«Wie soll unser Jugendraum aussehen?»

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Bei angeregten Diskussionen zwischen Jung und Alt wurden verschiedene Bedürfnisse, Wünsche und Ansprüche ersichtlich. Bild: Niklas Rappold

Schon 2020 wollte die Gemeinde Merishausen einen Jugendraum anbieten, der aber aus pandemischen Gründen wieder geschlossen werden musste. Nun fand gestern der Kick-off eines weiteren Versuchs statt.

von Niklas Rapold

«Keine strengen Wächter» steht auf einem der vielen frabigen Zettel. Sie kleben in der Aula des Werkhofs Plus in Merishausen auf zwei Plakaten verteilt.

Christian Schenk, Fachverantwortung Kinder- und Jugendförderung im Kanton Schaffhausen, hat die beiden Plakate gestaltet; ei-nes mit «#my Jugendraum», das andere mit «#NOT my Jugendraum». Darauf hielten während der Kick-off-Veranstaltung am Mittwochnachmittag Eltern, Kinder und Nachbarn ihre Wünsche und No-Gos auf den Zetteln fest und klebten diese auf die Plakate.

So solle erreicht werden, dass einerseits die Kinder Spass haben, dass der Jugendraum ihren Wünschen entspreche, sagt Schenk. Andererseits müssten auch die Eltern oder der Hausabwart ihre Interessen äussern können, damit das Produkt am Ende für alle stimmt.

«Den Ausdruck ‹Keine strengen Wächter› finde ich sehr passend.»

Christian Schenk, Fachverantwortung Kinder- und Jugendförderung im Kanton Schaffhausen

Auf den Plakaten fanden sich einige zu erwartende Inputs: kein «lärmiger» Heimweg, eben keine strengen Wächter, keine Drogen, keine Eltern und auf gar keinen Fall Lehrer – das wurde dreifach unterstrichen. Doch es gab auch einige Überraschungen. So schrieb eine Person, dass sie keine explodierenden Briefkästen möchte, und zwei Jungs wünschten Platz für «Spasskämpfe». Die zukünftigen Leiter des Jugendraumes, Remo Fässler und David Leutenegger, versuchen nun, möglichst viele der Wortmeldungen zu berücksichtigen und den Jugendraum, der sich im zweiten Stock des Werkhofs Plus befindet, so zu gestalten, dass ihn möglichst alle toll finden.

Nicht der erste Versuch

Gemeinderätin Sibylle Germann initiierte das Projekt. Bereits früher gab es einige Anläufe, doch da diese Versuche unbeaufsichtigt waren, eskalierte die Lage jeweils nach einiger Zeit. Der letzte Versuch, den Germanns Vorgänger im Sommer 2020 auf die Beine gestellt hatte, musste wegen Corona im Winter wieder eingestellt werden. Bereits letztes Jahr hätte der neue Jugendraum eingerichtet werden sollen, doch der Gemeinderat habe eine professionelle Begleitung gewollt, weshalb sich das Projekt verzögert habe, sagte Germann.

Nun konnte durch die Kirche Merishausen diese gewünschte Professionalität erreicht werden. Fässler und Leutenegger sind in der Kirchgemeinde Laufen am Rheinfall in der Jugendarbeit aktiv und wurden angefragt, ob sie den Job übernehmen würden. «Ich finde es schön, dass wir Merishausen bei der Schaffung eines Jugendraumes, in dem sich die Jugendlichen wohlfühlen sollen, unterstützen können», sagt Fässler. Das sei genau das Ziel, sagt Christian Schenk, ein Raum frei von der ständigen Überwachung durch Eltern oder Lehrer. Er finde den Ausdruck «Keine strengen Wächter» deshalb sehr passend.

Die Gemeindeversammlung (GV) im Dezember 2021 sprach Geld für ein einjähriges Pilotprojekt. Bis zur nächsten GV müssen sich der Jugendraum, die Jugendlichen und die beiden Leiter beweisen und zeigen, dass diesmal keine Eskalation droht. Die beiden Leiter zeigten sich am Ende der drei Stunden guten Mutes und organisierten bereits die eine oder andere Ergänzung. So kann jemand aus dem Dorf das von einigen Mädchen gewünschte bequemere Sofa liefern, eine Dartscheibe wird am nächsten Mittwochnachmittag an der Wand hängen, und bald kann man auch am Freitagabend in den Jugendraum gehen.

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