Hier ist auch der Kaffeepreis heiss

Luc Müller | 
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Geniessen den günstigen Morgenkaffee im Restaurant Gemeindehaus in Merishausen (von links): Bruno Wolf, Willi Thurnherr, Ferdi Mändli und Hansueli Ehrat. Bedient werden die Herren von Susanne Kipp. Bild: Bruno Bührer

Wer morgens früh ins Restaurant geht, kann von Sonderpreisen profitieren – gedacht ist das Angebot vor allem für Handwerker.

Da fragt so mancher Gast gleich zweimal nach: «Wie bitte, drei Franken?» Wer in Merishausen im Restaurant Gemeindehaus am Morgen einen Kaffee schlürft, erlebt eine Überraschung – eine positive. In der Zeit von 8.45 Uhr bis 10 Uhr gibt es den braunen, heissen Fitmacher für sagenhaft günstige drei Franken: Bei einer Blitzumfrage in zehn Restaurants zeigte sich, dass keiner einen tieferen Kaffeepreis anbietet. «Das hat bei uns schon seit elf Jahren Tradition», erklärt Pächter Urs Hallauer, der auch als Geschäftsführer der Hallauer Gastro GmbH amtet. Das Restaurant Gemeindehaus ist, wie es der Name schon vermuten lässt, im Besitz der Gemeinde Merishausen. «Wir zahlen eine marktübliche Pacht. Wir werden von der Gemeinde nicht subventioniert. Trotzdem setzen wir die Preise so tief an.»

Eine Mischrechnung

Das morgendliche Sonderangebot nennt Urs Hallauer «Handwerker-Znüni» – nebst Kaffee zum Sonderpreis wird auch ein Sandwich für 3.50 Franken serviert. Für 6.50 Franken kann man sich als Gast also einen günstigen Znüni gönnen. «Das ist eine Mischrechnung. Es kommt vor, dass die Gäste gleich zwei Kaffee trinken, und ich so mehr Umsatz mache.» Und der Chef weiter: «Zudem kann ich beim Mittagsmenü mehr verlangen. Den Gästen ist es grundsätzlich egal, ob sie 18.50 Franken oder 19.50 Franken zahlen.» Im Restaurant Gemeindehaus steht am Mittag aber auch ein Menü mit Suppe, Salat und Hauptgang für nur 15.50 Franken auf der Speisekarte.

«Mein Ex-Chef hat den Kaffee am Morgen zu einer bestimmten Zeit auch für drei Franken angeboten – er hat das aber nur im Januarloch so gemacht», erzählt Urs Hallauer. Zu Beginn habe er das für sein Restaurant Gemeindehaus zu Werbezwecken übernommen. «Nun hat sich das Angebot etabliert. Wir ­haben hier in Merishausen einige Gewerbe, wie eine Holzbaufirma oder einen Gartenbauer. Diese Mitarbeiter schätzen den Znüni. Anders ist es bei ausländischen Gastarbeitern: Sie kennen die Tradition des Znüni nicht so», bemerkt Urs Hallauer. Nach Ende des Handwerker-Znüni gibt es den Kaffee zum Normalpreis von 3.80 Franken.

Auch mal noch nach zehn Uhr

Auch in Thayngen gibt es im Restaurant Freihof ein Spezialangebot am Morgen zwischen 8.30 und 10 Uhr: Für einen Kaffee und ein Sandwich zahlt man dann nur 6.50 Franken. Der Kaffee selbst ist nicht reduziert und kostet wie üblich vier Franken. «Wir haben derzeit beim Altersheim eine Grossbaustelle. Viele Arbeiter kommen schnell zu uns. Es ist inzwischen immer die gleiche Gruppe. Wenn jemand auch mal kurz nach zehn Uhr kommt, gibt es immer noch das Spezialangebot», so die Auskunft der Servicekraft.

Schon vor zwanzig Jahren hat Fritz Schmitz vom Restaurant Rustica in Thayngen mit einem Spezialpreis am Morgen angefangen. «Ich gehörte in der Region zu den Ersten, dann sind viele nachgezogen», erklärt der Wirt. «Eines ist völlig klar: Mit einem solchen Angebot verdient man nichts.» Im «Rustica» wird von neun bis zehn Uhr ein Kaffee und ein belegtes Brötli für 6.80 Franken serviert – den Kaffee einzeln gibt es nicht im Sonderangebot, sondern kostet wie sonst auch vier Franken. «Ich habe im Fünf-Sterne-­Hotel gearbeitet. Immer war alles so teuer. Ich habe mir gedacht: Für die Arbeiter muss was Bezahlbares her», so Schmitz. «Ich habe das all die Jahre aus eigener Freude gemacht. Ich wollte damit auch ein Zeichen setzen.» Im Dezember schliesst Schmitz nach rund dreissig Jahren sein Restaurant – die Umsätze sind eingebrochen, zudem ist seine Frau schwer erkrankt.

Vier Franken braucht es

«Ein Kaffee für drei Franken bringt keinen Gewinn», betont Renato Pedroncelli, Präsident von Gastro Schaffhausen, der in Thayngen im Landgasthof Hüttenleben wirtet. In den Kaffeepreis müssten auch die Kosten für die Miete, die teure Maschine und das Personal eingerechnet werden. Damit man Gewinn mache, brauche es einen Kaffeepreis ab vier Franken.

2016 hat die Erhebung der Kaffeepreise durch die SN gezeigt, dass diese im Kanton Schaffhausen zwischen 3.50 Franken und 4.90 Franken liegen. Den teuersten Kaffee gab es in der Stadt Schaffhausen im Café Vordergasse. «Mit den Preisen bewegt sich der Kanton im Schnitt der Deutschschweiz», bilanzierte damals Hans-­Peter Oettlin, Präsident von Cafetier-Suisse.

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