Kunstkästen: Den Blick auf das Alltägliche lenken

Schaffhauser Nachrichten | 
Noch keine Kommentare
Kunstkasten von Roland Iselin an der Vordergasse. Bild: Selwyn Hoffmann

Der Fotograf Roland Iselin gestaltet die erste Staffel der Schaffhauser Kunstkästen.

von Ursula Junker

Durchdringender Wind, kalte Ohren und klamme Finger, das mochte am frühen Samstag einen harten Kern recht zahlreicher Besucher nicht davon abhalten, die Vernissage zur ersten Staffel der Ausstellung in den Kunstkästen zu verfolgen. Für Christian Wäckerlin von Urbansurprise ist es das letzte Jahr, in dem er die Kästen im Spannungsfeld zwischen Architektur und Kunst bespielt und Ausstellungen organisiert.

Die Arbeiten des Fotografen Roland Iselin sind teils dokumentarischer Natur und teils inszeniert. Seine Bilder wurden im Laufe des Spaziergangs an den Rhein enthüllt. Genauso, wie der Künstler die Vorgaben Wäckerlins befolgte und den lokalen Bezug verfolgt, tut er dies aus seiner ganz eigenen Sicht. «Ume­gschtrielet» sei er in der ganzen Stadt, so Iselin, der sich Zeit nahm, vieles anzusehen, ehe er sich entschieden habe, den Blick auf das Alltägliche zu lenken, das es wert sei, hervorgehoben zu werden. Als Bildformat habe er den Kreis gewählt, der zugleich Durchsicht und Fokussierung gewähre, erläuterte er. Schon das erste Bild am Bahnhof offenbarte diese Qualitäten. Zu ihnen meinte Wäckerlin, dass man hier sehe und erfahre, was Farben an Assoziationen und Bilderfolgen in einem selbst auslösen könnten.

Veränderung der Stadtlandschaft

Ganz nah lag dann das Motiv an der Vordergasse: eine einfache Haustür mit sechs Briefkastenschlitzen. Im Original geleert, zeigten sich die Briefkästen auf der Fotografie sozusagen am Überquellen von Prospekten. So spüre man eben auch, wie die Stadt sich verändere, betonte Iseli, der gerade wegen dieser Veränderlichkeit im Sommer fotografiert hatte. Als völlig dokumentarisch erwies sich das Bild an der Ecke Goldsteinstrasse. Es veranlasste in seiner Direktheit zum Nachdenken über die «Möblierung» der Stadt. Unter der Bahnbrücke weist Iselin mit den orangen Leitkegeln in der Ecke des Bildes auf die Veränderungen hin, um dann beim Salzstadel einen durchaus auch witzigen Schlusspunkt mit dem sich aus einem Loch befreienden Kobold zu setzen. Ihn und die Leitkegel zu finden, sei dem interessierten Betrachter überlassen.

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren