Wenn es wie in der Karibik klingt: Strassenmusiker in Schaffhausen

Ralph Denzel | 
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In den Sommermonaten findet man sie immer wieder: Strassenmusiker, die ihr Können darbieten. Wir haben mit einem gesprochen, der ein ganz besonderes Instrument beherrscht.

Es ist ein warmer Tag in Schaffhausen.

Die Strassen sind gut gefüllt mit Touristen, die durch die Altstadtgassen ziehen. Irgendwoher hört man metallische Klänge, die entfernt an die Südsee erinnern. Folgt man diesen, findet man einen japanischen Musiker, der sich selbst «Portal» nennt. Er sitzt mit gekreuzten Beinen vor einem Geschäft. Was er auf seinem Schoss hat, erinnert im ersten Moment an einen umgedrehten Wok, in den man Dellen gestanzt hat. Konzentriert schlägt der Musiker mit seinen Fingern auf diesen «Wok» und entlockt ihm dabei seltsame, aber sehr angenehme Klänge.

Portal erklärt uns, dass sein Instrument ein sogenannter «Hang» ist. Was im ersten Moment wie ein typisch japanisches Instrument klingt, kommt allerdings aus der Schweiz und ist sehr jung: Erst vor 18 Jahren wurde die «Hang» in Bern erfunden. Nur eine Firma stellt dieses Schlaginstrument, das nicht als Schlagzeug verstanden werden will, her.

Portal ist einer von vielen Strassenmusikern, die sich vor allem in den Sommermonaten in Schaffhausen präsentieren. Dann, wenn die Touristen kommen und die Schulferien beginnen. Manchen Vorbeilaufenden sitzt das Geld in der Ferienzeit ohnehin ein bisschen lockerer.

Auch bei Portal bleiben immer wieder Leute stehen, hören ihm zu und werfen auch öfter man ein paar Franken in die Schutzhülle, in der er seine «Hang» transportiert hatte. Auch ein Fünfliber und sogar ein Schein hat schon jemand dem Musiker gegeben. «Manchmal verdiene ich gut, manchmal etwas schlechter», sagt er. Wir unterhalten uns auf Englisch, denn er ist nur auf der Durchreise. «Ich reise viel herum, komme aber gerne nach Schaffhausen – hier verdiene ich gut.»

Regeln für Musiker

Heute wird er wieder bis 18 Uhr spielen. Länger darf er nicht, wie uns Claudia Rudischhauser von der Stadtverwaltung erklärt. «Das Spielen ist montags bis samstags jeweils von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr erlaubt und nach 30 Minuten müssen Strassenmusikanten ihren Standort wechseln.»

So wird auch Portal, nachdem unser Gespräch fertig ist, seine «Hang» zusammenpacken und weiterziehen. Davor fragen wir ihn aber noch, wie er die Genehmigung bekommen hat, die ebenfalls in seinem Koffer vor ihm liegt. «Die habe ich von der Polizei bekommen», erinnert er sich. Dort musste der Japaner vorspielen, ehe er für 20 Franken Gebühr die Erlaubnis bekam, dass er spielen durfte. «Die Gebühren betragen pro Tag 20 Franken für eine Einzelperson und 40 Franken für eine Gruppe», so uns Claudia Rudischhauser. Auch das Vorspielen ist Standard bei der Stadtpolizei: «Strassenmusiker, die der Stadtpolizei nicht bekannt sind, unterliegen einer Vorspielpflicht.»

Nicht jedes Instrument ist dabei zulässig. «Lärmintensive Instrumente wie beispielsweise Trommeln oder Trompeten» sind verboten. Das Problem hat Portal nicht: Auch wenn man seine «Hang» im weitesten Sinne als Schlaginstrument bezeichnen kann, so ist es doch alles andere als laut. Portal machte das Vorspielen nichts aus: «Ich kenne das», sagte er. Er habe schon in vielen anderen Städten vorspielen müssen: «Das ist ja mein Hauptberuf» ergänzt er.

Auf der Durchreise

Der Japaner ist jedes Jahr woanders. Letztes Jahr habe er in Rumänien gespielt, dieses Jahr ist wieder in der Schweiz. «Das ist mein Lieblingsland – die Leute sind nett und ich verdiene gut.»

Wie viel, will er nicht sagen – auch die Frage, inwiefern diese Einnahmen steuerpflichtig sind, konnte man uns nicht beantworten: « Die Steuerpflicht ist Sache der Einzelperson und kann hier nicht generell beurteilt werden», so Claudia Rudischhauser.

Wir verabschieden uns von Portal. Er zupft seine schwarz-weisse Weste zurecht und beginnt wieder auf seinem Instrument zu spielen. Eine Melodie erkennt man nicht – aber das macht auch nichts. Auch so klingt es schön. Ein Japaner, der in Schaffhausen ein Schweizer Instrument spielt, welches am ehesten karibisch klingt – das hört man nicht alle Tage.

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