«Feuer ist der Albtraum für eine Sägerei»

Luc Müller | 
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Der verheerende Brand der Sägerei in Merishausen hat auch bei deren Besitzer Ivo Tognella Spuren hinterlassen. Nun packt er bereits wieder mit Mut an.

Herr Tognella. Sie stehen hier auf der Brandruine Ihrer Firma Tanner Holzbau & Sägerei, die am Samstag, 8. Juli, komplett abgebrannt ist. Die simple Frage: Wie geht es Ihnen aktuell?

Ivo Tognella: Wenn ich den Schaden sehe, bin ich immer noch erschüttert. Ich fühle mich jetzt müde und k. o.

Aber Sie haben schon wieder Mut gefasst?

Ich werde die Firma weiterführen, wie ich schon letzte Woche sagte. In einer Sägerei und einem Holzbaubetrieb zu arbeiten und diesen zu führen, ist mein Traumjob. Noch am Sonntag, als die Löscharbeiten auch im Naturschutzgebiet andauerten, habe ich an meine Mitarbeiter gedacht. Wir sind ein junges Team von 25 lässigen Leuten. Ich habe als Chef auch eine Verpflichtung ihnen gegenüber.

Was wird nun konkret in nächster Zeit geschehen?

Jetzt holen wir Offerten für die Aufräumarbeiten ein. Die Brandstelle ist von der Polizei wieder freigegeben. Ich hoffe, im August oder September die Brandruine räumen lassen zu können.

Und dann?

Ich plane einen Wiederaufbau hier auf dem Gelände. Meine Vision ist es, hier in zwei Jahren wieder so wie vor dem Brand arbeiten zu können. Ich weiss aber, dass die normale Arbeit und parallel dazu der Wiederaufbau viel Energie kosten werden.

Und aktuell arbeitet Ihre Firma bereits wieder. Wo und wie?

Wir haben direkt hier neben der abgebrannten Sägerei zwei Scheunen gemietet. Eine Scheune wird als Provisorium für die Produktion, die andere als Materiallager genutzt.

Die Schaffhauser Polizei hat die Ermittlungen wegen der Brandursache abgeschlossen. Die Ursache für den Grossbrand ist ein Funken, der Sägemehlreste auf dem Dach entzündet hat. Woher der Funke stammt, ist nicht abschliessend geklärt. Ist das nicht unbefriedigend für Sie?

Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, wie der Funkenschlag zustande gekommen sein kann. Ich weiss es nicht. Auf dem Dach gab es keine elektrischen Installationen. Die abgebrannte Produktionshalle war rund acht Meter hoch. Wie das Feuer hier entstehen konnte, bleibt für mich weiter ein Rätsel. Aber ich akzeptiere jetzt einfach das Resultat der Untersuchungen. Das Wichtigste ist: Es gab kein Fremdverschulden, das den Brand ausgelöst hätte.

Wie hoch ist der Schaden, den das Grossfeuer verursacht hat?

Durch das Feuer ist die ganze Produktionsstätte mit Maschinen und Werkzeug verbrannt. Der Gesamtschaden beträgt mehrere Millionen Franken.

 

«Ich bin noch selber ins Gebäude und habe versucht, im Innern zu löschen. Eigentlich sollte man das nicht.»

 

Zurück zum Brand. Sie waren selber als Feuerwehroffizier vor Ort und haben Ihre Firma versucht zu retten. Wie war das?

Ich bin noch selber ins Gebäude und habe versucht, im Innern zu löschen. Eigentlich sollte man das nicht, wie wir in den Feuerwehrübungen jeweils betonen. Das Dach der ­Sägerei ist dann auch schnell mal eingestürzt. Als ich die Tür hinter mir schloss, wusste ich, dass die Sägerei nicht mehr zu retten ist. Ich habe dann einfach funktioniert und vom Unternehmer zum Feuerwehroffizier umgeschaltet.

Die eigene Firma abbrennen zu sehen, ist schon hart …

… vor allem war ich als Feuerwehroffizier noch nie bei einem Brand, der so verheerend gewütet hat. Das war aber ausgerechnet hier der Fall. Ein Feuer ist sowieso der Albtraum eines Sägereibesitzers. Die anhaltende Trockenheit und die Windverhältnisse haben zusätzlich für die rasend schnelle Verbreitung des Feuers gesorgt und zum Waldbrand im Naturschutzgebiet geführt.

Was haben Sie seit dem Brand für Reaktionen seitens der Bevölkerung und von Freunden erlebt?

Die Solidarität ist riesig. Ich habe sicher über 300 Mitteilungen auf dem Handy gehabt, auch von alten Schulfreunden oder Kollegen vom Militär. Zudem erhalte ich Briefe, in denen mir Mut gemacht wird. Das ist wirklich fantastisch. Das Dorf ist während der Brandkatastrophe zusammengestanden. Schon nach kurzer Zeit hat uns die Bevölkerung während der Löscharbeiten mit Getränken und Esswaren versorgt. Ich habe erlebt, dass für die Merishauser die Sägerei eine Traditionsfirma ist, die seit über 75 Jahren zum Dorf gehört. Es gab sogar Leute, die eine Spendenaktion für mich organisieren wollten. Das wollte ich aber nicht.

Wieso?

Es ist nicht mein Privathaus, bei dem ich jetzt Hab und Gut verloren habe, sondern meine eigene Firma, ein KMU.

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