Die Holzbau-Innovation nimmt Gestalt an

Daniel Jung | 
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Präzisionsarbeit unter schweisstreibenden Bedingungen: Auf dem Herrenacker entsteht derzeit die grosse Hospitality-Plattform für das «Stars in Town», das am 7. August starten wird. Dabei wird in diesem Jahr Buchenholz eingesetzt statt Stahlgerüste. Bild: Daniel Jung

Am «Stars in Town» kommt das neu entwickelte Holz-Eventbausystem der Schaffhauser Firma Agoora zum ­Einsatz. Das Aufbauteam hat in den letzten Tagen viel geschwitzt – und viel dazugelernt.

Mit einem Pneukran werden die Elemente auf vier Meter Höhe gehoben. Dort werden die Holzbauteile von einem Arbeiter in Empfang genommen und mit dem bestehenden Gerüst verbunden. Dabei kommt ein Alleinstellungsmerkmal des neuen Eventbausystems der Schaffhauser Firma Agoora zum Einsatz: die verschiedenen Metallteile, die zur Verbindung der Holzträger und -stützen entwickelt wurden – ein System aus männ­lichen und weiblichen Verbindungs­stücken, Bolzen und Lochplatten.

Mit jedem neuen Holzträger, der auf vier Meter Höhe befestigt wird, wächst das Gerüst für die Hospitality-Plattform auf dem Herrenacker. Von dort aus können die VIP-Gäste am «Stars in Town» das Geschehen auf der Bühne beobachten. Die Aufbau­arbeiten laufen seit Montag.

«Wir sind etwas langsam», sagte Simon Vogel nach einem langen Arbeitstag am Donnerstagabend. Der Erfinder des Eventbausystems und Geschäftsführer der Flow Productions AG ist trotzdem zufrieden. «Wir haben in den letzten Tagen schon sehr viel gelernt.»

Bis heute Abend muss die Plattform fertiggestellt sein, weil am Montag die nächsten Aufbauschritte für das grosse Festival auf dem Herrenacker anstehen. «Wir müssen Platz machen für die anderen Firmen», sagt Vogel.

Deshalb wurde die Zahl der eingesetzten Arbeiter gestern nochmals erhöht. War zunächst nur ein Team von sechs Personen im Einsatz, wurde die Zahl auf zehn auf­gestockt.

Vier bis sieben Liter Wasser trinken

Die Hospitality-Plattform wird in diesem Jahr nicht mehr als Metallgerüst erstellt, sondern als Holzbau. Der Aufbau auf dem Herrenacker ist die Bewährungsprobe für das neue Eventbausystem. Viele der benötigten Bauteile kommen mehr oder weniger direkt aus der Fabrikation – von rund zehn verschiedenen Lieferanten. «Manche Kinderkrankheiten haben wir erst jetzt entdeckt», sagt Vogel. Es brauchte auch einige Tage, bis die Arbeiter das System verstanden. «Wenn man die Abläufe kennt, geht der Aufbau aber sehr schnell vorwärts.» Insgesamt werden rund 48'000 Einzelteile verbaut – etwa 140 Tonnen Material.

«Es entsteht grundsätzlich kein Abfall.»

Simon Vogel, Holzbauingenieur und ­Geschäftsleiter Flow , Productions

Eine Herausforderung ist die Hitze, welche den Aufbau begleitet. «Wir müssen extrem viel trinken – vier bis sieben Liter pro Mann», sagt Vogel. Über Mittag geht das Team jeweils im Rhein schwimmen, um sich etwas abzukühlen. Weil der Zeitplan eng ist, konnte kein grösserer Testaufbau durchgeführt werden. Daher muss auf dem Herrenacker neben der Muskelarbeit auch noch viel nachgedacht werden – etwa, in welcher Reihenfolge die Teile sinnvollerweise kombiniert werden. Und weil nur Vogel alle Verbindungsarten im Kopf hat, musste er viele Entscheidungen fällen und jeden Schritt kontrollieren. Am Schluss ­erfolgt zudem eine Abnahme durch einen externen Ingenieur. Am Festival werden dann auch verschiedene andere Veranstalter, die am neuen Holz-Eventbausystem ­interessiert sind, die neuartige Plattform besichtigen.

«Ein solches System gibt es bis jetzt noch nicht», sagt Vogel. Das System von Agoora habe ein überzeugendes, einheitliches ­Design, und grundsätzlich könnten alle Teile wiederverwendet werden. «Es entsteht ­eigentlich kein Abfall, und wir verwenden hauptsächlich einen nachwachsenden Rohstoff – Buchenholz.»

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