Vielseitigkeit, Spielfreude und viel Humor

Als fünfte von insgesamt sieben Bands bildete die Mundart-Band Supersiech das Schlusslicht der Musikfestwoche in der «Kerze».
Nachgefragt: «An der 30. Musikfestwoche bin ich 30 Jahre in der ‹Kerze›»
2019 wird die Musikfestwoche 30. Wie ist sie entstanden?
Rolf Könitzer: 1988 haben wir die «Kerze» eröffnet. Ein Jahr darauf ist die Musikfestwoche entstanden.
Wie läuft die Musikfestwoche dieses Jahr?
Am Anfang hatte es ein bisschen weniger Leute als sonst. Gestern war es wieder besser, und am Wochenende läuft es immer sehr gut.
Es spielen immer sehr unterschiedliche Bands an der Musikfestwoche. Wie kommt es zu dieser Vielfalt?
Viele Bands bringen CDs vorbei oder fragen mich an. Manche kenne ich auch schon. Tom Luley (ehemaliger Besitzer «dolder2») bringt mir auch immer wieder Bands. Eine lustige Anekdote: Am Anfang der Musikfestwoche hatten wir einmal die Urbesetzung der Band Shakra hier. Sie hiessen damals nur anders.
Habt Ihr schon spezielle Pläne für das 30-Jahr-Jubiläum?
Nicht nur ist nächstes Jahr die 30. Musikfestwoche, am 30. September bin ich zudem schon 30 Jahre in der «Kerze». An den Plänen für das Jubiläum feilen wir noch. Ein Ende der Musikfestwoche ist bislang nicht in Sicht.
Interview: Maximilian Wiggenhauser
von Maximilian Wiggenhauser
Die Musikfestwoche der «Kerze» neigt sich langsam dem Ende zu. Am Freitagabend war mit Supersiech ein Quartett aus dem wilden Solothurn für die musikalische Untermalung zuständig. Mit einer ordentlichen Packung Humor fesselte die Band das Publikum und heizte gegen Ende der Woche nochmals ordentlich ein.
Sobald die Band die Bühne betritt, ist den meisten Zuschauern schon klar, dass in den nächsten Minuten etwas Aussergewöhnliches auf sie zukommt. Mit Akkordeon, Kontrabass, Schlagzeug und E-Piano geben die vier «Supersieche» schon rein optisch ein spezielles Bild ab. Und wenn sie zu spielen beginnen, verstärkt sich dieser Eindruck noch. Heitere Akkordeonmelodie, fröhlicher unsinniger Gesang und ein leichter Schlagertouch im ersten Lied lösen sich ab mit einer Reggae-Nummer an zweiter Stelle. Das heitere Geplänkel wird ersetzt durch einen groovenden Riddim, einen satten Basslauf und verspielte Drums. Vor allem Michael Leuenbergers Kontrabass kann hier seine Wirkung perfekt demonstrieren und mit satten Subbässen die hölzerne Einrichtung der «Kerze» zum Erbeben bringen. Tobi Knuchel führt den Bass auf dem Schlagzeug, Tommy Christ füllt mit seinen warmen Hammond-E-Piano-Sounds den Rest des Frequenzspektrums aus. Dülü Dubach verziert das Ganze mit seinem Akkordeon.
In keine Schublade zu packen
Die Songs des Mundart-Quartetts stammen alle aus Dubachs Feder. Zudem singt er die oft für ihren Humor gepriesenen Texte. So besingt er zur Reggae-Melodie das böse Wetter und wie es die Schuld an seinen Kopfschmerzen trägt. Ein anderer Song handelt wiederum von schwierigen Entscheidungen, so zum Beispiel zwischen Migros und Coop oder Fussball und Hockey. Den seichten Humor der Band könnte man zwar gut mit dem Adjektiv «harmlos» beschreiben, er scheint beim Publikum jedoch gut anzukommen. Gelächter wechselt sich ab mit Applaus. Schliesslich ist diese Form der Unterhaltung genau das Richtige für einen entspannten Freitagabend. Wo die Band ganz klar punkten kann, ist in der Vielseitigkeit. Trotz dem starken Ländlereinfluss überrascht die Band nicht nur mit ihrem Reggae-Track. Immer wieder streuen die vier Musiker rhythmisch interessante Passagen ein, zeigen Jazzeinflüsse, würzen die Songs mit einer Prise Country oder bringen vor der Pause sogar eine waschechte Salsa-Nummer. In eine Schublade packen kann man die vier «Supersieche» nur schwer.
Nach einer kleinen Pause füllt sich die «Kerze» wieder, und Supersiech legen mit ihrem zweiten Set los. Erstaunlich ist, dass das Lokal umso voller wird, je weiter der Abend fortschreitet. Es verlassen zwar einige Zuschauer und Zuschauerinnen die Bar, immer mehr kommen aber nach, bis im Lokal ein regelrechter Platzmangel herrscht. Auch die Stimmung nimmt nach der Pause deutlich zu. Das Publikum ist lockerer, singt und klatscht mit und geniesst die Musik. Dubachs Texte liefern aber auch die Grundlage, die man braucht, um sich in der Musik verlieren zu können: Immer wieder spielt die Band Songs, in denen Geschichten erzählt werden und somit ein kleinenr Spannungsbogen aufgebaut wird. Und gegen Ende liefert die Band mit Tom Waits’ «Chocolate Jesus» noch ein kleines Highlight.