Sprengstoff-Alarm am Zollübergang bei Thayngen

Schaffhauser Nachrichten | 
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Der Grenzübergang beim Zollamt Thayngen-Bietingen musste gestern über mehrere Stunden hinweg grossräumig abgeriegelt werden. Der Grund: Eine verdächtige Ladung wurde entdeckt. Neben Polizei und Feuerwehr stand auch ein Entschärfungsroboter im Einsatz.

von Eva Kunz und Alfred Wüger

Wer gestern Morgen auf der J15 nach Thayngen fahren wollte, wurde beim Kesslerloch umgeleitet und musste seinen Weg auf Schleichwegen durch die Reiat-Metropole suchen. An mancher Kreuzung waren Signalisationen aufgestellt: «Feuerwehr» stand darauf, und an der Strasse nach Ebringen waren die Querstrassen, die hinunter zum Zollamt führen, abgesperrt. Es war kein Durchkommen, und es gab erst einmal keine Auskunft darüber, was denn eigentlich los sei.

Diese Information indes war über andere Kanäle durchgedrungen: Es habe einen Bombenalarm gegeben. In der Shell-Tankstelle in unmittelbarer Nähe des Grenzübergangs war eine Medienstelle eingerichtet. Per Funk bekam man die Erlaubnis, hinzufahren. Die Polizeisprecherin der Schaffhauser Polizei, Katharina Carnevale, konnte einem jedoch nicht weiterhelfen. Sie dürfe nichts sagen, denn die Bundesanwaltschaft habe in dieser Sache die Führung übernommen. Die Kommunikationsbeauftragte der Bundesanwaltschaft, Linda von Burg, sagte dazu auf Nachfrage: «Da es sich mutmasslich um Sprengstoff handelt, wird unter der Leitung der Bundesanwaltschaft mit der Schaffhauser Polizei und Fedpol ermittelt.» Die Abklärungen seien noch am Laufen. Gemäss aktuellem Erkenntnisstand liegt kein terroristisches Motiv vor.

Die Grenze war für jeglichen Verkehr gesperrt. Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge überall, und auch der Grenzschutz war vor Ort. Bereits in den frühen Morgenstunden war die Strasse gesperrt worden. Es standen denn auch zahlreiche Sattelschlepper an der Strasse. Das gleiche Bild fand sich an Nebenstrassen, wo die Transportfahrzeuge neben einem Maisfeld abgestellt waren. Indessen rollte der Verkehr auf den signalisierten Umleitungen einigermassen flüssig.

Kilometerlanger Lkw-Stau

Ein Abstecher ennet der Grenze nähe Bietingen, auf der A81, bot ein träges Schauspiel. Kilometerlang staute sich der Schwerverkehr. Schon aus weiter Distanz war die stehende Lkw-Schlange zu sehen. Alle mussten sie warten. Und dies schon seit Stunden. Ein Ende war nicht in Sicht.

Wegen des Nieselregens und der kühlen Temperaturen machten es sich die meisten Lkw-Fahrer in ihren Führerkabinen gemütlich. Manche hatten ihre Vorhänge gezogen und schliefen eine Runde. Manche hatten das Fenster einen Spalt offen und rauchten gemächlich eine Zigarette. Für solch lange Wartezeiten durfte auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen. So war ein Lkw-Fahrer gerade daran, sich in einer Bratpfanne in Ruhe etwas zu kochen – auf einer portablen Herdplatte. Von den Nummernschildern her zu deuten waren viele mit ihrer Fracht von weit her angereist, die meisten aus Osteuropa.

Einer von ihnen stellte sich mit dem Namen Valentin Mocanu vor, aus Mioveni, Rumänien, stammend. Er war mit einer Ladung Autos unterwegs in die Schweiz, nach Altishofen bei Sursee. Seit fünf oder sechs Stunden sei er schon hier. «Warten», habe die Polizei gesagt, die vor ein paar Stunden hier durchgekommen sei. Und das sei man sich als Lkw-Fahrer durchaus gewohnt.

Auch Muhamed Balic aus Bosnien und Herzegowina hatte sich mit seinem Sattelzug in die lange Blechlawine eingereiht. Seit drei Uhr morgens warte er hier. «Das ist schon eine lange Zeit», sagte er. Warum er hier warten müsse, habe er lange nicht ganz mitbekommen. Nun sei alles klar. Ein Bombenalarm, das sei schon etwas ziemlich Heftiges, sagte und gestikuliert er zugleich. Wie Mocanu lag auch seine Lieferdestination in der Schweiz. Sein erstes Ziel sei Sursee, danach müsse er noch weiter nach Bern.

Sprengstoff sichergestellt

Zurück am Zoll setzte sich gegen Mittag der Alltag allmählich wieder in Gang. Dies, nachdem am späteren Vormittag ein Polizeiauto mit einem Anhänger wegfuhr, worauf ein grauer Container platziert war. Darin soll sich angeblich die mutmassliche Sprengstoffladung befunden haben.

Mittlerweile lagen auch die Informationen von der Bundesanwaltschaft vor: Es handle sich um einen Fund von Sprengstoff in einem Fahrzeug, das die Grenze passieren wollte. Entschärfungsroboter seien eingesetzt worden, um das gefährliche Gut zu bergen. Zu einer Detonation kam es nicht. Verletzte Personen gab es ebenso wenig.

Kurz vor Mittag konnte der Zoll wieder geöffnet werden. In die Lkw-Kolonne auf der A81 kam allmählich wieder Bewegung. Sichtlich – und vor allem hörbar – erleichtert setzten die rollenden Kolosse ihre Fahrt fort. Einige von den Lkw-Fahrern hupten dabei lautstark vor Freude.

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