Phoenix Mecano: Amerikanische Zölle überschatten die Anzeichen der Erholung

Kay Fehr | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare
Logo der Firma Phoenix Mecano mit Sitz in Stein am Rhein , am Freitag, 19. Februar, 2021. (Melanie Duchene / Schaffhauser Nachrichten)
Zwar bleiben Wachstumstreiber wie der demografische Wandel ungebrochen, dennoch muss die Phoenix-Mecano-Gruppe im aktuellen Umfeld auf hartes Brot beissen. Bild: Melanie Duchene

Das Steiner Technologieunternehmen hat am harten Marktumfeld zu beissen – die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump kommt zur Unzeit. Dennoch gibt sich Phoenix Mecano robust und will die Dividende erhöhen.

Kein leichtes Jahr hat die Phoenix-Mecano-Gruppe aus Stein am Rhein hinter sich – 2024 hat dem Technologieunternehmen mit weltweit knapp 7200 Mitarbeitenden viel abverlangt, wie aus dem Jahresergebnis hervorgeht. Trotz eingehenden Aufträgen in der Höhe von umgerechnet 757 Millionen Franken (plus 3,3 Prozent) reduzierte sich der Umsatz leicht auf knapp 732 Millionen Franken. Immerhin: Ohne die Effekte von Währungsschwankungen und Veräusserungen konnte ein Umsatzwachstum von 2 Prozent erreicht werden. Nachdem man Ende 2023 noch schuldenfrei war, hat das Unternehmen die Nettoverschuldung auf rund 10,4 Millionen Franken angehoben, was 3,8 Prozent des Eigenkapitals entspricht. Das Betriebsergebnis (Ebit) sank um 12,8 Prozent auf 48,3 Millionen Franken.

Besonders die beiden industriellen Divisionen litten am anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld. «Die Industriemärkte in Europa haben leider nicht so gut performt», sagte CEO Rochus Kobler am Telefon. Die Sparte «Enclosure Systems», die Industrie- und Elektronikgehäuse entwickelt, musste einen Umsatzrückgang von 6,4 Prozent hinnehmen. Geschuldet sei dies der Abschwächung der Industrienachfrage. Die Profitabilität bleibe jedoch hoch; explosionsgeschützte Gehäuse und Industrie-PCs seien weiterhin gefragt. Die Sparte «Industrial Components» verzeichnete 17,2 Prozent weniger Umsatz und ein Ergebnis, das 58,6 Prozent unter jenem des Vorjahres liegt. Dies aufgrund der «deutlichen Unterauslastung» infolge der schwachen Verfassung der Absatzmärkte.

«Wir haben uns in diesem schwierigen Umfeld gar nicht so schlecht ‹gmetzget›.»

Rochus Kobler, CEO der Phoenix-Mecano-Gruppe

Aufgefangen wurden sie durch die dritte Sparte, die Technik für elektrisch verstellbare Möbel herstellt. Nicht nur konnte sie ihren Umsatz um 12,1 Prozent steigern, sie verdoppelte auch ihr Betriebsergebnis auf über 22 Millionen Franken. Phoenix Mecano schaffte es vermehrt, Antriebs- und Beschlagtechnik im Paket zu vermarkten. «Wir haben uns in diesem schwierigen Umfeld gar nicht so schlecht ‹gmetzget›», so Kobler. Er betonte den Vorteil des balancierten Portfolios. Zudem profitierte das Unternehmen von Ergänzungsleistungen im tiefen zweistelligen Millionenbereich im Zusammenhang mit den Investitionen in den neuen Industriepark in Jiaxing, China.

Phoenix Mecano setze laut dem CEO auf gezielte Devestition. «Wir wollen nur das machen, was wirklich profitabel ist», sagte er. Darum existieren bereits jetzt Pläne, sich langfristig vom Möbelgeschäft zu trennen – obwohl es die Sparte ist, die am stärksten wächst. Denn: Trotz Wachstum sind die Margen gering. «Phoenix Mecano soll ein reines Industrieunternehmen sein», sagte Kobler; eines mit hohen Margen, dafür weniger Wachstum.

Das gut geölte Uhrwerk stockt

Im Jubiläumsjahr 2025 – das Steiner Technologieunternehmen wurde vor 50 Jahren gegründet – gibt es sowohl Licht als auch Schatten. Im ersten Quartal konnte der Umsatz der Gruppe um etwa 2,7 Prozent zulegen, denn die Sparte der industriellen Komponenten konnte wieder wachsen. Dafür verzeichnete Phoenix Mecano rund 2 Prozent weniger Aufträge.

Das Betriebsergebnis der ersten drei Monate wurde um 8,9 Prozent gesteigert. Die positive Entwicklung im ersten Quartal ist besonders bei der Möbelsparte von saisonalen Effekten um das chinesische Neujahrsfest geprägt, schreibt das Unternehmen. Aber auch wichtige europäische Märkte würden erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung zeigen; zumindest stabilisiere sich die Lage auf tiefem Niveau, sagte Kobler. Ebenfalls freute sich der CEO, dass man anlässlich des 50-jährigen Bestehens ein Buch herausgeben konnte.

«Im gut geölten Uhrwerk der globalen Lieferketten stocken wegen der Zölle nun einige Rädli. Das ist eine grosse Bedrohung für die Weltwirtschaft.»

Rochus Kobler, CEO der Phoenix-Mecano-Gruppe

Die amerikanische Handelspolitik unter Präsident Donald Trump führte auch bei der Phoenix-Mecano-Gruppe zu Unsicherheiten. Sowohl die langfristigen Planungen als auch das kurzfristige Bestellverhalten von Grosskunden waren davon direkt beeinträchtigt. Zwar erwirtschafte man weniger als 10 Prozent des Umsatzes in den USA, die abrupte Einführung neuer Handelszölle dämpft den Ausblick des Unternehmens dennoch.

«Wichtiger, und zum jetzigen Zeitpunkt kaum abschätzbar, sind die indirekten Auswirkungen auf unsere Kunden, welche ihre Erzeugnisse im amerikanischen Markt verkaufen», so Kobler. Das betreffe insbesondere die im Vorjahr so starke Möbeltechnik-Sparte, welche die USA als Hauptabsatzmarkt hat. Höhere Konsumentenpreise als Folge der Zölle könnten die Nachfrage nach Komfortmöbel bremsen, befürchtet der CEO. «Im gut geölten Uhrwerk der globalen Lieferketten stocken wegen der Zölle nun einige Rädli. Das ist eine grosse Bedrohung für die Weltwirtschaft.»

Im Mai wird Phoenix Mecano seine Generalversammlung abhalten. Der Verwaltungsrat schlägt eine um einen Franken höhere Dividende von 19 Franken pro Aktie vor. Wegen des entfachten Handelskonflikts verzichtet das Unternehmen aktuell darauf, eine Prognose zu den Geschäftszahlen abzugeben. Diese werde voraussichtlich zusammen mit den Halbjahreszahlen nachgereicht. Trump zum Trotz: Phoenix Mecano sei, dank des globalen Netzwerks, gut aufgestellt, so Koblers Fazit.

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren