Schuldiger nach Indizien überführt

Jean-Claude Goldschmid | 
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Beim beschädigten Büsinger Weidling war definitiv ein Biber am Werk. Ein neuerlicher Augenschein vor Ort hat für den kantonalen Naturschutz-Leiter Herbert Billing die nötigen Beweise erbracht.

«Ja, das müsste ein Biber gewesen sein», sagt Herbert Billing, Leiter Naturschutz beim Kanton Schaffhausen, als er die neuen, detaillierteren Bilder vom beschädigten Büsinger Weidling sieht, die bei einem Augenschein der SN gestern vor Ort entstanden sind. Belege dafür sind für ihn nicht nur die Beissspuren am Weidling selbst, sondern auch die abgenagten Hölzer, die im Weidlingsboden liegen, sowie die eindeutig von Bibern stammenden angefressenen Bäume am Ufer unmittelbar neben dem Weidling, der, wie jetzt bekannt ist, mit einer Büsinger Immatrikulationsnummer versehen ist. Den Namen des Eigentümers kann man laut Sven Krippents vom Schifffahrtsamt Konstanz allerdings aus Gründen des Datenschutzes nicht bekannt geben. Gemäss Bernd Schmidt, dem Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, ist jedenfalls keine Anzeige wegen des Vorfalls eingegangen.

«Häufig sind solche Schäden nicht»

Der Schaffhauser Antonio Zumkehr hatte den aussergewöhnlichen Fund am Freitag gemeldet (die SN berichteten) – und war gestern ebenfalls erneut vor Ort. Auch für ihn ist aufgrund der neuen Erkenntnisse klar, dass es ein Biber gewesen sein muss, der diesen Weidling anknabberte.

Um einen Einzelfall scheint es sich jedenfalls nicht zu handeln – denn der Schaffhauser Weidlingfan Beat Steinmann meldete den SN gestern, dass der Weidling seiner Familie im Oktober 2015 ebenfalls angeknabbert worden sei – auch von einem Biber. Sein Sohn habe das an sich nachtaktive Tier sogar gesehen. «Obwohl unser Weidling aus Sperrholz besteht, wurden beide Seiten des Motorausschnitts beschädigt», sagt er. Der Sachschaden habe rund 500 Franken betragen. Das Boot sei von der Beringer Firma Mändli Bootsbau repariert worden.

Pascal Mändli, der diesen Betrieb zusammen mit seiner Frau leitet, vermutet bei Steinmann zwar eher eine Bisamratte als Verursacher des Schadens. Ganz sicher könne man aber nicht sein. Entscheidend seien die Beissspuren. Übrigens würden auch Blesshühner Schäden an Weidlingen verursachen. «Häufig sind solche Schäden nicht», so Mändli. «Es kommt alle paar Jahre einmal vor.» Viel häufiger seien Brandlöcher nach Partynächten – und die seien ja vom Menschen verursacht.

Der Weidlingsbauer sieht auch wenig Möglichkeiten, wie sich Bootsbesitzer gegen solche Schäden schützen könnten. «Das ist höhere Gewalt», sagt er. Es nütze aber sicher etwas, wenn man den Weidling über Nacht mit einem Brett oder einer Blache bedecke. Solche Stachelweidlinge seien in der Regel auch nicht teilkaskoversichert, sondern lediglich haftpflichtversichert – wenn sie, wie hier, eine Zulassungsnummer hätten.

Für den Thaynger Weidlingsbauer Urs Kohler ist jedenfalls ebenfalls klar: Das hier war ein Biber. Das schon etwas ältere Boot weist aus seiner Sicht einen Totalschaden auf.

Eine Frage bleibt aber auch für Herbert Billing: Wieso tut ein Biber so etwas? «Dieses Holz kann er weder fressen noch für seine Dämme verwerten», sagt er. Dass eine Bisamratte für diese Schäden verantwortlich ist, glaubt er definitiv nicht. Das belegten die Schäden am Ufer. Sicher ist für Billing, dass sich der Biber in der Region Schaffhausen seit den 1990er-Jahren massiv ausbreitet. Das kantonale Departement des Innern sei derzeit aber erst daran, die Grundlagen für ein Biberkonzept zusammenzustellen. Dazu gehöre auch eine Bestandserhebung.

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