Ein Chef blickt über den Tellerrand

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Jung, dynamisch und voller Visionen: Christoph Grainger-Herr (rechts) stellte sich den Fragen von Regierungsrat Christian Amsler beim FDP-Neujahrsapéro. Es war Grainger-Herrs erster Auftritt in seiner neuen Funktion. Bild: Dario Muffler

Christoph Grainger-Herr, designierter IWC-CEO, sprach am Neujahrsapéro der FDP Schaffhausen über Uhren und Politik. Dabei sagte er auch, was Schaffhausen verbessern müsse.

Eigentlich ist Christoph Grainger-Herr kein typischer Manager. Der studierte Innenarchitekt ist ein ­Ästhet mit Gespür für Geschichten und Träume, die eine Uhrenmarke vermitteln will. Genau weil er diesen erweiterten Horizont besitzt, wird Grainger-Herr neuer CEO der IWC Schaffhausen. Am Neujahrsapéro der FDP Schaffhausen, der von der FDP Thayngen/Reiat organisiert wurde, hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt als Nachfolger von Georges Kern. Im Landgasthof Hüttenleben in Thayngen stellte er sich Christian Amslers Fragen und jenen des Publikums. Mit fundierten Antworten und einem smarten Auftritt verdiente sich Grainger-Herr viel Applaus und bekam einige Lacher. Unter anderem für seine Aussage, dass es sich in Stetten gut schlafe. «Ich habe noch nirgends so gut geschlafen wie hier», sagte er.

Der 38-jährige Familienvater scheint aber alles andere als eine Schlafmütze zu sein. «Eine ästhetische Vision gehört dazu, um einen solchen Betrieb erfolgreich führen zu können», sagte er. Diese Vision würde Leuten mit reinem Management-Background teilweise fehlen. Dass Grainger-Herr deutlich über den gewöhnlichen Tellerrand hinausblickt, zeigt sich auch daran, dass sich die IWC Gedanken ­darüber macht, wie der Kunde zum Standort gelangt. Was der Kunde von Schaffhausen mitnehme – und damit zwangsläufig mit der Uhrenmarke in Verbindung bringe –, sei essenziell.

Und auch wenn Schaffhausen aus unternehmerischer Sicht gute Bedingungen geschaffen habe, müsse man anderenorts nachbessern. «Schaffhausen bräuchte in der Hotellerie ein Upgrade», sagte er. Zuvor wurde ihm die Frage gestellt, womit Schaffhausen touristisch attraktiver werden könne. «Auch aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die Zustände teilweise international nicht mehr tragbar sind», lautete sein indirekter Appell.

Neuer Standort: Mehr Flexibilität

Dass Schaffhausen eine zentrale Rolle für die Marke IWC spiele, die zum Richemont-Konzern gehöre, zu dem ­einige der renommiertesten Luxusmarken der Welt gehörten, zeige sich allein im Markennamen. «Wir sind die einzige Marke mit dem Namen im Logo», sagte Grainger-Herr. «Vielerorts kennt man uns sogar unter dem Namen Schaffhausen.» Deshalb sei es wichtig, dass es der IWC hier möglich sei, sich so zu ent­wickeln, wie es der Markt erfordere, betonte der designierte CEO. Zwar zeichnete er kein allzu düsteres Bild der Zukunft, aber trotzdem: «Meiner Meinung nach werden nur die grössten Marken die Veränderungen in der Uhrenbranche überstehen.» Die Zeiten der massenhaften Produktion weit im Voraus seien vorbei. Heute dürften kurzfristige Trends und Neuorientierungen von Kundenbedürfnissen nicht verpasst werden. «Der neue Standort in Merishausen erlaubt uns, so flexibel zu sein», sagte er. Im September 2017 wird es zur Eröffnung des neuen Standortes kommen. Platz finden werden dort neben 250 Mitarbeitern auch die Gehäuse- und die Werkteilefertigung sowie die Montage der Werke. Es ist ein Stück weit ein Zusammenführen der heute an verschiedenen Standorten verteilten Teilbereiche der Manufaktur. Eine Reaktion auf die Herausforderungen der globalen Wirtschaft: «Die Anforderungen werden immer ähnlicher, Standorte müssen auf globale Bedürfnisse reagieren können.» Schaffhausen scheint die Bedingungen für solche Standorte zu bieten.

«Ich bin immer stolz, wenn ich im Ausland IWC Schaffhausen lese. Uns liegt am Herzen, dass diese Uhren auch weiterhin aus Schaffhausen kommen», sagte Elisabeth Bührer, die Grainger-Herr mit Thaynger Wein und Thayngerli dankte. Grainger-Herr antwortete mit einem Kopfnicken – wohl bereits an Zukunftsvisionen für die Schaffhauser Uhrenmarke denkend.

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