«Für diese Arbeit braucht es eine leicht masochistische Ader»

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Simon Müller hat für die Herbstmesse eine Tonne Raclettekäse bestellt. Bild: Marielle Heeb

Unser Kopf der Woche Simon Müller ist Geschäftsführer des Catering-Betriebs Fix & Fein und verköstigt im Herbstmesserestaurant 30'000 Gäste.

von Marielle Heeb 

Für Simon Müller beginnt die Schaffhauser Herbstmesse früher als für den Durchschnittsmessebesucher. Seit acht Tagen baut er die Infrastruktur des Messerestaurants auf, denn mit seinem Catering- Unternehmen Fix & Fein» verpflegt er hier mehrere Hundert Gäste gleichzeitig. Müller ist zuversichtlich, denn hinter der Bar stehen nur noch kleine Arbeiten an: «Es gäbe natürlich immer noch mehr zu tun», sagt er, «Catering heisst aber Improvisieren.» Mit seinem «Baby», dem Catering-Service, möchte er sich auf Grossmutters Küche zurückbesinnen. Auf den grossen Tafeln in der Messehalle findet man deshalb Klassiker wie Hörnli und Ghackets, Weisswurst und Brezel oder Pouletflügeli. «Wir sind keine Schickimicki-Caterer», sagt Müller. Für die Herbstmesse hat der leidenschaftliche Gastgeber und Organisator deshalb eine Tonne Raclettekäse und 180 Kilogramm Poulet bestellt. Ab heute ist der Geschäftsführer nicht nur hinter den Kulissen tätig – im Herbstmesserestaurant muss jeder mit anpacken. Der Tag beginnt für ihn frühmorgens mit dem Aufwärmen der Speisen und endet dann, wenn der letzte Gast die Messehallen verlassen hat – meist weit nach Mitternacht. «Fünf Tage Vollgas», so beschreibt Müller die Herbstmesse und plant nach dem Grossprojekt jeweils Ferien ein. Allgemein sei das Gastrogewerbe ein spezielles Völkchen, sagt Müller: «Durchgedrehte Leute, die viel arbeiten und wenig schlafen. – Für diese Arbeit braucht es eine leicht masochistische Ader», ergänzt er mit einem Grinsen. Doch die Freude an seiner Arbeit lässt Müller über die langen Tage hinwegsehen. Bewusst plane er Zeit ein, um mit Kunden in Kontakt zu treten. «Die ganze Messe basiert auf Beziehungen, da kann es vorkommen, dass ich trotz Zeitdruck fünf Minuten an einem Tisch stehen bleibe», sagt er. Seine beruflichen Wurzeln hat der 31-Jährige nicht in der Gastronomie, obwohl er als Sohn des «Müller-Beck»-Ehepaars quasi in der Backstube aufgewachsen ist. Während er in den Ferien im Betrieb mithelfen musste, war er sich sicher: «Vater, ich werde nie Bäcker.» So absolvierte er eine Forstwartlehre und kümmerte sich zehn Jahre lang um Schaffhauser Waldbestände. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen landete er schliesslich dort, wo er eigentlich gar nicht hinwollte: Vom Chauffeur bis zum Service durchlief er alle Stufen des Betriebs seiner Eltern, machte eine Bäcker-Konditor-Ausbildung und übernahm das dazugehörige Catering Fix & Fein». Die Zusammenarbeit innerhalb der Familie sei nicht immer ganz einfach, sagt Müller, «doch ein Familienbetrieb, der ohne Reibungen funktioniert, den möchte ich zuerst sehen.» Ist Müller einmal zu Hause, dann kocht er gerne oder lässt sich von seiner Frau «bebacken». In seiner Freizeit selbst zu backen, das kommt für ihn hingegen nicht infrage: «Daheim will ich weder mit Mehl noch mit Apérogebäck in Kontakt kommen.» 

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