnaie nach Münzgeld oder lösen ein Busticket. Das sind nur wenige vieler alltäglicher Dinge, die wir ohne gross zu überlegen machen. Doch oftmals befinden sich gerade an solch öffentlichen Orten eine Vielzahl an Krankheitserregern. Denken Sie, es befinden sich mehr Bakterien und Keime auf einer öffentlichen Toilette oder auf einem Handy-Display? Wir wollten es wissen. Wir haben den sogenannten Abklatschtest gemacht und sind in der Stadt Schaffhausen an verschiedenen Objekten und Gegenständen auf unterschiedlich viele Keime und Pilze gestossen.
Handy-Display
Früher war es die Tastatur, heute gilt das Handy-Display als Keimschleuder. Dieses Klischee wurde in unserem Testversuch allerdings nicht erfüllt. Zum Zug kam ein circa zwei Monate altes Huawei-Smartphone. Die Keimzahl blieb dabei unter 1 CFU/cm² (siehe Infobox). Nur ganz leicht hat sich auch der Schimmelpilzbefall bemerkbar gemacht.
Keimzahl:
Pilzbefall:
Zwei-Franken-Münze
Wer Geld liebt, sollte auch keine Probleme mit Keimen haben, denn die Münze ist voll davon. Unser Test zeigt einen Wert von rund 45 bis 80 CFU/cm². Das ist ein mittlerer bis hoher Wert. Überraschenderweise ist bei der Münze kein Pilzbefall zu erkennen. Manche Pilze sind aber auch erst nach sieben Tag sichtbar. Trotzdem zeigt uns der Test, wie schmutzig Geld ist und Geldwäsche definitiv einem anderen Zweck dient.
Keimzahl:
Pilzbefall:
Coop-Einkaufswagen
Beim täglichen Einkauf denkt sich wohl niemand, dass sich an den Einkaufswagen irgendwelche Keime verstecken könnten oder die Wagen gründlich gereinigt werden. «Keime findet man praktisch überall», sagt Markus Brunner von der Medienstelle von Coop. «Das ist auch bei den Haltegriffen von Einkaufswagen, Einkaufskörbli oder bei den Touchscreens im Kassenbereich der Fall.» Trotzdem würden die Touchscreens täglich - und auch die Einkaufswagen sowie die Einkaufskörbli regelmässig gereinigt werden. Einen fixen Zeitplan für die Reinigung der sogenannten Einkaufswagenhaltegriffe gäbe es allerdings nicht.
In unserem Test schneiden die Einkaufswagen relativ gut ab. Ihre Keimzahl liegt bei 5 bis knapp 45 CFU/cm². Das ist ein eher tiefer bis mittlerer Wert. Ähnlich wie bei der Münze hat sich beim Pilzbefall-Test nichts gebildet.
Keimzahl:
Pilzbefall:
Zugstange Thurbo-Zug
Täglich fahren Tausende Schaffhauserinnen und Schaffhauser mit dem Zug zur Arbeit. Dass da mal jemand vor dem Aussteigen sich an der Stange bei der Tür festhält, ist ganz natürlich. Doch haben Sie sich auch schon davor geekelt, sich an der Stange festzuhalten? Dazu gibt es eigentlich nur wenig Grund, denn unser Test im Thurbo-Zug der Schaffhauser S-Bahn untermauert die Aussagen von Werner Fritschi von der Medienstelle von Thurbo. «Thurbo-Züge werden täglich mindestens einmal gereinigt. Bei grösseren Verschmutzungen auch mehrmals.» Zusätzlich würden sie weiteren Reinigungen unterzogen werden, wenn die Züge in den Werkstätten seien - also alle acht bis zehn Tage.
Dass eine Zugstange keimfrei bleibt, ist natürlich nicht möglich. Doch die getestete Stange überraschte mit einem guten Ergebnis. Die Keimzahl bewegt sich zwischen 1 CFU/cm² und 5 CFU/cm². Ein tiefer Wert für die vielen Hände, die sich täglich an der Stange in den Zügen festhalten. Auch bei diesem Test hat sich kein Pilz entwickelt.
