«Ich wünsche mir, dass man die Galerie Mera in der Stadt vermissen wird»

Am 8. Dezember schliesst die Galerie Mera ihre Türen. Für Karin und Tomas Rabara ist sie finanziell nicht mehr tragbar, denn die Kunstwerke aus den Ausstellungen verkaufen sich oft nur schwer.
Kunstverein Schaffhausen will weiterhin Zusammenarbeit
«Ich bedaure ausserordentlich, dass die Galerie Mera schliesst», sagt Raphaël Rohner, Stadtrat und Bildungsreferent der Stadt Schaffhausen. Das Angebot einer Plattform für regionale Künstler sei einmalig gewesen. Die Stadt habe die Kataloge, die es zu den Ausstellungen in der Galerie Mera jeweils gegeben habe, mitfinanziert, sagt Jens Lampater, Kulturbeauftragter der Stadt Schaffhausen. Sonstige finanzielle Mithilfe habe die Stadt der Galerie aber nicht gewähren können, so Rohner. «Wir können mit staatlichen Mitteln keine kommerziellen Angebote unterstützen.» Er hofft, dass es eine Anschlusslösung geben wird.
Auch Katharina Epprecht, Direktorin des Museums zu Allerheiligen, bedauert die Schliessung der Galerie. «Es ist für die Gesellschaft eine Möglichkeit weniger, lokale Kunst zu sehen.» Für die Künstler gehe nun eine Möglichkeit, ihre Bilder nicht nur zu zeigen, sondern auch zu verkaufen, verloren.
Es sei schwierig für Galerien, zurzeit werde auf der ganzen Welt eher wenig Kunst verkauft, sagt Stephan Kuhn, Präsident des Kunstvereins Schaffhausen. Jedes Jahr organisierten der Kunstverein und die Galerie Mera gemeinsam zwei Kunstausstellungen. Bei diesen finanzierte der Kunstverein die Ausstellungskataloge, die Rabaras stellten die Räume zur Verfügung. Die Zusammenarbeit, so Kuhn, habe er sehr geschätzt. Nun wolle er zusammen mit Karin Rabara zwar keine Galerie mehr, aber einen Ausstellungsort suchen, an dem die zwei Ausstellungen pro Jahr weiterhin stattfinden könnten. So müsse man nicht das ganze Jahr, sondern nur temporär für die Ausstellungszeiträume Miete bezahlen.
Die Stimmen von Karin und Tomas Rabara hallen in den hohen Räumen der Galerie Mera. An den Wänden hängen Fotoarbeiten der beiden Schaffhauser Künstler Yves Netzhammer und Olaf Breuning. Bis zum 8. Dezember sind sie noch ausgestellt, danach wird die Galerie geschlossen. «Es liegt nicht daran, dass wir keine Lust mehr haben», sagt Karin Rabara. «Wir dachten, wir könnten die Galerie finanziell selbst tragen und uns für die Zeit und Arbeit angemessen entschädigen, aber es funktioniert nicht.» Die Belastung sei zu hoch, die Kasse zu oft leer.
Angefangen hat die Geschichte der Galerie Mera vor acht Jahren in der Webergasse. Da die Miete hoch und die Räume niedrig waren, suchten die Rabaras einen neuen Ort für ihre Ausstellungen. 2015 ergab sich die Gelegenheit schliesslich im Mühlental: Die hohen Räume boten mehr Platz für die Werke, die Miete war tiefer. So mieteten die Rabaras Räume auf zwei Etagen: die untere für die wechselnden Ausstellungen, die obere für den Handel mit Werken Le Corbusiers sowie Originalplakaten aus den Jahren 1890 bis 1950.
«Wir sind eine Firma, und wenn eine Firma sich nicht finanzieren kann, muss sie schliessen.»
Tomas Rabara, Galerist
Der dezentrale Standort sei kein Hindernis gewesen, sagt Tomas Rabara. Laufkundschaft hätten sie auch in der Webergasse so gut wie keine gehabt, und die Vernissagen im Mühlental seien stets gut besucht gewesen. «Das waren aber auch gesellschaftliche Anlässe, es ging manchem ums Sehen und Gesehenwerden.» Die Fixkosten wie auch die Kosten der Ausstellungen hat das Ehepaar angesichts der häufig mässigen Verkäufe mit dem Kunsthandel quersubventioniert. «Wir haben quasi unsere eigenen Schätze hergegeben», sagt Karin Rabara.
Regionaler Kunst viel Raum gegeben
Da keine Besserung in Sicht ist, hören die beiden nun auf. «Wir haben nicht verschwiegen, dass sich ein Ende abzeichnet», sagt Karin Rabara. Stadt und Kanton hätten zwar mit Bedauern reagiert, Anschlussgespräche folgten jedoch keine.
«Wir sind eine Firma, und wenn eine Firma sich nicht finanzieren kann, muss sie schliessen», sagt Tomas Rabara. Ihnen sei bewusst, dass sie als Unternehmen kein Anrecht auf finanzielle Unterstützung gehabt hätten. «Aber eine Resthoffnung war da, dass man einen Weg findet, wie die Galerie trotzdem weiter bestehen könnte, wo wir doch der regionalen Kunst so viel Raum gegeben haben», sagt Karin Rabara. Sie hätten nun mal nicht genug Kunstwerke aus den Ausstellungen verkauft. «Schaffhausen ist klein, und wir haben es nicht geschafft, mehr Auswärtige anzulocken», sagt sie.
Trotzdem will sich das Paar über die letzten acht Jahre nicht beklagen. «Wir hatten eine tolle Zusammenarbeit mit den verschiedenen Künstlern», sagt Karin Rabara. Sie hätten sehr gute und auch wichtige Erfahrungen gesammelt. Tomas Rabara ist nun mit dem Kunsthandel nach Zürich gezogen, am Donnerstag findet die Eröffnung der neuen Galerie Placart im Stadtzentrum statt. Seine Ehefrau wird weiterhin nach Kulturarbeit Ausschau halten. Der Kunstverein Schaffhausen habe bekundet, mit ihr weiterarbeiten zu wollen, es sei aber noch nichts Konkretes.
«Wir schliessen eine Tür und wissen nicht wirklich, was nun passiert», sagt Karin Rabara. «Ich wünsche mir jedenfalls, dass man die Galerie Mera in der Stadt vermissen wird.»