Mit «u gueten» Guetsli Geld verdienen

Jeannette Vogel | 
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Zutaten vermengen, Teig auswallen, Formen ausstechen und später den Pfaffenhütchen den letzten Schliff geben; Elisabeth Leu (links) und Caroline Schneidewind in ihrer Profibackstube in Neuhausen. Bild: Jeannette Vogel

Mit einem Auftrag für die erste Klasse der Fluggesellschaft Swiss kam der Stein ins Rollen. Zwei Frauen aus Hemmental haben ihren Traum von der Selbständigkeit nun verwirklicht.

Die Pfaffenhütchen kommen frisch aus dem Ofen. Sie wurden sinnigerweise im Pfarreizentrum der katholischen Kirche in Neuhausen von einer ehemaligen Mesmerin gebacken, die gelernte Bäcker-Konditorin ist. Caroline Schneidewind ist diese Bäckerin, sie hat zusammen mit Elisabeth Leu die dortige Gastroküche in eine Profibackstube verwandelt, wo sie 34 Arten Guetsli, Zöpfe und anderes Gebäck herstellt. Die beiden Frauen haben ihren Traum von der Selbständigkeit verwirklicht und per 1. Februar die U-guet GmbH gegründet. Schneidewind und Leu arbeiten bereits seit Jahren zusammen, die Nebenbeschäftigung wurde immer mehr zum Beruf. Initialzündung war ein Auftrag von der Swiss im Jahr 2015. Caroline Schneidewind durfte für die erste Klasse in den Wintermonaten Guetsli liefern und sagte zur Freundin: «Ich brauche dich.» ­Bevor es aber zum Auftrag kam, mussten sich die beiden Frauen aus Hemmental bei der Fluggesellschaft persönlich vorstellen: «Wir zwei Landeier durften nach Kloten», erinnert sich Leu und lacht laut heraus.

Anis-Ammoniten

Rund 300 Eier werden pro Woche in der Backstube aufgeschlagen. Schneidewind verwendet für ihre Backwaren nur Zutaten, die es schon zu Grossmutters Zeiten gab, wie Butter, Zucker und Mehl: «Wir stellen die Waren traditionell und ohne künstliche Zusatzstoffe her.» Ein Teil der Rezepte stammt denn auch von den Grossmüttern der Geschäftsfrauen. Mit den Anisguetsli hat es eine besondere Bewandtnis, sie ­sehen aus wie kleine Ammoniten: «Der ‹Schnäggestaa› zeigt unsere Verbindung zum Randental», so Schneidewind. Das Rezept sei über 100 Jahre alt, sagt die Bäckerin, mindestens genauso alt wie das Rezept für die Wiiguetsli von Leus Grossmutter. Ihre Küchenhelfer sind eine Riesenknetmaschine und eine Ausrollmaschine, alles andere ist Handarbeit. Bei grösseren Aufträgen und vor allem in der Hochsaison vor Weihnachten werden die Bäckerinnen von Freunden und Verwandten unterstützt. «Bei mehr als fünf Personen wird es aber schon sehr eng in unserer Backstube», sagt die gelernte Bäcker-Konditorin. Die verschiedenen Guetsli werden normalerweise in drei Grössen hergestellt und dann verpackt, verschweisst und deklariert. «Die kleinen passen gut zu Kaffee oder Tee. Die grossen ersetzen fast eine Mahlzeit», sagt Schneidewind. Die mittlere Grösse wird speziell für Altersheime gebacken: «Wir nennen sie Seniorenguetsli.» Zu den Kunden von U-guet zählen mittlerweile Läden, Cafés und Restaurants, Tankstellen sowie Badis in der Region. «Am Anfang gingen wir weibeln», erinnert sich Leu. Mit Körben voller Backwaren besuchten sie mög­- liche zukünftige Verkaufsstellen, verteilten Müsterchen und stellten sich vor.

Bäcker-Konditor-Lehre nachgeholt

Caroline Schneidewind hat seit ihrer Schulzeit eine Leidenschaft für das Bäckerhandwerk, trotzdem verlief ihr beruflicher Werdegang nicht linear. Die Schnupperlehre bei einem Bäcker fiel buchstäblich ins Wasser: «Ich musste zwei Wochen lang nur abwaschen.» Sie machte dann eine Ausbildung zur Damenschneiderin, arbeitete in einer Kinderkrippe und bei einem Bäcker und entschied sich doch noch für eine ­dreijährige Bäcker-Konditor-Lehre. 2003 machte sie die Wirteprüfung und führte eine Zeit lang das Restaurant Frohsinn in Hemmental. Zudem versah sie das Amt der Mesmerin. Die Prüfung zur Bäcker-Konditor-Meisterin machte sie ebenfalls. «Und ich habe drei Kinder in die Welt gesetzt», ­ergänzt Schneidewind.

Viel und unregelmässig zu arbeiten, mache weder ihr noch Leu etwas aus: «Der Arbeitstag hat acht Stunden. Die Nacht aber auch», sagt Schneidewind und lacht erneut.

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