Keimzahl:
Pilzbefall:
Öffentliches Telefon
Am Bahnhof Schaffhausen sind noch zwei öffentliche Telefone zu finden. Auch wenn in der heutigen Zeit die meisten mit dem Handy telefonieren, sieht man ab und an Personen, die das öffentliche Telefon benutzen. Doch wie schmutzig sind diese und wie oft werden diese gereinigt? «Mindestens einmal wöchentlich, bei gröberer Verschmutzung auch mehrmals», sagt ein Mediensprecher von der APG/SGA auf Anfrage von shn.ch. Doch vor unserem Test wurde das öffentliche Telefon knapp vier Wochen nicht mehr geputzt, da es in dieser Zeit bei der APG/SGA zu Prozessausfällen kam. Trotzdem weisen die Telefone keine allzu erschreckende Keimzahl auf. Sie befindet sich bei 1 CFU/cm². Auch der Pilzbefall ist hier als leicht einzustufen.
Keimzahl:
Pilzbefall:
VBSH-Ticketautomaten
Neben dem Handy-Display haben wir auch noch ein zweites Display getestet. Den VBSH-Ticketautomaten am Bahnhof. Dieser weist einen mittelstarken Pilzbefall auf, doch die Keimzahl ist hier relativ hoch. Der Wert schwankt zwischen 45 CFU/cm² und 80 CFU/cm². Von den Schaffhauser Verkehrsbetrieben hat bisher niemand dazu Stellung genommen.
Keimzahl:
Pilzbefall:
Sitzbänke Altstadt
Kommt man fünf Minuten nach zwölf Uhr mittags auf dem Fronwagplatz an, muss man bei schönem Wetter damit rechnen, dass bereits alle Sitzbänke besetzt sind. Das kann ärgerlich sein, denn auf einer Sitzbank kann man gut entspannen, bevor es wieder zurück zur Arbeit geht. Doch auf einer Sitzbank entspannen auch noch andere Dinge. Die Keimzahl liegt bei den Sitzmöglichkeiten auf dem Fronwagplatz bei einem Mittelwert (45 CFU/cm²), der Pilzbefall ist überraschend stark.
Konrad Bruderholzer, Abteilungsleiter bei Grün Schaffhausen, hat folgende Erklärung: «Die Bänke auf den Plätzen und Grünanlagen werden in der Regel einmal im Jahr oder bei sehr starker Verschmutzung und Beschädigung ausgetauscht.»
Die Bänke, auf welchen wir unser Mittagessen verschlingen, werden also nie gereinigt, was sich auch im Ergebnis widerspiegelt.
Keimzahl:
Pilzbefall:
Türgriff bei der Eingangstür des Manors
Hunderte von Kunden gehen beim Manor an der Vordergasse täglich durch die Eingangstür. Dass sich da der eine oder andere Keim beim Türgriff der Eingangstür einnistet, ist zu vermuten. Doch die Zahl ist ziemlich gering und liegt bei 1 CFU/cm². Auch der Pilzbefall ist eher gering.
Beim Manor Schaffhausen würden die Türgriffe täglich gereinigt werden, wie eine Mediensprecherin von Manor erklärt. Dafür sei eine externe Reinigungsfirma zuständig.
Keimzahl:
Pilzbefall:
Bahnhof-WC
Vielmals stellt sich heraus, dass öffentliche Toiletten weniger verkeimt sind als zum Beispiel das Waschbecken in der Küche. In unserem Test haben wir allerdings nicht die Toilette selbst getestet, dafür die Tür des WCs. Diese wies einen mittleren Wert von ca. 45 CFU/cm² auf. Auch hier sind die Keime eher schwierig zu erkennen. Der Pilzbefall hielt sich derweil in Grenzen.
Dass sich in der Regel auf einem öffentlichen WC die Keime nur so ansammeln, kann man sich denken. Doch laut einem Sprecher der SBB werden die öffentlichen Toiletten der SBB zwischen vier Uhr morgens und neun Uhr abends mindestens sechsmal gereinigt.
Keimzahl:
Pilzbefall: