Umsatz gesteigert: SIG schreibt trotz Teuerung über 300 Millionen Franken Gewinn

Kay Fehr | 
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Bilanzmedienkonferenz der SIG Gruppe ueber die Zahlen 2023, Bild zeigt CEO Samuel Sigrist, am Dienstag, 27. Februar, 2024 (Melanie Duchene / Schaffhauser Nachrichten)
Ein globaler Marktanteil von 25 Prozent: SIG-CEO Samuel Sigrist ist mit dem vergangenen Geschäftsjahr zufrieden. Bild: Melanie Duchene

Obwohl die Inflation dafür sorgt, dass weniger Geld für den Konsum vorhanden ist, konnte die Neuhauser Verpackungsfirma SIG ihren Umsatz 2023 steigern. Dies nicht nur dank der beiden aufgekauften Firmen, sondern auch dank eines technologischen Vorteils.

Milch, Orangensaft und kalter Kaffee: Viele alltägliche Getränke sind umgeben von Spitzentechnologie – nämlich in der Form der Verpackung. Diese muss einigen Anforderungen entsprechen, damit das Produkt keimfrei bleibt und auch ohne Kühlung oder Zusatzstoffe lange hält. Eine von weltweit nur wenigen Firmen, die dazu in der Lage sind, ist SIG aus Neuhausen. Im Zürcher Luxushotel Widder stellte CEO Samuel Sigrist gestern zusammen mit der neuen Finanzchefin Anne Erkens das Jahresergebnis 2023 vor.

Einen grossen Einfluss auf das vergangene Jahr hatten laut Sigrist die beiden Zukäufe, die 2022 getätigt wurden: Evergreen Asia und Scholle IPN. «Sie zementieren unsere Marktführerschaft im Bereich der nachhaltigen Verpackungslösungen für Nahrungsmittelproduzenten», sagte der CEO. Das habe der SIG die Möglichkeit gegeben, entlang von Vertriebskanälen zu wachsen. Sie könne somit nicht nur im Supermarktregal, sondern auch im schnell wachsenden Bereich «Foodservice» für Gastronomie und Grosshandel präsent sein.

Über 3 Milliarden Umsatz

«2023 war ein Jahr, in dem wir Mehrkosten an unsere Kunden weitergeben mussten», so Sigrist. Trotz schwacher Endmärkte sei es SIG gelungen, den Umsatz zu steigern; währungsbereinigt kletterte er um 18,5 Prozent auf umgerechnet rund 3,1 Milliarden Franken.

«Wir sind überzeugt, dass es weitere Möglichkeiten gibt, zu wachsen.»

Samuel Sigrist, SIG-CEO

Sigrists Fazit: «Wir sind sehr zufrieden mit unserem Wachstum und wir sind überzeugt, dass es weitere Möglichkeiten gibt zu wachsen. Das zeigt, dass wir in unseren Endmärkten richtig aufgestellt sind.» Er beziffert den globalen Marktanteil von SIG auf 25 Prozent.

Ein Vorteil für SIG sei es, dass ihre Maschinen sich sehr schnell auf ein anderes Volumen umstellen liessen. «Das hat unseren Kunden erlaubt, in einem inflationären Umfeld ihre Preispunkte zu halten», sagte Sigrist. Gerade in den aufstrebenden Märkten sei das essenziell. «Wenn in Indien der Preispunkt bei 10 Rupien liegt, dann würde eine Preiserhöhung auf 11 Rupien nicht goutiert werden. Eine Reduktion des Volumens ist die bessere Lösung.» Das zeige sich auch daran, dass 2023 rund 90 neue Füllanlagen verkauft werden konnten. Global sind 1388 solche SIG-Anlagen in Betrieb.

Als bereinigtes Nettoergebnis erwirtschaftete SIG rund 304 Millionen Franken, ein Plus von 10,9 Prozent. Das Umsatzwachstum dank der Preiserhöhungen sowie die beiden Zukäufe haben laut Erkens zum deutlichen Gewinn beigetragen. Die 48-jährige Finanzchefin hob auch die verbesserte Schuldensituation hervor. Für die beiden Akquisitionen von 2022 habe man zusätzliche Schulden aufgenommen, «in diesem Jahr konnten wir unsere Bruttoschulden reduzieren», so Erkens. Der Verschuldungsgrad, sprich das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital, sank von 3,1 auf 2,7 und soll per Ende 2024 bei 2,5 stehen.

Für das laufende Jahr erwartet Erkens ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum am unteren Ende der prognostizierten 4 bis 6 Prozent. Sie rechnet erst im zweiten Semester mit einer Erholung der Märkte und damit verbunden einem Volumenwachstum. Der Verwaltungsrat wird der Generalversammlung eine Dividende von 48 Rappen pro Aktie vorschlagen, im Vorjahr lag sie noch bei 47 Rappen.

«Haben eine gute Strategie definiert»

Frau Erkens, Sie sind seit dem 1. November Finanzchefin bei SIG. Was hat Sie dazu bewogen, von Henkel zum Neuhauser Unternehmen zu wechseln?

Anne Erkens: Ich durfte 20 Jahre bei Henkel verbringen, in denen ich immer wieder neue Rollen bekam. Jetzt hat es mich gereizt, die Gesamtverantwortung als CFO bei SIG zu übernehmen. Im Vorfeld habe ich viele Gespräche geführt und hatte das Gefühl, dass die Chemie passt.

Auf welche Weltregionen legen Sie 2024 den Fokus?

Die Wachstumsmärkte bieten interessante Chancen, deshalb investieren wir dort auch in neue Fabriken, unter anderem in Mexiko und Indien. Die reifen Märkte bleiben aber dennoch relevant für uns. In Nordamerika haben wir uns mit der Akquisition von Scholle IPN deutlich vergrössert. Dass wir diesen Mix aus verschiedenen Weltregionen haben, sichert uns ein Stück weit gegenüber volatilen Entwicklungen in einzelnen Märkten ab.

Der Aktienkurs ist nach der Veröffentlichung des Geschäftsberichts leicht gestiegen, sonst hat er in den letzten Monaten unterdurchschnittlich performt. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?

Bei den kurzfristigen Kursentwicklungen muss man das gesamte Marktumfeld berücksichtigen. Wir als Management haben eine gute Strategie definiert und wir sind zuversichtlich, dass sie funktioniert. Daran arbeiten wir und das wird sich dann auch im Aktienkurs widerspiegeln.

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